Ansiedlung von Hightech auf dem Fliegerhorst:Zwischen Jubel und Katzenjammer

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Etwa 220 Hektar misst allein der Fürstenfeldbrucker Teil des Fliegerhorsts. Hinzu kommen etwa 360 Hektar auf Maisacher Flur (im linken Bildbereich), die aber größtenteils unter Naturschutz stehen (die große graue Fläche wird von BMW genutzt, links oben die Start- und Rollbahnen). (Foto: Luftbildverlag Bertram/Stadt Fürstenfeldbruck)

Das Projekt eines biomedizinischen Zentrums in Bruck bietet Chancen, ist aber noch nicht ganz in trockenen Tüchern.

Kommentar von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Gesundheit ist ein Zauberwort. Wer möchte schon krank sein und leiden. In westlichen Ländern sterben die meisten Menschen an Krebs oder Herz-Kreislauf-Krankheiten, Demenz ist in einer alternden Gesellschaft weiter verbreitet. Wer Abhilfe versprechen kann, obendrein Arbeitsplätze und Wachstum, dem stehen alle Türen offen. Kein Wunder also, dass Landrat Thomas Karmasin ins Schwärmen gerät angesichts der Chance, auf dem ehemaligen Fliegerhorst ein biotechnologisches und biomedizinisches Zentrum zu bekommen.

Dass Fürstenfeldbruck sich mit Mailand, Paris, London und Oslo in der Standortkonkurrenz durchsetzen kann, macht Lokalpolitiker stolz. Allerdings profitiert die Stadt von der Nähe zur Metropole und zu deren Flughafen. Die Entscheidung beruht auf kühler Kalkulation der Investoren, die ihr Kapital mehren wollen und nebenbei den medizinischen Fortschritt befördern. Aus Brucker Perspektive kann es nicht besser laufen, wollte man doch immer schon Wissenschaftsstandort werden.

Und das Areal ist bestens geeignet, nebenan ließen sich Wohnungen bauen, so dass Arbeit und Leben zusammenrücken, die Fläche ist bereits versiegelt und an den überörtlichen Verkehr leicht anzuschließen. Zumal wenn Karmasin seine alte Idee energisch verfolgt, den ehemaligen Fliegerhorst an die Bahn anzuschließen. Das Projekt "Campus Biodrom" könnte zum größten Erfolg seiner langen Karriere als Landrat werden.

Ganz in trockenen Tüchern ist es indes nicht, was den Beteiligten bewusst ist. Der Projektinitiator sagt offen, dass er das Projekt, das bislang bloß Bürgermeister und Landräte debattierten, lieber weiter "unter der Decke" gehalten hätte. Aber nun sollen Stadt- und Gemeinderat informiert werden und es besteht die Gefahr, dass Details und Gerüchte diffundieren, selbst bei nichtöffentlichen Sitzungen.

Vermutlich wird sich keine große Partei gegen das Projekt stellen. Die Gefahr, dass Oberbürgermeister-Kandidaten in Bruck das Thema im Wahlkampf zerreden, scheint gering. Ein Unsicherheitsfaktor ist eher die allgemeine Lage, geprägt von Krieg und Wirtschaftskrise, die Renditeerwartungen erschüttern kann.

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