Fürstenfeldbruck:"Wir brauchen die Hilfe, aber sie kam zu spät"

Lesezeit: 1 min

Generalkonsul Yuriy Yarmilko spricht bei der Solidaritätskundgebung für die Ukraine in Fürstenfeldbruck. (Foto: Günther Reger)

Generalkonsul Yuriy Yarmilko spricht in Fürstenfeldbruck bei der Solidaritätskundgebung für die Ukraine. Jeden Morgen stelle er sich die bange Frage, ob Freunde und Verwandte noch leben.

Von Ingrid Hügenell, Fürstenfeldbruck

"Wir kämpfen weiter, wir gewinnen unbedingt!" Mit diesen Worten schließt Yuriy Yarmilko, der Generalkonsul der Ukraine in München, den deutschen Teil seiner Rede. Dann richtet er einige Worte auf Ukrainisch an seine Landsleute. 40 bis 50 Menschen sind am Freitagabend zur fünften Solidaritätskundgebung für die Ukraine auf den Platz vor dem Alten Rathaus in Fürstenfeldbruck gekommen. "Wir haben uns versammelt, um innezuhalten", sagt Stadtrat Andreas Lohde (CSU) zur Begrüßung, und erinnert daran, dass mit der Ukraine "Europa angegriffen wird, dass Europa in Gefahr" ist. Erneut haben die Fraktionen des Stadtrats die Demonstration parteiübergreifend organisiert. Der Posaunenchor der Erlöserkirche spielt dabei.

"Der Krieg wird zwar in der Ukraine geführt, betrifft aber ganz Europa", sagt auch Dritte Bürgermeisterin Birgitta Klemenz (CSU) in ihrer kurzen Ansprache. Es gelte Demokratie und Freiheit zu verteidigen. Die große Hilfsbereitschaft in Stadt und Landkreis für die Menschen, "die mit ein paar Plastiktüten geflohen sind, von deren Leben nichts geblieben ist", werde auch die Gemeinschaft stärken. "Das wird sich bewähren, wenn es ums Verzichten geht." Klemenz fordert die Brucker auf, wenn möglich Wohnraum zur Verfügung zu stellen und sagt: "Das sind Europäer, da kann man viel lernen."

Lohde berichtet, dass bereits 160 Tonnen Hilfsgüter aus Fürstenfeldbruck an die ukrainische Grenze gebracht worden seien. Dafür bedankt sich Yarmilko: "Diese Hilfe und Solidarität benötigen wir." Der Generalkonsul kennt den Landkreis von seinen Besuchen beim Edigna-Verein in Puch, die Selige wird auch in der Ukraine verehrt. "Ich komme immer gerne nach Bruck und zum Edigna-Verein. Aber der Anlass könnte besser sein." Dann berichtet er vom Krieg, der schon einen langen Monat dauert. Jeden Morgen frage er sich, ob alle Freunde, Verwandten und Bekannten noch am Leben seien. "Wir kämpfen weiter, auch Dank der Hilfe des Westens. Aber die Hilfe kam zu spät." Jahrelang habe die Ukraine umsonst um Defensivwaffen gebeten, gegen Nordstream 2 gesprochen.

Doch das Land werde nicht aufgeben. "Unser junger Präsident ist ein mutiger Kerl. Er spricht zweimal am Tag zu uns, das gibt uns Mut." Die Spenden und Hilfsgüter aus Deutschland seien enorm wichtig, zumal nun auch die Lebensmittel knapp würden. Nachdem Yarmilko versprochen hat, die Ukraine werde nicht aufgeben, ruft Lohde: "Slawa Ukrajini - Ruhm der Ukraine".

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: