Es ist ein goldener Oktobertag, die Sonne scheint und die ersten rot-gelben Blätter liegen auf der Straße. Viele Zuschauer säumen die Hauptstraße in Fürstenfeldbruck, um an der traditionellen Leonhardifahrt teilzunehmen. Pferde traben umher, die ersten Kutschen fahren über die Hauptstraße. Nach einem Gottesdienst vor der Leonhardikirche zieht der traditionelle Umzug durch das Spalier der begeisterten Menschenmenge. Die Leonhardifahrt ist ein Fest im Gedenken an den Heiligen Leonhard.
Den Start des Festaktes bildet das Votivamt vor der Leonhardikirche, die direkt an der Amper liegt und mit ihrem kleinen Vorplatz die Bürger Fürstenfeldbrucks einlädt, gemeinsam die Messe zu feiern. Vor 280 Jahren legten die Einwohner der Stadt vor Angst vor einer Viehseuche ein Gelöbnis ab, jährlich ein Votivamt zum Gedenken des Heiligen Leonhard zu feiern, der unter anderem als Schutzpatron des Viehs galt. Die Tradition besteht bis heute und wird von Pfarrer Otto Gäng dieses Jahr mit mahnenden Worten in Richtung Weltpolitik eingeleitet. "Wir feiern heute eine spezielle Messe für den Heiligen Leonhard. So speziell ist auch die Situation der Menschen", so der Pfarrer. Gäng führt in seiner Predigt aus, dass heutzutage immer noch viel Leid, Not und Krieg auf der Welt herrsche und es deshalb besonders wichtig sei, dem Heiligen Leonhard zu gedenken, der nicht nur Schutzpatron des Viehs war, sondern auch die armen Menschen aus den Ketten der Unterdrückung befreit habe. Die Messe wird von der Fürstenfeldbrucker Blaskapelle begleitet und aufmerksam von vielen Zuschauern verfolgt. Otto Gäng spricht noch den Segen für alle aus und beendet die Messe nach einer knappen Stunde.
Danach startet die traditionelle Rundfahrt. Viele der rund 400 Teilnehmer kennen das Spektakel schon seit Jahren. So auch Ulrich Johann, der seit 35 Jahren den Wagen der Schlossbrauerei Kaltenberg fährt. "Ich freue mich dieses Jahr wieder sehr. Das Wetter ist wunderbar", sagt der Fürstenfeldbrucker. Den Wagen, den er über die Hauptstraße durch die Menschenmassen führt, gibt es schon seit 20 Jahren. Doch so gemütlich wie am heutigen Samstag sei es nicht immer gewesen. "Wir sind hier schon bei Zentimeter hohem Schnee gefahren", erinnert sich der Kutscher. Die Schlossbrauerei Kaltenberg ist direkt mit zwei Kutschen angereist. Insgesamt nehmen an der diesjährigen Leonhardifahrt 24 Kutschen, zwei Ochsen, fünf Musikgruppen und etwa 150 Pferde teil.
Den Anfang macht die traditionelle Trommlergruppe "Fanfarenzug" aus Gernlinden. Es folgen Blaskapellen, Kutschen mit den Messdienern aus dem zuvor stattgefundenen Votivamt vor der Leonhardikirche, Kinder in mittelalterlichen Gewändern vom "Historienspiel Fürstenfeld e.V." und Jugendliche der Brucker Heimatgilde. Es wird viel musiziert, den Zuschauern zugewunken und es werden alte Kutschen gefahren, wie die aus dem Jahr 1971 stammende "Post Brugg". Gelebte Tradition also. Das freut auch Oberbürgermeister Christian Götz, der bei seiner ersten Leonhardifahrt im Amt den Schlussakt auf der Strecke bildet. Susanne Reichlmaier, die für die Öffentlichkeitsarbeit in der Kreisstadt zuständig ist, ist zufrieden. "Viele Zuschauer säumen die Straßen. Das Wetter ist phänomenal. Bisher ein wirklich gelungener Tag." An die letztjährige Fahrt sei damit problemlos angeknüpft worden, so Reichlmaier. Durch den Kauf der Festabzeichen wird die nächste Fahrt im kommenden Jahr unterstützt und gesichert, dass es auch nach 280 Jahren mit der Leonhardifahrt weitergehen wird.