Fußball:Rätselraten um Barça-Gastspiel

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Edmilsons Trainingscamp für Kinder kommt im Februar erst nach einigen Querelen zustande. Eigentlich hätte das der Auftakt sein sollen fürs große Promispiel. (Foto: Matthias Döring)

Ein mit Altstars besetztes Team soll Anfang Juli bei der 100-Jahr-Feier des SC Fürstenfeldbruck antreten. Doch der Organisator ist nicht mehr zu erreichen

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Völlig offen ist, ob das für den 7. Juli angesetzte Freundschaftsspiel zwischen einer Mannschaft des Sportclubs Fürstenfeldbruck sowie einer Auswahl prominenter Seniorenspieler der Barcelona Legends stattfindet. An jenem Sonntag feiert der Brucker Fußballverein sein hundertjähriges Bestehen. Und seit Ende 2018 plant er als Highlight das Freundschaftsspiel mit den Promis vom Schlage eines Ronaldinho oder der De-Boer-Brüder. Bis zum Mittwoch aber gab es keine Signale, dass die Veranstaltung, zu der mehrere tausend Besucher erwartet werden würden, wirklich stattfindet.

Mitte Mai hatten sich der Organisator Jetmir Memedi von "Eagle and Partners Corporation", SCF-Präsident Jakob Ettner sowie Christian Lerf, der bei der Sponsorensuche helfen wollte, bei einem Besuch in der SZ-Redaktion noch optimistisch gezeigt, dass es klappen könnte, sofern die Stadt mitspielt, die auf die Vorlage eines Sicherheitskonzepts pochte.

Dieses wurde von der Emmeringer Sicherheitsfirma Wensauer auftragsgemäß erstellt, aber bei der Stadt noch nicht zur Abstimmung mit dem Ordnungsamt und der Polizei vorgelegt, wie OB Erich Raff (CSU) am Mittwoch bestätigte. Meinrad Wensauer wollte sich am Mittwoch nicht zu Deails äußern, betonte aber, dass von seiner Seite alle Vereinbarungen eingehalten worden seien. Ohne ein solches Konzept aber erteilt die Stadt keine Genehmigung. "Noch würden wir es hinkriegen", versichert Raff. Aber es werde nun sehr eng. Ein viel gravierenderes Problem könnte sein, dass es offenbar Probleme gab, potente Sponsoren in ausreichender Zahl zu gewinnen. SCF-Präsident Ettner hatte von Gagen und Kosten im mittleren sechsstelligen Bereich gesprochen - und dem Oberbürgermeister vorgeworfen, das ganze Projekt zu hintertreiben. Raff hat zwar wegen anderer Differenzen mit Ettner die Zusage für eine Schirmherrschaft mittlerweile wieder zurückgezogen.

Er hatte dem Organisator Memedi allerdings schriftlich die ausdrückliche Unterstützung zugesichert. Wie weit die Sponsorensuche gediehen ist, lässt sich nicht herausfinden. Anfragen der SZ per E-Mail an Memedi bleiben unbeantwortet, telefonisch ist er nicht zu erreichen. Es heißt, er sei einige Zeit im Krankenhaus gewesen. Ettner und Lerf können nach eigenen Worten keine Einschätzung geben, weil auch sie Memedi nach eigenen Angaben nicht persönlich erreichen. Keine Werbung, kein Vorverkauf von Eintrittskarten. Nichts. Es heißt, für Memedi stehe die wirtschaftliche Existenz auf dem Spiel, wenn das Barcelona-Spiel platzen sollte. Denn er habe da ordentlich Geld hineingesteckt. Draufgezahlt hat er bereits mit dem ebenfalls von "Eagle and Partners Corporation" organisierten dreitägigen Fußballcamp, das der brasilianische Ex-Weltmeister Edmilson, 42, ebenfalls Mitglied der Barcelona Legends, in Fürstenfeldbruck Anfang Februar über die Bühne gebracht hatte. Wegen der langen Ungewissheit und dem Hin und Her war den 20 teilnehmenden Kindern die komplette Teilnahmegebühr erlassen worden - Memedi soll die Kosten übernommen haben.

Was die ganze Sache nicht leichter macht, ist der teils offen ausgetragene Konflikt zwischen dem SCF-Präsidenten und OB Erich Raff. Ettner wittert hinter allem eine große Intrige. Raff wolle ihn loswerden, im Schulterschluss mit den Seniorenfußballern der einstigen "Alten Liga", die den etwa 400 Mitglieder zählenden SCF laut Ettner um ein Haar in die Insolvenz getrieben haben. Raff pocht ebenso wie das Lager der Ettner-Kritiker darauf, dass der SCF endlich die überfällige Mitgliederversammlung einberuft. Auch deshalb, weil Ettners einstige Stellvertreterin Ursula Valier im März zurückgetreten ist und deshalb der Vorstand neu gewählt werden muss. Raff setzte Ettner schriftlich ein Ultimatum bis zu diesem Donnerstag, 27. Juni. Bis dahin solle dieser den Termin für die Mitgliederversammlung nennen oder triftige Gründe, die dagegen sprechen. Ettner will sich nicht das Messer auf die Brust setzen lassen. Die Stadt sei für Vereinsinterna gar nicht zuständig, schimpft er. Die im Mai 2018 abgesetzten Neuwahlen könnten nur bei einer Mitgliederversammlung nachgeholt werden. Um diese einberufen zu können, benötige man aber die genaue Mitgliederzahl. Wegen teils juristischer Auseinandersetzungen mit dem "Alte-Liga"-Lager, in denen es um den Status der Mitgliedschaft im SCF geht, darf er nach eigener Überzeugung so lange keine Versammlung ansetzen, bis die Gerichte in der Sache entschieden haben. Ettner zufolge geht es um etwa 30 strittige Fälle.

Was aber, wenn Raffs Ultimatum verstreicht? Ettner fürchtet, die Stadt werde dann den Nutzungsvertrag fürs städtische Sportgelände an der Klosterstraße kündigen und nicht mehr für Unterhalt und Pflege zahlen. Falls der SCF sodann endgültig in die Insolvenz schlittere, dann, so droht Ettner, werde spätestens der Insolvenzverwalter alle Intrigen und den ganzen Filz aufdecken - "das würde auch den OB das Amt kosten". Zudem müsse die Stadt dann unter anderem Zuschüsse für den Kunstrasenplatz wieder an den bayerischen Landessportverband zurückzahlen. Ettner spricht von "mehreren Hunderttausend Euro".

Raff spricht von einer Summe von um die 100 000 Euro. Ob Verträge mit dem SCF zu kündigen sind, werde zwar geprüft, zumal sich möglicherweise andere Brucker Vereine für das Areal interessieren könnten. Es sei aktuell aber nicht geplant (um den Vertrag zum Jahresende auflösen zu können, müsste die Stadt bis zum 30. Juni kündigen). Vielmehr will Raff nach Ablauf des Ultimatums bei dem für Vereine zuständigen Registergericht die Sache mit der verschleppten Mitgliederversammlung vorbringen.

© SZ vom 27.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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