Demokratie:Der Jugendkreistag in der Findungsphase

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Der Aufsteller vor dem Großen Sitzungssaal im Landratsamt zeigt, worauf es beim Jugendkreistag ankommt. (Foto: Clara Dünkler/oh)

Kommunikation mit Schulen und Eltern, eigenes Budget - eine Sitzung zeigt, was noch verbessert werden muss.

Von Clara Dünkler, Fürstenfeldbruck

Auf jedem Sitzplatz liegen rosafarbene Kärtchen zum Abstimmen bereit. Namensschilder weisen die Delegierten zu ihren Tischen, die alle mit Mikrofonen ausgestattet sind. Im großen Sitzungssaal des Landratsamtes Fürstenfeldbruck ist der Altersdurchschnitt der Anwesenden deutlich niedriger als gewöhnlich.

Das liegt daran, dass an diesem Tag nicht der Kreistag, sondern der Jugendkreistag tagt und so sind die Teilnehmenden zwischen 14 und 17 Jahre alt. 48 Delegierte aus 19 weiterführenden Schulen des Landkreises Fürstenfeldbruck vertreten dort die Interessen der Schülerschaft. Vorsitz und Moderation übernimmt allerdings Landrat Thomas Karmasin, der die von den Jugendlichen verabschiedeten Beschlüsse als Vorschlag dem eigentlichen Kreistag vorlegen wird.

Sollen die Delegierten gewählt werden?

Die auf hellgrünes Papier gedruckten Anträge stapeln sich auf den Tischen. "Die längste Tagesordnung, die es bisher gab", sagt Nadine Karl, die als Sachgebietsleiterin des Landratsamtes den Jugendkreistag mit organisiert. Trotzdem wird bei dieser Sitzung vor allem über die Frage diskutiert, ob die Delegierten des Jugendkreistages demokratisch gewählt werden sollen. Bislang definierte die Geschäftsordnung das Auswahlverfahren für die zwei bis drei Abgeordnet je Schule nicht genauer. So gibt es einige Bildungsstätten, die demokratische Wahlen abhalten. Andere wiederum überlassen es den Lehrkräften, die Abgeordneten zu bestimmen.

Die Diskussion ist eröffnet. Entschlossen recken sich Hände, die Rednerliste füllt sich schnell.

"Eine demokratische Wahl schmeichelt dem Amt mehr", sagt ein Delegierter des Max-Born-Gymnasiums. Als Repräsentant der Schüler und Schülerinnen sollte man auch von diesen legitimiert werden, findet er. Ein anderer gibt zu bedenken, dass bei Wahlen nur die sowieso schon beliebten Schüler gewählt werden würden. Zudem sei es ein immenser organisatorischer Aufwand, stimmt eine Schülerin zu. In manchen Schulen herrsche überhaupt kein Bewusstsein, dass der Jugendkreistag existiere.

Landrat Karmasin unterbricht, um die Abgeordneten darauf hinzuweisen, dass die von ihnen genannten Herausforderungen einer Wahl nicht nur für für den Jugendkreistag gelten. Nicht-Interesse und Beliebtheitswahlen seien für "jedes demokratische System" schwierig. "Aber solange man nichts Besseres hat, muss man das wohl in Kauf nehmen", sagt der Landrat.

Zwar wird der Ablauf des Auswahlverfahrens der Delegierten nicht final festgelegt, jedoch beschließen die Jugendlichen, dass zumindest die Wahl an sich demokratisch sein muss. Alle 48 rosafarbenen Karten werden nach oben gehalten, die Entscheidung war einstimmig. "Ob das dann Direktmandate sind, oder die Schule das an ein anderes Amt wie den gewählten Schulsprecher koppelt, kann individuell entschieden werden", schließt Karmasin.

Neben dem Beschluss, die Geschäftsordnung hinsichtlich des Wahlvorgangs zu ändern, hebt der Jugendkreistag außerdem das maximale Alter von 17 Jahren auf. Stattdessen ist für die Mitgliedschaft von nun an ausschlaggebend, dass noch die Schule besucht wird.

Zu wenig Geld für größere Projekte

Die abschließende Diskussion betrifft den Haushaltsplan. Der Jugendkreistag verfügt über ein Budget von 5 000 Euro, das zum Großteil nicht eingesetzt werde. "Die Summe ist nicht wirklich hoch genug, um größere Projekte zu finanzieren", sagt ein Delegierter der Puchheimer Realschule.

Stattdessen solle man das Geld spenden, zum Beispiel an die Erdbeben Opfer in Syrien und der Türkei. Der fortgeschrittenen Zeit geschuldet, wird kein Plan für den Einsatz des Budgets verabschiedet. Eine Arbeitsgruppe soll bis zum nächsten Jugendkreistag im Juni mögliche Verwendungszwecke recherchieren.

Ein offizielles Foto mit den jugendlichen Delegierten und dem Landrat kommt nicht zustande, da nicht alle die Zustimmung ihrer Eltern dabei haben. Es sei Aufgabe der Schulen gewesen, das entsprechende Erlaubnisschreiben an die Erziehungsberechtigten weiterzuleiten. Ein Beispiel dafür, dass die Kommunikation mit manchen Schulen "zu wünschen übrig lässt", sagt Nadine Karl. Sie wünscht sich eine engere Zusammenarbeit mit diesen, um die Bekanntheit des Jugendkreistages zu steigern und so dessen Potenzial voll ausschöpfen zu können.

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