Versorgung der Flüchtlinge:"Wir haben Tonnen an Lebensmitteln ausgegeben"

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Anstehen für Essen und Kleidung: Flüchtlinge aus der Ukraine warten vor dem ehemaligen Modehaus Kohl. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Günther Bertram von der Bürgerstiftung spricht über die Lebensmittelausgabe an ukrainische Flüchtlinge und weshalb die nun von den Tafeln übernommen werden soll.

Von Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Geflüchtete aus der Ukraine haben oftmals nach ihrer Ankunft noch kein Geld, um sich selbst mit Lebensmitteln versorgen zu können. Deshalb hat die Bürgerstiftung Flüchtlingen in Fürstenfeldbruck über Wochen im ehemaligen Modehaus Kohl kostenlos Nahrungsmittel angeboten. Ende der Woche wird die Ausgabestelle geschlossen. Ihre Aufgabe soll dann von den Tafeln übernommen werden. Die Bürgerstiftung für den Landkreis ist Trägerin der Tafeln in Fürstenfeldbruck, Maisach, Olching sowie Eichenau/Puchheim. Über die Gründe für die Schließung sprach die SZ mit Günther Bertram. Er gehört dem Vorstand der Bürgerstiftung an und kümmert sich um die Tafeln. Die Ausgabe von Bekleidung, die ebenfalls im ehemaligen Modehaus Kohl untergebracht ist, bleibt vorerst bestehen. Sie wird von der ehrenamtlichen Gruppe "Brucker helfen der Ukraine" betrieben.

SZ: Die Ausgabestelle wird regelmäßig von vielen Flüchtlingen besucht, sie hat jeden Tag geöffnet. Sie, Herr Bertram, sprechen davon, dass die Grenzen der Leistungsfähigkeit erreicht wurden. Können Sie das an Zahlen festmachen?

Günther Bertram: Wir haben bereits Tonnen an Lebensmitteln ausgegeben. An einem durchschnittlichen Tag werden beispielsweise 125 Kilogramm Kartoffeln, 80 Kilo Mehl, 80 Kilo Zucker, 130 Liter Milch, fünf Steigen Brot und fünf Kasten Salami verteilt, dazu Hygiene-Artikel für die Flüchtlinge, die ja oftmals mit nichts ankommen.

Günther Bertram, Vorstand der Bürgerstiftung. (Foto: Bürgerstiftung/oh)

Aber viele Flüchtlinge wohnen doch in Unterkünften. Bekommen die dort nichts zu essen?

Doch. Aber manchen reicht das Catering dort nicht. So holen sich Familien mit Jugendlichen oft noch etwas zusätzlich, damit die Kinder satt werden. Daneben gibt es auch etliche Geflüchtete, die zwar ein privates Zimmer zum Wohnen haben, aber sich selbst versorgen müssen. Die Grundproblematik ist, dass viele ukrainische Flüchtlinge kein Geld haben, solange ihre Registrierung nicht abgeschlossen ist, sich also selbst nichts zu essen kaufen können.

Die Ausgabestelle kommt also an ihre Grenzen?

Ja; es handelt sich um eine zeitlich und finanziell limitierte Nothilfe, bei der wir auf keine Nachweise oder ähnliches schauen. Jeder Flüchtling soll die Möglichkeit haben, Nahrungsmittel gegen den Hunger und eine hygienische Erstversorgung zu bekommen.

Nun sollen die Tafeln helfen, die Geflüchteten zu versorgen. Aber können die dies leisten?

Wir wollen es gemeinsam mit unseren Tafeln schaffen. Flüchtlinge, die staatliche Leistungen erhalten, weil sie selbst kein Geld haben, sind bei unseren vier Tafeln ebenso berechtigt, Lebensmittel abzuholen, wie andere Bedürftige auch. Aber wir müssen die Zielgenauigkeit bei der Unterstützung erhöhen. Momentan gibt es keine amtlichen Dokumente, aus denen wir ersehen könnten, wo die Flüchtlinge im Landkreis wohnen oder wie viele Personen zu ihrer Familie gehören. Wir können nur fragen. Immerhin haben inzwischen einige eine Meldebescheinigung. Auch müssen wir erfragen, ob die Familie eine Kochgelegenheit hat oder nicht. Das macht einen Unterschied in der Versorgung. All diese Informationen werden auf den Tafelausweisen festgehalten.

Helferinnen geben Lebensmittel an Ukrainerinnen aus. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Und wer noch nicht registriert ist?

Der darf natürlich auch kommen, und der bekommt auch etwas. Aber wir werden verlangen, dass er sich bald registriert.

Die Tafeln in Maisach, Fürstenfeldbruck, Olching sowie Eichenau/Puchheim werden aber mehr Lebensmittel benötigen.

Ja, wir benötigen entsprechend zusätzliche Lebensmittel. Wir müssen mit den Marktleitern sprechen, ob sie uns mehr geben können und dies auch an mehreren Tagen. Zudem wollen wir unser Potenzial an Unterstützern aufstocken. Tafeln kaufen in der Regel keine Lebensmittel zu, sondern erhalten Artikel, die an ihr Haltbarkeitsdatum kommen. Wir suchen daher Personen, die uns mit Geld- und Sachspenden unterstützen.

Und mehr Helferinnen und Helfer für die Ausgabe brauchen Sie auch.

Wir müssen weitere Ehrenamtliche gewinnen. Deshalb planen wir Öffnungszeiten wie am Freitagnachmittag oder am Samstag, um uns zusätzliche neue Helfergruppen zu erschließen. Außerhalb der üblichen Arbeitszeiten könnten auch andere Personengruppen ein paar freie Stunden finden, um an einer Ausgabestelle mitzuhelfen.

Spendeninformationen auf der Homepage der Bürgerstiftung unter: www.buergerstiftung-lkr-ffb.de

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