Fürstenfeldbruck:Die "Gute Stube" bewahren

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Schön restaurierte Häuser an der Hauptstraße von Fürstenfeldbruck. (Foto: Johannes Simon)

Stadt will auf dem Marktplatz Wildwuchs wie zugeklebten Schaufenstern oder großen Werbeaufstellern entgegenwirken. Doch nicht alle Geschäftsleute finden einen Gestaltungsleitfaden gut.

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Innenstadt von Fürstenfeldbruck mit den schön restaurierten Bürgerhäusern ist so etwas wie ein Aushängeschild der Kreisstadt. Das bestätigt nun auch ein Büro für Städteplanung, das im Auftrag der Stadt eine Art Leitfaden ausarbeiten soll - um beispielsweise Wildwuchs bei Werbeschildern oder bei der Möblierung vor Restaurants entgegenzuwirken. Er könnte auch Immobilienbesitzern als Orientierungshilfe dienen im Fall einer anstehenden Fassadensanierung, bei der ein Haus in einen dem Original nahen Zustand zurückversetzt werden soll.

Vor der Sparkasse, die in den Siebzigern errichtet worden ist und auch für diese Zeit stehen darf, beginnt der Rundgang unter Leitung von Monika Seywald (vorne, rechts). (Foto: Carmen Voxbrunner)

Experten des Regensburger Büros Dömges führten nun einen Rundgang über den Marktplatz an, an dem etwa 30 Geschäftsleute, Hauseigentümer, Anwohnerinnen, Architekten, Stadträtinnen und Stadträte sowie Hans Friedl, baupolitischer Sprecher der FW-Landtagsfraktion und Mitglied im Landesdenkmalrat, teilnahmen. Dabei stellten sie fest, dass es bereits erfreulich viele positive Beispiele gibt. Mancher Ladenbetreiber sieht das Vorhaben dennoch skeptisch und fürchtet Bürokratie und zu strenge Vorschriften. Noch ist offen, ob am Ende eine verbindliche Satzung stehen wird oder ein flexibler auslegbarer Leitfaden in Form eines Handbuchs. Letztlich wird dies der Stadtrat zu entscheiden haben. Unabhängig davon einzuhalten sind freilich die heute bereits geltenden Vorgaben des Denkmalschutzes für das Ensemble und mit Blick auf die Verkehrssicherungspflicht jene des Ordnungsamts sowie Festlegungen der jeweils zu beantragenden Sondernutzungserlaubnis, wie Stadtbaurat Johannes Dachsel klarmachte.

Das Urteil der Experten zu mehreren Beispielen: "Zwei sehr unterschiedliche Werbeanlagen, die beide positiv zu bewerten sind: ein historischer beziehungsweise historisierender Ausleger und ein Schriftzug in Einzelbuchstaben in Metall". (Foto: Carmen Voxbrunner)
"Auch positiv zu bewerten ist eine historisierende Sammelanlage, die die Werbung für fünf Betriebe zusammenfasst - dies ist besser als fünf einzelne Werbeanlagen irgendwo an der Fassade." (Foto: Carmen Voxbrunner)
"Bei den Markisen der Bäckerei ist positiv zu bewerten, dass sie in ihrer Breite jeweils auf das darunterliegende Schaufenster bezogen sind". (Foto: Carmen Voxbrunner)
"Auch wenn die Schaufenster des rechten Gebäudes in ihrer Materialität nicht besonders wertig zu sein scheinen, so ist ihre Größe und Gliederung in positiver Weise auf die der darüber liegenden Fenster abgestimmt." (Foto: Carmen Voxbrunner)

Den Anstoß zu der Initiative gegeben hatten unter anderem Stadträtin Irene Weinberg (BBV) sowie mehrere Bürger. Anlass für die Forderung nach einer Gestaltungssatzung waren die als zu massiv empfundene Umzäunungen von Freischankflächen vor Gaststätten mittels Brettern. Ziel ist es laut Stadtplanerin Monika Seywald aber mitnichten, die Geschäftsleute im Brucker Zentrum zu gängeln und ihnen etwas vorzuschreiben, was sie nicht wollen. Vielmehr sollen diese überzeugt werden und auch selbst an einer gemeinsamen, wirtschaftlich vertretbaren Linie mitarbeiten, um im Bereich rund um den Marktplatz "die eigene Prägung und bauliche Identität sowie die Aufenthaltsqualität zu erhalten". Besucher und Kunden sollen gerne in "die gute Stube von Fürstenfeldbruck" kommen.

Was beispielsweise vermieden werden soll: mit Werbung großflächig verklebte Schaufenster, klotzige Werbeaufsteller oder billige Plastikstühle auf dem Bürgersteig, Beschriftungen oder Sonnenschirme in grellen Farben, Markisen, die sich über die gesamte Hausfassade erstrecken. Einem großen Manko lässt sich allerdings auch mit der besten Gestaltungsordnung nicht beikommen: dem dichten und lauten Straßenverkehr auf der Hauptstraße, in dem ein Teil des Vortrags der Stadtplanerin buchstäblich unterging.

Ziel ist ein offenes, luftig wirkendes Stadtbild mit dezenten und hochwertigen Werbe-Beschriftungen, die sich ins Umfeld einfügen, bei dem gleichwohl auf eine nicht authentische Historisierung verzichtet wird. Und die Fenster "als Augen eines Hause" sollten geschossübergreifend zusammenpassen. Dort wo es passt, können sie durch Fensterläden ergänzt werden.

Während für den Marktplatz die Vorgaben recht detailliert formuliert werden, soll dies nicht in dem Maße für die an die Kern-Innenstadt grenzenden Bereiche gelten - wie die sehr zentrumsnahen Abschnitte von Augsburger-, Schöngeisinger- sowie Pucher Straße und Leonhardsplatz. Das Gestaltungskonzept soll nach weiteren Abstimmungen und Präsentationen noch in diesem Jahr vorgelegt werden.

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