Gröbenzell:Kreis-SPD hat erstmals zwei Vorsitzende

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Daniel Liebetruth (von links) und Sonja Scherzinger lösen als Doppelspitze den bisherigen Vorsitzenden Michael Schrodi ab. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Auf dem Parteitag in Gröbenzell werden Sonja Scherzinger und Daniel Liebetruth zu den Nachfolgern von Michael Schrodi gewählt. Der Bundestagsabgeordnete kandidiert nach zwölf Jahren an der Spitze nicht mehr.

Von Andreas Ostermeier, Gröbenzell

An der Spitze der Sozialdemokraten im Landkreis stehen erstmals zwei Vorsitzende. Sonja Scherzinger aus Gröbenzell und Daniel Liebetruth aus Germering sollen die Kreis-SPD in den beiden kommenden Jahren führen. Gewählt wurden sie auf dem Parteitag am Samstag in Gröbenzell. Vor der Wahl hielt der bisherige Vorsitzende Michael Schrodi Rückschau auf seine zwölf Jahre dauernde Amtszeit. Wegen der vielen Aufgaben als finanzpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion kandidiere er nicht mehr für das Amt, sagte Schrodi.

Liebetruth begründete die neue Aufstellung der Parteispitze damit, dass in paritätisch besetzten Teams gute Arbeit geleistet werden könne. Außerdem hinterlasse Schrodi eine große Lücke, da sei er froh über die Zusammenarbeit mit Scherzinger, sagte Liebetruth. Scherzinger, die vor zwei Jahren zu einer der beiden stellvertretenden Vorsitzenden gewählt worden war, begründete die neue Doppelspitze damit, dass Frauen in der Partei gut vertreten und sichtbar sein sollten.

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Liebetruth gehört dem erweiterten Kreisvorstand bereits seit vielen Jahren an. Der Gymnasiallehrer ist auch Stadt- und Kreisrat. Scherzinger ist Vorsitzende der Gröbenzeller SPD. Dass zwei Kandidaten sich als Tandem bewerben und als gleichberechtigte Vorsitzende die Nachfolge von Schrodi antreten sollten, war ein Vorschlag des Vorstands der Kreis-SPD. Die Delegierten folgten diesem Vorschlag fast einstimmig, wie die Abstimmung zeigte.

Einzug in den Bundestag

In seinem letzten Bricht als Vorsitzender blickte Schrodi auf seine gesamte Amtszeit zurück. Dabei erinnerte er an schöne Erlebnisse wie die Landtagswahl 2013, in der die SPD mit dem Spitzenkandidaten Christian Ude mehr als 20 Prozent der Stimmen erhalten hatte, an seinen Einzug in den Bundestag 2017 und den Wahlsieg vier Jahre später. Aber auch unschöne Erlebnisse habe es gegeben, sagte Schrodi und verwies auf die Landtags- und Bezirkstagswahlen vor fünf Jahren, bei denen die Kreis-SPD sämtliche Mandate in den beiden Gremien verloren hatte. Zudem sei das Resultat mit 9,7 Prozent auf Landesebene ein "herber Schlag" gewesen.

Das soll sich im Oktober nicht wiederholen. Schrodi ermunterte die Delegierten, selbstbewusst aufzutreten. Im Wahlkampf gelte es, den Wählerinnen und Wählern deutlich zu machen, dass man die CSU ablösen wolle. Daniel Liebetruth soll seinen Teil dazu beitragen. Der Germeringer kandidiert im Stimmkreis Fürstenfeldbruck-Ost für den Landtag. Und der Kandidat versicherte den Delegierten, "hochmotiviert" zu sein.

Bezahlbare Energie

Als ein Wahlkampfthema nannte Liebetruth saubere und bezahlbare Energie. Die ausreichende Versorgung mit Strom und Wärme für alle dürfe nicht zur sozialen Frage werden, forderte der Landtagskandidat. Er kritisierte die Staatsregierung für ihr Festhalten an der Atomkraft, der "teuersten" Möglichkeit, Strom zu produzieren. Die Industrie benötige jedoch eine verlässliche Energieversorgung. Deshalb habe sich Intel für Magdeburg entschieden und nicht für Penzing, denn dort gebe es keine "Stillstandsregierung" wie im Freistaat.

Die Freien Wähler griff Liebetruth an, als er über Bildungspolitik sprach. Er erwarte von Kultusminister Michael Piazolo Vorschläge, wie die Probleme an den Schulen gelöst werden könnten. Statt dessen mokierten sich die Freien Wähler übers Gendern und redeten über den umstrittenen Song "Layla". Wer keine Ideen für das Land hat, der gehöre abgewählt, rief Liebetruth in den Saal.

Weniger Mitglieder

Sorgen macht den Sozialdemokraten das Schrumpfen der Mitgliederzahl. Schrodi sprach von einer "schleichenden Entwicklung nach unten". Scherzinger warnte: "Wir schrumpfen, und das merkt man in den Strukturen." Als Beispiele nannte sie das Fehlen eines Ortsvereins in Mammendorf sowie eine ähnliche Situation in Alling. Der neue Kreisvorstand will sich deshalb auch darum bemühen, die SPD wieder mehr in der Breite des Landkreises zu verankern. Als positives Zeichen nehmen es die Sozialdemokraten, dass es wieder aktive Jusos im Landkreis gibt. Schrodi sprach von "neuem Schwung und frischem Blut".

Stellvertretender Kreisvorsitzender bleibt Martin Eberl aus Eichenau. Er wurde ebenso im Amt bestätigt wie der Fürstenfeldbrucker Mirko Pötzsch als Kassier. Neu im Kreisvorstand ist Lisanne Sauerwald. Sie wurde zur Schriftführerin gewählt.

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