Gröbenzell:Stillstand am Böhmerweiher

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Die Zukunft des beliebten Badesees ist weiter ungewiss - Münchens CSU will die Planungen aber wieder voranbringen.

Erich C. Setzwein

Still ruht der See, könnte man in diesen Tagen in Gröbenzell sagen. Und das Bild stimmt: Denn um den Böhmerweiher an der Stadtgrenze von München ist es sehr still geworden. Erneut ist ein Sommer, eine ganze Badesaison ins Land gegangen, und wieder hat sich offensichtlich nichts bewegt. Die Verärgerung darüber, dass weder die Grundstücksverhandlungen mit Johann Böhmer abgeschlossen noch das Naherholungskonzept umgesetzt wurden, ist ebenso groß wie in den Vorjahren.

So vereist wie der Böhmerweiher in diesen Tagen scheinen auch die Planungen für ein Naherholungsgebiet zu sein. (Foto: Johannes Simon)

Jetzt wollen Josef Schmid und sein Kollege Tobias Weiß von der Münchner CSU-Stadtratsfraktion das schleppende Planungsverfahren wieder in Gang bringen und fordern, endlich das Gutachten über die Gewässergüte zu veröffentlichen.

So klar und sauber, wie der Weiher unter seiner Eisschicht erscheint, ist er offenbar nicht. Nach wie vor hält die Stadt München ein Wassergutachten unter Verschluss und will es, wie die Gemeinde Gröbenzell mittlerweile erfuhr, ihr nur mit Erläuterungen herausgeben. Die Münchner CSU-Fraktion verlangt nun, dass es dem Stadtrat vorgelegt wird. Schmid und Weiß wollen vor allem wissen, wie die bakteriologische Situation beurteilt wird.

Als Quelle für die Verschmutzungen gilt der Speckbach, an dessen Oberlauf sich einmal ein Ententeich und ein Misthaufen befanden. Außerdem gelangt Oberflächenwasser von den landwirtschaftlich genutzten Flächen in den Einlauf des Böhmerweihers.

Die Münchner CSU-Stadträte möchten von der Stadt Auskunft darüber, wie die Gewässergüte des bei so vielen Menschen beliebten Badesees dauerhaft gesichert werden kann. Die Gewässerproben wurden nach Auskunft von Beteiligten im Sommer 2009 genommen. Dabei wurde auch nachgeforscht, woher die Belastung mit Bakterien kommen könnte. Weil die Ergebnisse nicht veröffentlicht wurden, kann bislang noch niemand sagen, ob die Verschmutzung geringfügig oder erheblich ist. Es besteht ohnehin schon ein offizielles Badeverbot, an das sich aber niemand hält. Möglicherweise, so Besitzer Johann Böhmer, werde das Gutachten in der ersten Hälfte des nächsten Jahres dem Stadtrat präsentiert.

Die Anfrage der CSU hat einen Hintergrund, es ist ein unrühmliches Jubiläum: Ende November vor fünf Jahren hat der Münchner Stadtrat nämlich einen Bebauungsplan für das Gebiet der Böhmerweiher beschlossen, legte damit also die Grundzüge einer künftigen Planung fest. Seither sind viele Rahmenbedingungen en erfüllt worden, umgesetzt wurde die Idee eines Naherholungsgebiets aber nicht. Inzwischen haben die Gemeinden Gröbenzell und Puchheim mit der Stadt München, auf deren Flur die ehemaligen Kiesentnahmestellen der Firma Böhmer liegen, eine Grundvereinbarung hinsichtlich der Kosten und der Pflegemaßnahmen geschlossen.

Bei den Verhandlungen über den Kaufpreis herrscht nach wie vor Stillstand. Und Stillschweigen: Nur die Beteiligten wissen momentan, um welche Summe sie streiten, alle bisher genannten Zahlen in Millionenhöhe werden dementiert. Grundbesitzer Johann Böhmer sagte zur SZ: "Zum Verkauf möchte ich nichts mehr sagen."

Um eine Lösung bemüht ist man auch in den Rathäusern von Gröbenzell und Puchheim. Die beiden Bürgermeister haben sich Ende November direkt an den Münchner Oberbürgermeister Christian Ude gewandt und ihn gebeten, koordinierend auf seine Referate einzuwirken, wie der Gröbenzeller Bürgermeister Dieter Rubenbauer sagte. "Es hängt alles an München."

Auch Böhmer selbst steht mit dem zuständigen Bezirksausschuss und dem städtischen Baureferat in Kontakt. Doch bislang habe er noch keine Antwort bekommen. Der Erholungsflächenverein als künftiger Betreiber halte sich ebenfalls weiterhin bedeckt. Zu einer möglichen Realisierung im nächsten Jahr sagte Böhmer: "Wir sind weit hinten."

© SZ vom 22.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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