Kommentar:Erstaunliche Schludrigkeit

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Es ist ein Gebot der Demokratie, die Wahl des Sportbeirats zu wiederholen.

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Könnte es sein, dass SCF-Präsident Jakob Ettner mittlerweile Mitglied des Sportbeirats wäre, wenn alles mit rechten Dingen zugegangen wäre? Könnte sein - oder auch nicht. Der eigentliche Skandal ist, dass sich weder die eine noch die andere Version belegen lässt. Und das liegt an einer zumindest erstaunlichen Schludrigkeit der Stadtspitze in dieser Angelegenheit.

Feststehen dürfte, dass es 2020 bei der Auszählung nach geheimer Abstimmung zu Fehlern gekommen ist. Denn ein Mitglied des Stadtrats versichert glaubhaft, damals eine von den sieben Stimmen für Ettner abgegeben zu haben und behauptet, dies auch von einem weiteren Stadtratsmitglied zu wissen. Entsprechende Gerüchte kursierten schon länger. Das passt mit den von Oberbürgermeister Erich Raff einst verkündeten "null Stimmen" für Ettner dann aber nicht zusammen.

Seither sind zwei der damaligen Bewerber in den Sportbeirat nachgerückt. Wie viele Stimmen sie damals erhielten, wie groß also der Vorsprung vor Ettner war? Darüber gibt es keine Aufzeichnungen.

Mag ja sein, dass mit einem Jakob Ettner die interne Arbeit in dem ehrenamtlichen Gremium und auch die mit der Stadt sehr schwierig werden würde. Dem erfahrenen Sportfunktionär, der den Fußballverein aus der von seinen Vorgängern verursachten Fast-Insolvenz immerhin in etwas ruhigeres Fahrwasser geführt hat, lässt sich zwar profunde Sachkunde kaum absprechen. Aber an ihm scheiden sich die Geister. Die Chemie stimmt weder mit dem OB noch mit dem Sportbeiratschef Joachim Mack noch mit der Mehrheit des Stadtrats.

Dies freilich kann keine Rechtfertigung für eine illegitime Wahl sein. Oder "Benennung" oder "Berufung" oder wie immer man die Abstimmung damals formal bezeichnen will. Fakt ist, dass sich begründete Zweifel nicht ausräumen lassen, weil die Stimmzettel offenbar im Altpapier landeten. Deshalb kann es nur eine saubere, demokratische Lösung geben, die auch im Sinne des untadeligen ehrenamtlichen Gremiums ist: Die Wahl des Sportbeirats muss wiederholt werden. Und künftig sind alle Abstimmungen des Stadtrats nachvollziehbar zu dokumentieren.

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