Kreuzlinger Feld:Ein weites Feld

Lesezeit: 2 min

Gewohnter Anblick: Das Kreuzlinger Feld bleibt vorerst unbebaut, die Pläne der Investoren sind vom Tisch. (Foto: Leonhard Simon)

Für eine neue Wohnsiedlung im Westen Germerings gibt es viele Ideen. Kommunalpolitiker und Einwohner müssen diese unter einen Hut bringen. Ob die Investoren mitmachen, ist noch unklar.

Von Andreas Ostermeier, Germering

Die Germeringer Wählerschaft will einen Neubeginn der Planungen für das Kreuzlinger Feld. Das Areal, auf dem die Mehrheit des Stadtrats an die 600 neue Wohnungen, eine Schule, eine Kita und einen Einkaufsmarkt errichten wollte, ist sozusagen wieder leer. Ideen gibt es, beispielsweise höhere Häuser, ein Quartier ohne Autos oder genossenschaftliches Wohnen. Die sollen nun unter einen Hut gebracht werden - vor allem unter Mitwirkung der Bürgerschaft. Es braucht aber nicht nur Workshops als Foren für die Einwohner, die sich am Planungsprozess beteiligen wollen, sondern auch neue Gutachten und Diskussionen des Stadtrats. Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) rechnet deshalb mit einem Planungsprozess von mehreren Jahren. Das sieht auch Bauunternehmer Thomas Vilgertshofer so. Fast sechs Jahre habe es von den ersten Entwürfen bis zum Bürgerentscheid gedauert, sagte er.

Vilgertshofer ist enttäuscht

Wie lange er sein Interesse an dem Bauprojekt aufrechterhält, ist noch nicht klar. Er müsse noch weitere Gespräche mit der HI Wohnbau führen. Das Münchner Unternehmen und seine Firma wollten die bisherige Planung umsetzen. Die HI Wohnbau wolle weitermachen, sagte Vilgertshofer am Montag. Bei ihm schaue es "emotional anders aus". Der Allinger Bauunternehmer ist vom Ausgang des Bürgerentscheids sehr enttäuscht, schließlich hätten er und die Stadt jahrelang an dem Projekt gearbeitet. Vilgertshofer warnt zudem vor einer Planung ins Blaue hinein. Die Grundeigentümer müssten miteinbezogen werden, sagte er und nannte als Beispiel die Ortsmitteplanung in Gilching, die sich über Jahrzehnte hingezogen habe, weil Planungen im Nachhinein geändert werden mussten, um die Vorstellungen der Grundeigentümer zu berücksichtigen.

Wie die Forderungen des Bürgerentscheids für eine neue Planung umgesetzt werden sollen, das müssen nun die Stadträte diskutieren. Er werde den Kommunalpolitikern vorschlagen, ein Büro zu beauftragen, das die Beteiligungsformate für die Bürgerinnen und Bürger organisiert, sagte Haas. Ein weiteres Fachbüro soll seiner Meinung nach den geforderten Ideenwettbewerb für das Kreuzlinger Feld Wirklichkeit werden lassen. Von den Vertretern der Bürgerinitiative erwartet Haas, dass sie sich an den Diskussionen beteiligen.

Höhere Häuser denkbar

Agnes Dürr, Sprecherin der Stadtratsfraktion der Grünen, zeigte sich am Montag davon überzeugt, dass die Initiative sich an den neuen Planungen beteiligen wird. Sie hoffe auf einen "echten Wandel" hin zu einem klimagerechten Planen und Bauen, sagte Dürr. Die Grünen möchten erreichen, dass für die neue Siedlung weniger Boden versiegelt wird, als das bisher geplant war. Die Grünen können sich aus diesem Grund auch den Bau von Häusern vorstellen, die höher sind als die bislang vorgesehenen vier Geschosse. Die Grünen wollen auch erreichen, dass weniger Wohnungen gebaut werden. Die bisherigen Planungen seien überdimensioniert gewesen, sagte Dürr, das könne nicht so bleiben.

Die SPD kann sich hingegen vorstellen, in etwa bei der bislang vorgesehenen Anzahl von Wohnungen und Einwohnern zu bleiben. Das sagte Daniel Liebetruth, Fraktionssprecher der SPD im Stadtrat. Allerdings müsse mehr Aufenthaltsqualität geschaffen werden. Liebetruth erneuerte zudem die Forderung seiner Fraktion nach dauerhafter Schaffung von bezahlbarem Wohnraum.

Ausbau der Kirchenschule

Der Ausgang des Bürgerentscheids macht aber nicht nur Neuplanungen für das Kreuzlinger Feld nötig. Auch mit dem Umbau und der Sanierung der Schulen muss sich der Stadtrat nun unter veränderten Bedingungen befassen. Auf dem Kreuzlinger Feld hätte auch eine Grundschule entstehen sollen - für die Kinder der dort wohnenden Familien, vor allem aber für Buben und Mädchen aus anderen Teilen Germerings. Nur etwa ein Viertel der Plätze wären für Kinder vom Kreuzlinger Feld nötig gewesen, drei Viertel für andere Kinder. Ähnliches gilt auch für die auf dem Areal geplante Kinderbetreuung. Rasch zu klären sei, ob die Kirchenschule sechszügig auszubauen ist, sagte Haas. Bislang sollte sie auf vier Züge erweitert werden, also auf vier Klassen pro Jahrgang. Das reicht nun nicht mehr. Der Ausbau kostet die Stadt zusätzlich Geld, an den Kosten für die Schule im Kreuzlinger Feld hätten sich die Investoren dagegen beteiligen müssen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: