Sport:Boxer sehen sich im Aufschwung

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In Siegerpose: Maximilian Drummer vom BC Piccolo zieht ins Finale ein. Dafür muss er allerdings nicht in den Ring steigen, denn sein Gegner darf nicht antreten. (Foto: Johannes Simon)

Bei den oberbayerischen Meisterschaften in Fürstenfeldbruck klettern 160 Sportlerinnen und Sportler in den Ring. Die große Zahl hängt wohl auch mit der Beliebtheit von Fitnessstudios zusammen.

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Maximilian Drummer sitzt ganz entspannt in Boxmontur am Ring in der Brucker Jahnhalle und scheint auf seinen Gegner Lion Mataj aus Ingolstadt zu warten. Doch der kommt nicht, so dass der 27-jährige Boxer des heimischen BC Piccolo kampflos ins Finale der oberbayerischen Meisterschaften einzieht. Dafür muss sich Drummer, wenn sein Kampf aufgerufen wird, nur kurz im Ring zeigen, dass er anwesend ist. Der 80-Kilo-Kämpfer Drummer und die anderen 160 Boxerinnen und Boxer erleben die "größten oberbayerischen Meisterschaften, die es je gegeben hat", sagt Piccolo-Präsident Manfred Kaltenhäuser. Der Boxsport scheint einen Aufschwung zu nehmen. Ein Grund dafür ist wohl auch das Boxtraining in den Fitnessstudios und der offenbar positive Einfluss von Influenzern im Internet.

Drummers Gegner hatte am Vortag einen Cut am Kopf erlitten, so dass der Ringarzt ihm gemäß den Regeln den Kampf im Halbfinale verboten hat. "Der Gegner hat Angst", scherzt ein Freund Drummers und lacht. Doch kampflos ins Finale einzuziehen, hat auch etwas für sich: Es spart Energie und Kraft. Zudem hat sich der Kampfrekord des Münchners bei acht Kämpfen bisher auf sieben Siege erhöht. "Boxen ist Hobby und Leidenschaft für mich", sagt Drummer. Er spürt, dass er beim Kampf Mann gegen Mann häufig psychisch und physisch Grenzen überschreite, was er sonst nicht erlebe. "Das setzt dich unter Druck, und der Stress ist enorm", fügt er hinzu, das stärke die Persönlichkeit. Sein makellos wirkendes Gesicht täuscht. Drummer hat vor acht Monaten einen Kieferbruch beim Boxen davongetragen. Dieser Rückschlag und die Verletzung sind überwunden. Mit neuem Mut ist er wieder dabei. Sein Finale ist aber auf 6. Mai vertagt.

53 Kämpfe an zwei Tagen

Der oberbayerische Amateur-Boxverband wusste, weshalb er die Ausrichtung der Veranstaltung wieder einmal nach Fürstenfeldbruck vergeben hat. Piccolo-Chef Manfred Kaltenhäuser hat einen Plan ausgetüftelt, um die 53 Kämpfe an zwei Tagen über die Bühne oder besser durch den Ring zu bringen. Das hat er mit Bravour geschafft. Trotzdem muss es noch einen zweiten Teil der Meisterschaften geben, um weitere 23 Sieger zu ermitteln. Die Fortsetzung findet am 6. Mai im Rahmen des Brucker Volksfestes im dortigen Festzelt statt.

Ebenfalls erfolgreich: Piccolo-Boxer Patrick Georg Ogbebor kämpft am 6. Mai wieder. (Foto: Johannes Simon)

Dann ist auch Patrick Georg Ogbebor dabei, der Markus Hardt aus Ingolstadt in der dritten Runde zur Aufgabe zwang. Der Freisinger trainiert im Münchner Steko-Boxcamp und startet für den BC Piccolo. Ogbebor boxt seit zweieinhalb Jahren und mag ebenfalls den Fight eins gegen eins. "Das ist reizvoll für mich", bekennt er sofort. Der Halbschwergewichtler mit der enormen Schlagkraft gewinnt seine Kämpfe in der Regel vorzeitig. Sechs Siege und keine Niederlage hat er bisher auf seinem Konto.

So weit ist Alain Streicher noch nicht. Der 18-jährige Boxer ist gerade erst der Jugendklasse entwachsen und erlebt sein erstes Jahr "bei den Erwachsenen", wie er sagt. "Das ist mental noch einmal eine andere Sache", sagt Streicher. Die Bewährungsprobe in der Männerklasse glückt an diesem Sonntag. Er gewinnt in drei Runden gegen Bobby Schenk aus Holzkirchen nach Punkten. Streicher boxt seit über drei Jahren und beschreibt sich selbst als Boxer, der mit harter Arbeit zum Erfolg kommen muss. "Ich bin nicht das große Talent", sagt er, "dafür gehe ich aber auch bis zu sieben Mal ins Training."

Erste Kämpfe bei den Männern: Jung-Boxer Alain Streicher (links) mit seinem Trainer Ronny Spindler. (Foto: Johannes Simon)

Das findet im 2000-Einwohner-Dorf Scheuring im Landkreis Landsberg statt. Dort hat sein Trainer Ronny Spindler beim FC Scheuring vor acht Jahren eine Boxstaffel aufgebaut, der inzwischen 26 Boxer und fünf Boxerinnen angehören. Der 49-jährige Spindler hat mal für den BC Piccolo geboxt. Im Hauptberuf ist er Metzgermeister in Sankt Ottilien. Seine Leidenschaft gehört dem Boxen: "Das bildet den Menschen charakterlich aus und prägt ihn."

Routinierter Organisator

Sein junger Kämpfer Streicher führt den Aufschwung im Boxen und das damit verbundene bessere Image des Sports hierzulande auch auf das Wirken von zahlreichen Influenzern im Internet zurück. Spindler sieht den positiven Beitrag des Box- und Fitnesstrainings in den vielen Fitnessstudios. "Von denen wollen dann auch einige mal in den Ring steigen", so Spindler. Der Amateur-Boxverband gestatte zudem jetzt auch Breitensportwettkämpfe.

Doch erst einmal müssen die oberbayerischen Meisterschaften zu Ende gebracht werden. Mit Piccolo-Präsident Kaltenhäuser und seiner Erfahrung aus mehr als hundert Veranstaltungen in den vergangenen 60 Jahren wird das in zwei Wochen im Brucker Volksfestzelt gut gelingen. Der inzwischen 82-jährige Maisacher, der auch in der Jahnhalle immer wieder hinter seinem Laptop hervorkommt und mit dem Fotoapparat in den Boxring klettert, ist der Garant dafür.

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