Fürstenfeldbruck:Rabatte als Dankeschön

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Der Landkreis will eine Ehrenamtskarte ausstellen. Die Besitzer erhalten vergünstigte Eintritte. Der Verwaltungsaufwand aber ist hoch.

Heike A. Batzer

Der Landkreis möchte seine Ehrenamtlichen belohnen und sie in den Genuss von Preisnachlässen bei Besuchen von Museen, Schlössern, Freizeitparks oder bei Schifffahrten kommen lassen. In Zeiten, in denen es immer schwieriger werde, "das Ehrenamt mit anderen Verpflichtungen zu vereinbaren, ist das ein gutes Symbol", sagt die SPD-Landtagsabgeordnete und Kreisrätin Kathrin Sonnenholzner. Der Kreisausschuss des Fürstenfeldbrucker Kreistags empfiehlt deshalb, die Karte auf den Weg zu bringen.

Die drei Jahre gültige blaue Ehrenamtskarte erhält, wer durchschnittlich fünf Stunden pro Woche oder bei bestimmten Projekten mindestens 250 Stunden im Jahr ehrenamtlich tätig ist - seit mindestens zwei Jahren. Die Antragsteller müssen 16 Jahre oder älter sein und sich ihre Arbeit vom Vereinsvorstand bestätigen lassen. Eine Ehrenamtskarte erhalten zudem Inhaber einer Jugendleitercard (Juleica), aktive Feuerwehrmänner und -frauen sowie aktive Einsatzkräfte aus dem Rettungsdienst und dem Katastrophenschutz mit abgeschlossener Grundausbildung.

Ziemlich genau die Hälfte der bayerischen Landkreise, 35 von insgesamt 71, hat die Ehrenamtskarte bereits eingeführt oder zumindest beschlossen, darunter die Landkreise Starnberg, München, Garmisch-Partenkirchen, Miesbach und Aichach-Friedberg. Die Bürgermeister aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck hatten in ihrer Dienstbesprechung Ende Juni ebenfalls ihre Unterstützung zugesagt, wenn auch der Emmeringer Rathauschef Michael Schanderl (Freie Wähler) am Donnerstag im Kreisausschuss bekannte, "kein großer Verfechter" dieses Anliegens zu sein. "Da wird eher nach Beifall gesucht für diejenigen, die die Karte initiiert haben", lästerte Schanderl über das bayerische Sozialministerium, das die Aktion ins Leben gerufen hat. Auch UBV-Kreisrat Klaus Quinten hatte "kein so gutes Gefühl dabei" und stimmte als einziger dagegen.

Kritisch sieht man das Vorhaben auch in den Landkreisen Erding und Weilheim-Schongau. Die Kreisausschüsse dort lehnten die Ehrenamtskarte vor allem wegen des hohen Verwaltungsaufwands ab. Man habe die Sache zurückgestellt, erläuterte der Pressesprecher des Landratsamtes Weilheim, Hans Rehbehn, der SZ, nachdem andere Kreise ein bis zwei Personen dafür im Einsatz hätten. "Das bedeutet einen Aufwand an Personal- und Verwaltungskosten von 60 000 bis 100 000 Euro im Jahr", sagte Rehbehn. Solange die Ehrenamtskarte nicht anders organisiert sei, werde man erst einmal abwarten.

Derartige Bedenken plagen die Fürstenfeldbrucker Kreisräte offenbar nicht, obwohl das Landratsamt in den Sitzungsunterlagen einen "nicht unerheblichen organisatorischen Aufwand" einräumt. Bis Ende des Jahres steht eine zusätzliche Teilzeitkraft, die bisher in der mittlerweile aufgelösten Zensusstelle tätig war, zur Verfügung. Wie viele Stunden sie für das Projekt Ehrenamtskarte leisten wird, konnte Landratsamtssprecherin Pia Schmahl auf Anfrage nicht beantworten. Sie sagte nur, dass dafür "keine zusätzliche Stelle" benötigt werde. 5000 Euro zahlt das Sozialministerium als Anschubfinanzierung dazu.

Für welche kommunalen Einrichtungen die Karteninhaber Ermäßigungen erhalten sollen, muss laut Schmahl erst ausgehandelt werden. Auch will man mit Unterstützung der Städte und Gemeinden weitere Kooperationspartner, auch aus der Privatwirtschaft, dafür gewinnen. Fest steht zumindest, dass die Ehrenamtlichen für Schifffahrten auf den bayerischen Seen zehn Prozent Rabatt erhalten, bei Schlossbesuchen, die in die Zuständigkeit der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung fallen, gilt dann der günstigere Gruppentarif. Ermäßigten Eintritt gibt es in den staatlichen Museen und Sammlungen wie im Bayerischen Nationalmuseum, den Pinakotheken oder im Museum Mensch und Natur. Für Sonderausstellungen gelten die Ermäßigungen allerdings nicht. Rabatte gewähren auch das Sealife in München und das Legoland in Günzburg. Doch das Kleingedruckte zu lesen, lohnt auch hier: Nur wer sich online anmeldet, erhält im Legoland 30 Prozent Rabatt auf den regulären Eintritt, an der Kasse wird die Ehrenamtskarte nicht akzeptiert.

© SZ vom 21.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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