Liebe Bruckerinnen und Brucker,
die erste Runde der Bürgermeisterwahl ist vorbei und ich muss sagen: Ich bin enttäuscht. Die Wahlbeteiligung lag bei gerade mal 43 Prozent. Ich möchte Ihnen sagen, was das für die Stichwahl zwischen Andreas Lohde (CSU) und Christian Götz (BBV) am 19. März bedeuten könnte.
Da Sie dies lesen und sich offensichtlich für Stadtpolitik interessieren, kann es sein, dass ich offene Türen einrenne, aber ich muss es trotzdem loswerden: Gehen Sie am Sonntag, 19. März, bitte zur Wahl. Machen Sie Ihr Kreuz! Geben Sie Ihre Stimme ab. Fürstenfeldbruck steht vor großen Herausforderungen: Amperoase, Technologiepark, neue Stadtquartiere, Fliegerhorst, Klimakrise...
Wir sitzen alle in einem Boot
Mit diesen und noch viel mehr Herausforderungen müssen wir als Stadt fertig werden und wir heißt in diesem Fall: Wir alle! Wir sitzen in einem Boot, es ist unsere Stadt, unser Lebensraum, den wir gemeinsam gestalten. Dies funktioniert mit einem engagierten Stadtrat, einer gut strukturierten Verwaltung und einer Stadtspitze, die alle Kompetenzen bündelt, sich für wichtige Themen einsetzt und dafür sorgt, dass Projekte vorangehen auch wenn sie manchmal unangenehm und langwierig sind und sich nicht gut in der Zeitung machen. Kurz: wir brauchen einen Oberbürgermeister, der richtig gute Führungsqualitäten besitzt. Und ich meine hier nicht Führung im Sinne alter Militärmanier. Ich meine einen Führungsstil nach Art des 21. Jahrhunderts: intelligent, kommunikativ, offen für Kritik und neue Ideen, sensibel für die Bedürfnisse der Menschen und engagiert für das Wohl dieser Stadt. Das alles wünsche ich mir.
Und wissen Sie, wo der Drive für diese Führungsstärke herkommt? Von den Bürgerinnen und Bürgern. Ein Oberbürgermeister, der weiß, dass er die Bevölkerung hinter sich hat - weil die Bürgerinnen und Bürger sich darauf verlassen, dass er in ihrem Sinne handelt - kann das Beste aus sich und der Verwaltung herausholen. Aber in der jetzigen Situation sind wir weit entfernt von einer solchen gegenseitigen Unterstützung. Bei der aktuellen Wahlbeteiligung wäre ein neuer Oberbürgermeister schon gewählt, wenn er 5900 Stimmen bekäme. 5900! Bei einer großen Kreisstadt, in der fast 38 000 Menschen leben! Was ist denn das für ein demokratischer Rückhalt?
Erinnern Sie sich noch an die Montagsmarschierer? Die Verschwörungsideologen, die uns weis machen wollten, eine düstere Elite schmiede in irgendwelchen Hinterzimmern menschenfeindliche Pläne? So ein Unsinn! Wir brauchen überhaupt keine Verschwörung. Politik wird offensichtlich und ganz offiziell nur von einer Minderheit gemacht. Und wer bringt sie in die Ämter, wer sorgt für die Wahlerfolge? Die kleine Gruppe derjenigen, die noch zur Wahl gehen. Ich weiß ja nicht wie es Ihnen geht, aber den Bürgermeister nur von 16 Prozent der Gesamtbevölkerung wählen zu lassen, finde ich einen Skandal. Es fordern doch alle immer Bürgerbeteiligung. Bitte: hier ist sie. Gehen Sie am Sonntag zur Wahl und machen Sie Ihr Kreuz!
Weinender Smiley
Und wenn Sie keinen der Kandidaten unterstützen, dann wählen Sie bitte ungültig und malen einen weinenden Smiley oder ähnliches auf das Papier, das könne Sie gerne tun. Das ist Ihr Recht.
In der Ukraine hausen Menschen in ihren Kellern, weil ein Diktator ihnen das Recht auf Selbstbestimmung nicht gönnt. In Iran werden Menschen vergiftet, erschlagen und geköpft, weil sie für ihre Rechte eintreten. Und hier in Fürstenfeldbruck ist es nur ein einziges kleines Kreuz, um das ich Sie bitte. Niemand zwingt Sie, niemand bedroht Sie. Sie haben das Privileg zu wählen. Und in meinen Augen als Demokratin auch die Pflicht. Gehen Sie wählen! Damit der nächste Oberbürgermeister diese Stadt mit der Sicherheit und dem Wissen führen kann, dass die Fürstenfeldbrucker hinter ihm stehen.
Die Fürstenfeldbrucker Autorin Theresa Hannig ist aktuelle Trägerin des Tassilo-Kulturpreises der Süddeutschen Zeitung und Stadträtin in Fürstenfeldbruck