Extra-Aufwand bei der Entsorgung:Kartons, Schlachtabfälle und ein Klavier

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Eine Kloschüssel zählt noch zu den harmloseren Gegenständen, die falsch entsorgt wurden. (Foto: AWB)

Der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Fürstenfeldbruck zieht mehr als 300 Bürger zur Rechenschaft, die ihren Müll nicht richtig entsorgt haben.

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Mehr als 300 Anzeigen hat der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) des Landkreises im vergangenen Jahr gestellt, weil Bürger ihren Müll neben die Container an den kleinen Wertstoffhöfen abgelagert haben. Dafür gibt es Verwarnungs- und Bußgelder bis zu 100 Euro plus Kosten für die Entsorgung, die sich auf 200 Euro belaufen können. Werkleiter Stefan Mayer appelliert an die Bevölkerung, den Müll richtig zu entsorgen.

Die Arbeiter der Reinigungsfirmen finden neben den Containern Sperrmüll, Hausmüll, Farben, Altöl, eklige Lebensmittelreste, sogar Schlachtabfälle und gelegentlich Möbel, darunter einmal ein Klavier. Besonders häufig sind aufgrund des boomenden Online-Handels Kartons in allen Größen.

Kartons sind inzwischen das größte Problem an den kleinen Wertstoffhöfen. Zu oft werden sie nicht einmal zerkleinert. (Foto: AWB)

Viele Zeitgenossen falten diese nicht zusammen, so dass die Papiercontainer aufgrund des Volumens der Schachteln schnell gefüllt sind, obwohl das Material verkleinert nur die Hälfte des Platzes brauchen würde. Sind die Container voll, werfen manche Leute das Verpackungsmaterial einfach daneben. "Die Kartons sind inzwischen das größte Problem", sagt Mayer.

Das wiederum erleichtert es dem AWB, die Verursacher zu ermitteln. Denn im Regelfall stehen die Adressen noch auf den Kartons. Die Reinigungsteams und der Außendienst sammeln alle Hinweise, die Mitarbeiter des AWB leiten ein Verfahren wegen Ordnungswidrigkeit ein. Die Beschuldigten können den Vorgang im Rahmen einer Anhörung aus ihrer Sicht schildern. Stellt sich ihre Erklärung als "nicht nachvollziehbar" heraus, verhängt der AWB ein Verwarnungs- oder Bußgeld. Dessen Höhe richtet sich nach Art und Umfang der unerlaubten Müllablagerung.

Die mehr als 300 Anzeigen im Vorjahr seien jedoch nur "die Spitze des Eisberges", in den allermeisten Fällen könnten die Verursacher nicht ermittelt werden, sagt der Werkleiter. Dabei gebe es ein deutliches Stadt-Land-Gefälle. In den Dörfern scheinen die Disziplin oder die soziale Kontrolle größer zu sein als in den Städten des Landkreises. In den Städten wiederum trete das Problem an gewissen "Brennpunkten" gehäuft auf.

Für Bauschutt gibt es eine Deponie in Jesenwang. (Foto: AWB)

Der AWB weist darauf hin, dass der Landkreis Fürstenfeldbruck ein flächendeckendes Netz aus 19 großen und 277 kleinen Wertstoffhöfe unterhält, dazu die Bauschuttdeponie Jesenwang, das Abfallheizkraftwerk Geiselbullach oder die Sammlung von "Problemmüll".

Fällt doch mal mehr Restmüll an, können an allen großen Wertstoffhöfen zusätzlich Restmüllsäcke gekauft werden. Diese werden mit der regulären Müllabfuhrmitgenommen. Der meiste übrige Abfall könne sogar kostenlos an den jeweiligen Stellen abgegeben werden. Altöl werde an drei Wertstoffhöfen gegen eine geringe Gebühr angenommen, sagt Mayer. Sperrmüll und Altholz bis zu einer Größenordnung von zwei Kubikmeter können an den großen Wertstoffhöfen abgeliefert werden.

Sperrmüll wie diese Autoscheibe kann man zu den großen Wertstoffhöfen bringen. (Foto: AWB)

"Wenn man das Zeug schon mal im Auto hat, gibt es eigentlich keinen Grund, den Müll einfach irgendwo hinzustellen", sagt Mayer. Dabei betont der AWB-Werkleiter, dass die meisten Menschen ihren Müll richtig abliefern und auch die Kartons ordentlich zusammenfalten.

Die Klage in mancher Bürgerversammlung, dass die Container oft schon voll seien, kann Mayer nicht ganz nachvollziehen. "Die Container werden dreimal in der Woche geleert und gereinigt", sagt er. Allerdings gibt es Ausnahmen. Glasbehälter werden nur einmal in der Woche geleert, braunes Glas nur alle zwei Wochen. Außerdem gibt es Spitzenzeiten, etwa um Weihnachten, wenn manche Leute besonders viel Müll haben. "Da kann ein Container schon mal überlaufen", räumt Mayer ein.

Wer Abfall nicht richtig entsorgt, kann ein Bußgeld zahlen müssen - wenn man ihn denn findet. (Foto: AWB)

Der AWB hat derzeit mehr als 260 Mitarbeiter im Landkreis im Einsatz. Die Entleerung und Reinigung der kleinen Wertstoffhöfe hat das Kommunalunternehmen allerdings an eine private Firma übergeben. Insgesamt kostet die Reinigung der kleinen Wertstoffhöfe den AWB im Jahr rund 380 000 Euro.

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