Fürstenfeldbruck:Die Direktorin aus der Südkurve

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Das Graf-Rasso-Gymnasium war ein langer und wichtiger Lebensabschnitt für Doris Hübler. Aber auch der FC Bayern. (Foto: Johannes Simon)

Mit Blumen, Musik, Lobreden und einem Fanschal des FC Bayern wird Doris Hübler, Leiterin des Graf-Rasso-Gymnasiums, in den Ruhestand verabschiedet.

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Die Schulleiterin des Graf-Rasso-Gymnasiums in Fürstenfeldbruck, Doris Hübler, ist großer Fußballfan, genauer gesagt Anhängerin des FC Bayern. Und nicht nur das. Sie habe ein Dauerticket für Heimspiele, sitze aber nicht in der VIP-Lounge und schlürfe Sekt, sondern stehe bei den Ultras, enthüllte Philippe Raths bei der Feier zu ihrer Verabschiedung am Mittwoch. "Südkurve, Stehplatz, Bierdusche", das volle Programm also, berichtete der Konrektor der Schule.

Raths gestaltete seine Laudatio denn auch als Vergleich, das Gymnasium als "Spielvereinigung Graf Rasso" und Hübler als Cheftrainerin. Die scheidende Direktorin hinterlasse die Schule "gut aufgestellt", sagte er und überreichte Hübler als Abschiedsgeschenk einen Fanschal.

Zur Feier in der Aula waren Lehrer sowie Vertreter von Elternbeirat und Schülermitverwaltung versammelt, dazu eine Reihe von Ehrengästen, etwa von der Bürgerstiftung oder der Kester-Haeusler-Stiftung. Eröffnet wurde die Feier von der Big Band des Gymnasiums, zwischen den Reden traten die Chöre sowie Akrobatinnen aus der Unter- und Mittelstufe auf. Für eine komödiantische Moderation sorgten zwei Mimen aus dem Kreis des Lehrerkollegiums, die als Bewerber um eine "Spezialplanstelle" im Haus auftraten.

Doris Hübler (Mitte) amüsiert sich über so manches, was die Kollegen zu ihrem Abschied ausplaudern. (Foto: Johannes Simon)

Hüblers Werdegang skizzierte Brigitte Grams-Loibl, leitende Oberstudiendirektorin und Ministerialbeauftragte für die Gymnasien in Oberbayern-West. Sie erinnerte daran, dass Frauen als Chefinnen eines Gymnasiums im Jahr 2004 noch keine Selbstverständlichkeit waren. Die einschlägige Formulierung in der Ankündigung einer Lokalzeitung würde heute als diskriminierend angesehen, ebenso die Beurteilung aus der Feder eines vorgesetzten Schulleiters anno 1993, der über eine "junge, blitzgescheite und gut aussehende Lehrerin" fabulierte. Eine solche Formulierung würde heute gestrichen und einen Anruf der höheren Dienststelle nach sich ziehen, betonte Grams-Loibl.

Die Ministerialbeauftragte berichtete von Hüblers Einstieg am Carl-Spitzweg-Gymnasium in Germering, über eine Stelle am Kultusministerium zur Betreuung von Staatsgästen, bis zum Wechsel nach Fürstenfeldbruck - erst als Stellvertreterin, dann als Schulleiterin.

Grams-Loibl verwies auf den Namenspatron der Schule, der auf der Insel Wörth ein Benediktinerkloster gegründet habe. Sie schlug einen Bogen zur Regel des Ordens, die Tugenden wie Konzentration und Verlässlichkeit beinhalte - Eigenschaften, die auch Hübler auszeichneten. Die scheidende Direktorin habe dieses Ideal "vorgelebt" und damit für eine "nachhaltige Schulentwicklung" gesorgt. Die Ministerialbeauftragte erinnerte daran, dass Hübler sowohl die Schrumpfung der Ausbildung zum achtjährigen Gymnasium als auch die 180-Grad-Wende zum neunjährigen Gymnasium managen musste.

Der Brucker Oberbürgermeister ist mehrfach mit dem Graf-Rasso-Gymnasium verbunden. Christian Götz (BBV) absolvierte selbst seine Schulzeit an der Einrichtung, ebenso seine drei Kinder, von denen das Jüngste an der Gestaltung des Abschiedsprogramms beteiligt war. Vor 35 Jahren sei er Hübler persönlich begegnet, er als Abiturient, sie als junge Lehrerin, erzählt der OB in seiner Rede. Darüber hinaus sei das Gymnasium zusammen mit den anderen Schulen ein wichtiger "Standortfaktor" in der Stadt.

Götz erinnerte daran, dass Hübler die Leitung zu einer Zeit übernahm, die alles andere als einfach war. Damals residierte das Rasso-Gymnasium noch im Zentrum, "in einem verstaubten Kasten", der Neubau war schwer umstritten und wurde erst per Bürgerentscheid entschieden. Als Rektorin habe Hübler vier Jahre als Bauherrin mit fungiert, hatte Grams-Loibl zuvor berichtet. Götz würdigte Hübler als "Gründerin des Rasso-Gymnasiums 2.0", die etwas geschaffen habe, was sich sehen lassen könne. Anspielend auf den Ruhestand als neuem Lebensabschnitt schloss Götz mit einem Zitat des Dichters Hermann Hesse: "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne."

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