Bernhard Rößner war offenbar ein Mitläufer, wie es so viele gab zwischen 1933 und 1945. Unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten gab der spätere Gröbenzeller Bürgermeister sein Amt im Olchinger Gemeinderat auf - vermutlich aus Angst vor dem braunen Terror gegen SPD-Mitglieder. Später hielt er es für opportun, in die NSDAP einzutreten, außerdem war er Mitglied in Vorfeldorganisationen der Partei.
Dass Rößner sich an Verbrechen der Nazis konkret beteiligte, ist nicht bekannt. Und so geht es wohl in Ordnung, dass er im Entnazifizierungsverfahren als nicht besonders belastet durchging und bei der SPD wieder aufgenommen wurde. Jeder mag für sich selbst entscheiden, ob er an Rößners Stelle mutiger gehandelt hätte.
Heute allerdings geht es nicht um eine Verurteilung Rößners, sondern um eine Ehrung. Es geht um die Frage, ob Rößner, nach dem in Gröbenzell schon eine Straße benannt ist, als offizieller Namensgeber für eine Schule taugt. Und da sollte die Antwort ein klares Nein sein. Denn als Vorbild eignet sich Rößner mit seiner Geschichte kaum - zumal aus seiner Zeit als Gröbenzeller Bürgermeister nichts überliefert ist, das den Makel der NS-Vergangenheit aufwiegen würde.
1945 mag es schwer gewesen sein, ein Staatswesen aufzubauen, ohne auf ehemalige Nazi-Mitläufer zurückzugreifen. Heute sollte es andere Persönlichkeiten geben, nach denen man Schulen benennt. Wie wäre es zum Beispiel mit Josef Schäflein, Rößners sozialdemokratischem Fraktionskollegen im Olchinger Gemeinderat? Der beugte sich den Nazis 1933 nicht freiwillig und wurde von SA-Leuten so misshandelt, dass er lebenslang darunter litt.
Wenn sich die Gröbenzeller dazu nicht durchringen können, dann wäre die von der Rektorin favorisierte "Tannenfleckschule" noch die bessere Lösung. Lieber ein unpolitischer Name als ein politisch anrüchiger.