Fußball:Warten auf den Weltmeister

Lesezeit: 3 min

Der Brasilianer Edmilson kommt mit mehr als zweistündiger Verspätung zu einem nach ihm benannten Fußballcamp nach Fürstenfeldbruck. Auch sonst klappt bei der Organisation vieles nicht

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Mit mehr als zweistündiger Verspätung ist der ehemalige Fußball-Weltmeister Edmilson Dienstagmittag in Fürstenfeldbruck eingetroffen, um dort ein Fußballcamp abzuhalten, das seinen Namen trägt. Zehn Tage zuvor hatte es Unruhe gegeben, weil Edmilson seine Teilnahme angeblich abgesagt hatte. Die 20 Kinder, die am Dienstag da sind, müssen fast drei Stunden im Brucker Stadion an der Klosterstraße warten, bis es endlich auf dem Platz los geht.

Im Umfeld des SC Fürstenfeldbruck, der das Camp zwar nicht ausrichtet, aber Platz und Verpflegung zur Verfügung stellt, sei das Gerücht verbreitet worden, das Camp würde gar nicht stattfinden, erzählt SCF-Präsident Jakob Ettner. Ihm fällt ein Stein vom Herzen, als der brasilianische Fußball-Weltmeister von 2002 und Champions-League-Sieger von 2006 (mit dem FC Barcelona) endlich eintrifft. Das ist freilich reichlich spät. Um 10.30 Uhr sollte das Camp eigentlich beginnen. José Edmilson Gomes de Moraes, wie der 42 Jahre alte Fußballer mit vollem Namen heißt, soll um 9 Uhr auf dem Münchner Flughafen gelandet sein, um 10.45 Uhr erhält Ettner die Nachricht, dass der prominente Gast sich noch etwas verspäten würde. Um halb zwölf kommt Jetmir Memedi. Er ist von der veranstaltenden Firma namens "Eagle & Partners Corporation". Edmilson sei noch kurz im Hotel, müsse sich umziehen und mache sich dann gleich auf den Weg. Die 20 Kinder, davon 17 vom SC Fürstenfeldbruck, vertreiben sich die Wartezeit, indem sie sich den Ball auf dem Hartplatz zuspielen.

Da ist er: Edmilson, Fußball-Weltmeister (hinten Mitte) mit Fürstenfeldbrucker Fußballkids. (Foto: Matthias Döring)

Die Zeit vergeht, und Edmilson kommt. Es ist 12.38 Uhr, da fährt ein schwarzer Mercedes auf das Brucker Sportgelände - mit dem Weltmeister auf dem Beifahrersitz. Der steigt aus, tippt noch schnell auf seinem Handy, dann nimmt er die dunkle Sonnenbrille ab und lässt sich in Richtung Sportgaststätte geleiten. Dort sitzen die jungen Campteilnehmer bereits bei Limo und Spezi. Güngör Cakir, Co-Trainer der Bezirksligamannschaft des SCF, macht sich ein bisschen nützlich, zeigt den Kindern auf dem Handy Fotos von Edmilson. Die meisten Teilnehmer waren ja noch gar nicht geboren, als Edmilson Weltmeister wurde. Sie kennen ihn trotzdem. "Die haben ihn gegoogelt", sagt Cakir. Auch Mahmut Sahin, sportlicher Leiter beim SCF, ist gekommen. "Es ist schön, dass wir einen Weltmeister da haben, noch dazu so einen sympathischen", sagt er.

Die Kinder sitzen an einem langen Tisch, Edmilson an einem anderen. Hundert Kinder hätte das Camp aufnehmen können, für hundert Kinder hat der SCF Essen vorbereitet. Edmilson soll das Büffet eröffnen. Dazu macht er eine Handbewegung, die signalisieren soll, dass es nun Essen gibt: Hühnchen, Pommes Frites, Nudeln mit Bolognesesoße, Salat.

Doch wie bloß kann er sich verständigen? Er ist des Spanischen und Portugiesischen mächtig, auch Französisch kann er, seit er mal in Lyon gespielt hat. Ein Dolmetscher ist im Gegensatz zum Präsentationstermin damals im Februar nicht dabei, die Organisation ist offenbar lückenhaft. Es würde noch einer kommen, beschwichtigt Jetmir Memedi. Übergangsweise holt man den Großvater eines kleinen Buben aus der SCF-Fußballschule herbei, einen Tunesier, der französisch kann. Edmilson lässt übersetzen, dass er es für wenig geeignet hält, dass die Kinder erst essen und unmittelbar danach Sport treiben sollen. Was die Frage aufwirft, ob dieser Fußballtag eigentlich einem Plan folgt.

In der Sportgaststätte des SCF warten die jungen Fußballer sehnsüchtig darauf, dass das Camp endlich los geht. (Foto: Mattias Döring)

Die Kids haben derweil zu kicken begonnen, deshalb sie ja auch gekommen. Zwei Jugendtrainer des SCF sind auf dem Platz und machen schon mal Programm. Dann kommt Edmilson dazu. Übermotiviert wirkt er in diesem Moment nicht. Er streift ein weißes Leiberl in Kindergröße über seinen schlaksigen, aber immer noch durchtrainierten Körper und kickt ein wenig mit den Kids, macht ein paar Finten, wirft sich den Ball hoch, versucht einen Fallrückzieher und applaudiert dem jungen Kicker, der den Ball per Kopf ins Netz befördert.

Am Mittwoch und Donnerstag soll es weitergehen, auf drei Tage reduziert wurde das ursprünglich für fünf Tage angesetzte Camp. Es ist für die Teilnehmer kostenlos, Memedi betont das noch einmal, denn erst sollte es 550, dann 290 Euro kosten. Der beste Spieler des Camps darf für eine Woche am Training in der Fußballschule des FC Barcelona teilnehmen.

© SZ vom 24.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: