Gilching/Grafrath:Faible fürs Multitalent Elsbeere

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Für den eher unbekannten Laubbaum, der auch zwischen Grafrath und Andechs wächst, interessieren sich nicht nur die Waldbauern. Buben und Mädchen der Gilchinger Grundschule pflanzen nun Setzlinge an der Umgehung

Von Michael Berzl, Gilching/Grafrath

Die Elsbeere ist eine echte Rarität in Bayerns Wäldern. Eigentlich ist dieser Laubbaum autochthon, wie die Fachleute sagen, also hier heimisch; und doch ist er nur in einigen Regionen des Freistaats anzutreffen. Dazu zählen bestimmte Bereiche des Fünfseenlands: bei Utting und Riederau, östlich des Ammersees zwischen Grafrath und Andechs sowie östlich des Starnberger Sees zwischen Icking und Höhenrain. Nach einer Zählung dürften es etwa 1000 Stück sein - das größte Vorkommen südlich der Donau. Ansonsten gibt es weit und breit keine Bestände; erst in Kelheim und in Franken wieder. Doch das soll sich ändern. Seit einigen Jahren breitet sich die Elsbeere dank tatkräftiger Hilfe einiger Liebhaber in den Landkreisen Starnberg und Fürstenfeldbruck aus. Treibende Kraft ist dabei Gero Brehm aus Gilching, Abteilungsleiter im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Fürstenfeldbruck. Zuletzt wurden am Rand seiner Heimatgemeinde zwei Dutzend Setzlinge eingegraben; insgesamt waren es auch heuer wieder mehr als 1000. Diesmal haben Viertklässler der James-Krüss-Schule beim Pflanzen auf einem Waldstück an der neuen Umgehungsstraße mitgeholfen. Mit kleinen Kinderspaten haben sie gegen das Wurzelgeflecht im Boden angekämpft, um kleine Löcher für die Setzlinge auszuheben. Sie haben sogenannte Wuchshüllen gefaltet. Diese wirken wie ein kleines Gewächshaus und bieten den etwa einen halben Meter hohen Bäumchen Schutz vor hungrigen Rehen. Schließlich wurden noch Schildchen mit den Namen der Schüler angebracht.

Eine symbolische Pflanzaktion, die aber durchaus Bedeutung hat. "Wir setzen ganz große Hoffnungen auf die Elsbeere", erklärt Martin Fink, der Vorsitzende der Starnberger Waldbauernvereinigung, nachdem er zwei Mädchen erklärt hat, wie sie den Wurzelballen richtig im Boden festdrücken. Zusammen mit Tanne und Douglasie sei dieser Baum besser geeignet, dem Klimawandel zu trotzen als die Fichte, die hier noch sehr verbreitet ist, aber oft dem Borkenkäfer oder Stürmen zum Opfer fällt. Die Waldbesitzer stünden vor der Herausforderung, sich auf die klimatischen Veränderungen einzustellen. Und dazu gehöre auch, je nach Beschaffenheit der Böden die geeigneten Bäume zu pflanzen.

Forstdirektor Brehm hat sein Faible für die Elsbeere entdeckt, als sie 2011 zum Baum des Jahres erklärt wurde und der Bestand im Landkreis Starnberg genau kartiert wurde. Seither kümmert er sich eigenhändig darum, dass sie sich wieder mehr verbreitet. Das kostet einigen Aufwand. Im vergangenen September waren extra Helfer mit einer Hebebühne in Weßling im Einsatz, um die kleinen Früchte mit den Samen zu ernten. Die wurden zunächst zu einer Baumschule nach Schrobenhausen gebrach, kamen dann zur Aufbereitung des Saatguts zu einer sogenannten Samenklenge in Laufen und zur Aufzucht zu einem Betrieb in Hamburg, der die Setzlinge dann wieder für fünf Euro pro Stück an das Landwirtschaftsamt in Fürstenfeldbruck verkauft hat. Diese Kosten übernehmen seit drei Jahren die Stadtwerke Fürstenfeldbruck (Bericht rechts).

Mit Pflanzaktionen bei Inning und Utting sowie in Gilching und Moorenweis am vergangenen Freitag ist die Arbeit mit den jungen Elsbeeren für dieses Jahr weitgehende abgeschlossen. An etwa 40 Standorten in der Gegend zwischen Holzkirchen und Windach wurden die kleinen Elsbeeren eingegraben, berichtet Forstdirektor Brehm. Aber es gebe schon viele Vormerkungen von Grundbesitzern, auch gerne ein paar Exemplare dieses "Multitalents" pflanzen würden, wie Brehm den Baum nennt.

© SZ vom 09.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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