Im Landkreis Fürstenfeldbruck:Ansturm auf Tankstellen und Züge bleibt aus

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Überschaubar ist der Andrang an der Tankstelle an der Auffahrt zur B471 bei Geiselbullach. (Foto: Leonhard Simon)

Am ersten Tag von Spritrabatt und Neun-Euro-Ticket ist der Andrang eher verhalten. Auch in den Bussen ist noch genügend Platz.

Von Peter Bierl und Adriana Wehrens, Fürstenfeldbruck

Mit dem Beginn des Krieges in der Ukraine sind die Spritpreise in die Höhe geschnellt. Viele Bürger hatten mit Preiserhöhungen zu kämpfen, die zeitweise so hoch wie nie zuvor ausgefallen waren. Die Bundesregierung will die Folgen mit einem Tankrabatt und einem Neun-Euro-Ticket abmildern, beides gilt seit 1. Juni. Doch viel ist davon am ersten Tag noch nicht zu spüren.

An den Tankstellen in und um Fürstenfeldbruck stellte sich der teilweise angekündigte Ansturm auf den billigen Sprit als eine Fehlanzeige heraus. Weder lange Schlangen von Autos waren zu beobachten noch gab es eine große Preissenkung. "Zwar ist mir aufgefallen, dass von den heutigen Kunden mehr als gewöhnlich tanken anstatt andere Dinge einzukaufen", berichtete die Mitarbeiterin einer Tankstelle in Fürstenfeldbruck. Einen großen Unterschied im Vergleich zu den vergangenen Tagen stellte sie jedoch nicht fest.

Martin Heisel ist Pendler und muss jede Woche tanken. (Foto: Leonhard Simon)

Tankrabatt bedeutet eine Herabsenkung der Energiesteuer bis Ende August. Aus diesem Grund sparten einige Autobesitzer die Fahrt zur Tankstelle bis zum Beginn des neuen Monats auf, um weniger zahlen zu müssen. "Ich habe den heutigen Tag abgewartet, um zum Tanken zu fahren", sagt eine Kundin. Sie habe aber keinen großen Preisunterschied festgestellt. Aus ihrem Umfeld habe sie gehört, es sei in anderen Gebieten zu größeren Kostenabweichungen gekommen. Schon im Vorfeld war befürchtet worden, dass die Preise vermutlich erst mit einer Verzögerung fallen werden. Dies liege daran, dass die Tankstellenbetreiber auch erst ab diesem Tag billigeren Kraftstoff aufkaufen könnten.

Auf der anderen Seite bemerkte eine Frau aus Maisach einen Unterschied: "Ich war gestern mit einem anderen Auto tanken. Im Vergleich zu heute war das teurer." Für die nächste Zeit gehe sie jedoch nicht von weiteren Preissenkungen aus, vor allem da in der nächsten Woche die Pfingstferien beginnen. Martin Heisel fuhr ebenfalls nicht speziell wegen des Rabatts zum Tanken nach Olching. Der 52-Jährige pendelt jeden Tag zur Arbeit bis nach Dachau. Da er jeden Tag etwa 50 Kilometer zurücklege, müsse er fast wöchentlich tanken.

Nach Einschätzungen des ADAC werde der Tankrabatt zu Preissenkungen von bis zu 35 Cent für Benzin und 17 Cent pro Liter für Diesel führen. Dies soll neben weiteren Maßnahmen eine finanzielle Entlastung für die Bürger bewirken.

"Ich kann sonst nirgendwo hinfahren, für mich ist das eine tolle Sache", freut sich eine Frau

Zu diesen Maßnahmen zählt das Neun-Euro-Ticket. Außer einigen Schülern mit Montagskarte dürften es nur wenige Nutzer von Bahn und Bus geben, die nicht damit unterwegs sind. Der niedrige Preis scheint jedoch auch neue Kunden anzulocken, Menschen mit geringem Einkommen sowie Autofahrer. Der große Ansturm ist jedoch am Mittwoch ausgeblieben. "Wir haben noch Kapazitäten, zumal das Angebot im Dezember ja ausgeweitet wurde", sagt Hermann Seifert, Koordinator der ÖPNV-Stelle im Landratsamt Fürstenfeldbruck.

Sowohl auf den Bahnhöfen als auch in den Bussen zeigt sich am Vormittag kein größeres Gedränge. Auf dem Busbahnhof freut sich eine ältere Frau mit wenig Geld: "Ich kann sonst nirgendwo hinfahren, für mich ist das eine tolle Sache. Mehr davon." Sie nutzt die Gelegenheit zu einem Ausflug mit dem Expressbus an den Starnberger See. Die Frau neben ihr ist überzeugte Autofahrerin, hat aber ihren Wagen in der Garage gelassen, um dem ÖPNV mal eine Chance zu geben, ist aber eher skeptisch. "Wenn es noch Kaffee und Kuchen dazu gibt, bleibe ich dabei", scherzt sie.

Das Neun-Euro-Ticket kann an den Fahrkartenautomaten, wie hier in Maisach, gekauft werden. (Foto: Leonhard Simon)

Am Brucker Bahnhof wartet ein Paar auf den Regionalzug. Die beiden wollen auf der Altmühl paddeln, haben das gesamte Equipment dabei und freuen sich über den günstigen Tarif. Zwei Handwerker haben ihr Auto in Geltendorf geparkt, um mit der S-Bahn zu einer Fachmesse nach München zu fahren, ohne Neun-Euro-Ticket hätten sie vielleicht die Autobahn benutzt. Ein Ehepaar kann den Preisvorteil gar nicht ausschöpfen, es will zweimal nach München zum Bummeln, danach geht es in den Urlaub weiter weg. "Besser als nichts. Es ist trotzdem günstiger als andere Fahrkarten", sagt er.

Die meisten Menschen in der S-Bahn sind an diesem Vormittag Schüler oder müssen zur Arbeit. Alle Befragten berichten, dass sie normalerweise viel Geld für ein Monatskarte bezahlen und werden nun Neun-Euro-Tickets kaufen. "Ich freue mich über dieses Angebot und werde sicher in der Freizeit einige Ausflüge damit machen", sagt eine Frau.

Zumindest in den Bussen im Landkreis wird es deswegen kein Gedränge geben, prognostiziert Hermann Seifert. Aufgrund der Corona-Pandemie sind die Fahrgastzahlen eingebrochen und haben erst 70 Prozent des Niveaus aus der Zeit vor der Pandemie erreicht. "Wir sind ja nicht die S-Bahn, bei uns ist noch Luft nach oben, außerdem ist der Landkreis kein touristisches Ausflugsgebiet", sagt der ÖPNV-Experte.

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