Puchheim:Weiter Skepsis gegen die Geothermie

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In Unterhaching sind 1800 der 4000 Häuser an die Geothermie-Anlage angeschlossen. (Foto: Angelika Bardehle)

Bei einer Informationsveranstaltung in Puchheim wird die Anlage in Unterhaching vorgestellt. Deren Geschäftsführer schwärmt, bei den Bürgern bleiben die Sorgen wegen möglicher Erschütterungen.

Von Karl-Wilhelm Götte, Puchheim

Ist Geothermie doch eine Option für Puchheim? Die Puchheimer Volkshochschule (VHS) hat sich, nachdem 2018 die Geothermie per Bürgerentscheid angelehnt wurde, gemeinsam mit der Genossenschaft "Sonnensegler" dem Thema noch einmal angenommen. Etwa 50 Besucher lauschten dem Vortrag von Wolfgang Geisinger, dem Geschäftsführer der kommunalen Geothermie-Gesellschaft Unterhaching, der von einer zukünftigen Vollversorgung per Geothermie und Fernwärme schwärmte. Bei den Puchheimern blieb jedoch die Skepsis gegenüber dieser Wärmequelle. Doch, wie es aussieht, wird sich München in absehbarer Zeit um Wärmequellen im Umland bemühen, um die gesetzlichen Vorgaben erfüllen zu können.

"Die werden auch bei uns bohren und Rohre nach München verlegen", zeigte sich der anwesende Puchheimer Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) überzeugt, dass das heiße Wasser in etwa 3000 Meter Tiefe auch aus Puchheim kommen wird. "Da wird uns München kaum fragen", meinte Seidl im Gespräch mit der SZ. Puchheim alleine würde sich mit der Geothermie wohl finanziell sowieso übernehmen, weil schon für die Aufsuchungserlaubnis zehn Millionen Euro notwendig wären. Laut Seidl ist die Stadt aber schon dabei, die geforderte Wärmeplanung per Ausschreibung und Förderantrag auf den Weg zu bringen. Mitte des nächsten Jahres soll es dann losgehen. Auch in Unterhaching, das die Fernwärme per Geothermie zusammen mit Grünwald betreibt, sind die Investitionen bis heute enorm. Sie betragen 120 Millionen Euro plus 60 Millionen, die für den Vollausbau noch notwendig werden. Zwischendurch stand die Geothermie-Gesellschaft vor der Pleite und musste von der Gemeinde mit 20 Millionen Euro, also mit Steuergeld, gerettet werden. Auch jetzt schleppt sie einen Millionenverlust mit sich herum. Kostspielig sind die Millionen Euro teuren Pumpen, die alle drei Jahre verschlissen sind. Ohne die 40-prozentige staatliche Förderung würde nichts gehen.

"Finanziell ist alles immer noch ziemlich auf Kante, wir betreiben aber auch eine Wärmeversorgung für Generationen", bekräftigte Geisinger und unterstrich die langfristige Perspektive, die die Geothermie für Unterhaching bietet: "Das ist für die nächsten 200 Jahre." Gebohrt wurde zuerst 2004. "Das war ein Sprung in die erste Liga", so Geisinger euphorisch. Seit 2007 ist die Fernwärme mit einem Netz von 58 Kilometern in Betrieb. 1800 von 4000 Häusern sind bisher angeschlossen worden. "17 000 von 26 000 Einwohnern werden mit Fernwärme versorgt. "2030 wollen wir 90 Prozent am Netz haben", erläuterte der Geothermiechef aus Unterhaching. Dort, im Süden von München, bestehe der Vorteil, dass das Wasser im Untergrund mit 124 Grad sehr heiß ist. In Freiham bei München werden 95 Grad gemessen. Für Puchheim schätzt er Temperaturen von 80 bis 85 Grad. Potential für eine Versorgung per Geothermie besteht für München und das südliche Umland. Geisinger überzeugt: "Von Augsburg bis Rosenheim könnte eine Vollversorgung stattfinden."

Geisinger spielte noch einen Trumpf aus: "Fernwärme per Geothermie ist um das Zehnfache effizienter als eine Wärmepumpe." Die Besucher nahmen das zur Kenntnis, überzeugen konnte sie Geothermie jedoch nicht so recht. Immer noch kamen Befürchtungen durch, dass ihre Häuser durch die Erschütterungen der Bohrungen beschädigt werden könnten. Der anwesenden Geophysiker Joachim Wassermann wollte mit dem Hinweis, dass die Messungen der Seismizität lediglich eine Magnitude von 2,0 in Poing und 2,0 bis 2,4 in Unterhaching ergeben haben, "für Puchheim etwas Entwarnung geben." Doch die Skeptiker konnte das nicht beruhigen. Da wäre auch noch der Preis. Der Einzelanschluss kostet in Unterhaching etwa 10 000 Euro. "Und sie investieren nur einmal", so Geisinger nachdrücklich. Vorteilhaft für das Netz sei die dichte Siedlungsstruktur in Unterhaching. Die Betriebskosten betragen momentan um die 2800 Euro pro Jahr und Anschluss. Damit sei man gegenüber Gas und Öl konkurrenzfähig.

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