Mitten in Gröbenzell:Das Ende des Tankparadieses

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Ein Elektroauto lädt an einer Zapfsäule für Strom. (Foto: Christoph Hardt via www.imago-images.de)

Gröbenzell verlangt künftig Geld für Strom aus seinen vier Ladepunkten.

Von Ariane Lindenbach

Trotz mobiler Kommunikation und ausgefeilter Gentechnik: Im tiefsten Inneren ist der moderne Mensch ein Jäger geblieben. Nur dass er statt nach Mammuts oder Bären Ausschau zu halten, seine Energie und die Vorteile des Internet nutzt, um die günstigsten Preise oder die besten Konditionen zu erhaschen. Paradiesisch also waren die Zustände für die Fahrer von Elektrofahrzeugen im vergangenen Jahr in Gröbenzell. Denn dort konnten sie an vier Ladepunkten kostenlos ihre Batterien aufladen. Angesichts einer Vervierfachung der Nachfrage, die womöglich nicht nur von am Ort lebenden Fahrern herrührt, wird das Gratis-Tanken nun beendet.

Zweiter Bürgermeister Martin Runge sät die Zweifel, dass die Stromtanker nicht alle aus Gröbenzell kommen. Für ihn ist klar, "dass es sich herumgesprochen hat von München bis ins Allgäu, dass man in Gröbenzell umsonst tanken kann". Anders kann er sich den sprunghaft gestiegenen Jahresverbrauch von knapp acht 8500 Kilowattstunden in 2020 auf mehr als 33 000 Kilowattstunden im Vorjahr nicht erklären. Er wirbt dafür, entsprechend dem Vorschlag der Rathausverwaltung, in Zukunft Geld für das Tanken an den gemeindlichen Ladepunkten zu verlangen, und zwar zwischen 40 und 44 Cent pro Kilowattstunde, abhängig vom gewählten Tarifmodell. Mindestens.

Die zuständige Firma, mit der die Gemeinde Gröbenzell einen Vertrag bis Ende 2024 abgeschlossen hat, bietet fünf verschiedene Tarife an, die zwischen 26 und 0,73 Euro je Kilowattstunde variieren. Sie hat der Gemeinde vor rund zwei Jahren je eine Ladesäule mit zwei Ladepunkten in der Bahnhof- und Rathausstraße eingerichtet, zusammen mit einem Marktverteiler für Strom. "Es war so, dass die Ladesäulen anfangs wenig bis gar nicht genutzt wurden", erläutert Bürgermeister Martin Schäfer. Deshalb hat die Gemeinde das Stromtanken im Vorjahr kostenlos angeboten. Angesichts der gestiegenen Nachfrage votiert der Gemeinderat schließlich ohne Gegenstimmen dafür, in Zukunft bis zu 44 Cent pro Kilowattstunde für das Tanken an den gemeindlich finanzierten Ladesäulen zu verlangen. Er sei gespannt, erklärt Runge, wie sich das auf die Nachfrage auswirken werden. Schnäppchenjäger jedenfalls müssen nun ein anderes attraktives Angebot auskundschaften.

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