Das ehrenamtliche Engagement gegen den Klimawandel kennt keine Altersgrenze. Zumindest nicht für den 87 Jahre alten Josef Seemüller. Der Unterschweinbacher ist am vergangenen Samstag zum ersten Mal in seinem Leben als Demonstrant aufgetreten. Als Einzelkämpfer protestierte er gegen die von Menschen verursachte zunehmende Erderwärmung, deren Folgen in diesem Sommer zu weiteren Hitzerekorden und Naturkatastrophen führten. Der Klimaaktivist ist überzeugt, dass noch immer nicht schnell genug und vor allem noch nicht in einem ausreichenden Maße gegen den Klimawandel vorgegangen werde.
"Die Zukunft der Erde nehme ich ernst", sagt der Klimaaktivist. Um seinen Beitrag zur Bewahrung der Erde zu leisten, verteilte er am Samstagvormittag am Eingang zum Bauernmarkt in Fürstenfeld Flugblätter. Mit diesen setzt er sich für die Nutzung erneuerbarer Energien und für den gänzlichen Verzicht auf die weitere Verbrennung von Müll, Kohle, Öl, Gas und Uran ein. Weil der 87-jährige Rentner überzeugt ist, dass Menschen mit einer solchen Aktion nur dann zu gewinnen sind, wenn der richtige Ton angeschlagen wird, verband er seinen Protest mit einem Auftritt als Straßenmusiker.
Musik statt Sekundenkleber
Unter dem Motto "Musik statt Sekundenkleber" spielte der Senior auf seiner Klarinette, untermalt von einem mitgebrachten mobilen Soundsystem. Auch wenn ein Bauernmarktbesucher ihn wegen seines Anliegens beschimpfte und nur etwa jeder Zweite zu einem Flugblatt griff, beteuerte er anschließend, seine Demo mit Musikbegleitung habe ihm viel Sympathie gebracht. Am Samstag, 9. September, will Seemüller wieder beim Bauernmarkt demonstrieren. Da dann dort einige Landtagskandidaten mit Ständen vertreten sein sollen, hofft er, mit diesen ins Gespräch zu kommen.
Seemüller stammt aus einem Bauernhof und produzierte zuletzt Maschinen zum Trocknen von Getreidekörnern. Daraus ergab sich sein Bestreben, Energie möglichst effizient und sparsam einzusetzen. Als Vorreiter für das bessere Müllkonzept, betätigte der Unterschweinbacher sich schon vor etwa 30 Jahre erstmals als Umweltaktivist. Damals setzte er sich gegen die wachsenden Müllmengen im Landkreis und die damit verbundene Ressourcenverschwendung der Wegwerfgesellschaft ein. Passend zu diesem Lebensthema wirbt der ehemalige Landwirt in seinem Flugblatt vor allem für die stärkere Nutzung von Biomasse als besonders nachhaltige Energie.
Durch den Erfolg beim Bauernmarkt fühlt sich der 87-Jährige dazu animiert weiterzumachen. Wenn er irgendwo erwünscht sei, mache er gerne mit. Schließlich gebe es keinen Mangel an Energie, sondern nur einen Mangel an Intelligenz im Umgang mit dieser Ressource.