Kindertagesstätten:Backe backe keinen Kuchen

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Von Eltern gemachte Käsekuchen und anderes Gebäck sollen in Kindertagesstätten nicht mehr ausgegeben werden. (Foto: Florian Peljak)

In Kitas wird über selbst gebackene Kuchen diskutiert. Hygienevorschriften und Allergie-Diskussion lassen Süßes bei Feiern nicht mehr zu.

Von Maren Jensen

Stirbt der selbst gebackene Geburtstagskuchen, mitgebracht in den Kindergarten, bald aus? Viele Einrichtungen lehnen ihn aus Angst vor Bakterien und Salmonellen ab. Städte wie Leipzig sprachen sich unlängst für ein generelles Kuchenverbot aus. In der Kreisstadt gibt es geteilte Meinungen zu dem Thema.

Der lange Arm der EU

Seit Dezember 2014 bereiten strenge EU-Hygienevorschriften den Kindergärten Probleme. Dazu kommt der so genannte "Leitfaden für den sicheren Umgang mit Lebensmitteln für ehrenamtliche Helfer bei Festen" vom bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit. "Wir müssen uns an bestimmte Regelungen halten", sagt die Leiterin des Arbeitswohlfahrt-Kindergartens Pusteblume, Diana Russik. "Den Überblick zu bewahren, ist schwierig."

Sahne, Eier und Majonäse sind tabu

Tatsächlich ist die Regelung zu Backwaren mehrere Seiten lang. Verboten sind der Gebrauch von Sahne, rohen Eier und Majonäse. Zudem müssen Eltern Inhaltsstoffe und mögliche Allergene angeben. In Zukunft wollen einige Kindergärten deshalb einen stärkeren Fokus auf andere Lebensmittel legen: "Aus der Situation sollte nicht so ein Drama gemacht werden. Nicht alle Kinder sind Kuchenliebhaber.

Es müssen Proben genommen werden

Die Situation ist schon immer schwierig. Ein Kind möchte Schokolade auf dem Kuchen, das andere nicht. Wir bieten deshalb lieber Obstspeisen und Würstchen an", erklärt Ulrike Waedhauser-Huber vom katholischen Kindergarten Sankt Bernhard.

Weitere Umstände bereitet die Regelung, dass von jedem mitgebrachten, selbst gebackenen Kuchen ein Stück eingefroren werden muss. "Falls ein Kind erkrankt müssen wir Nachweisproben vorliegen haben. Bei Festen kann das Gefrierfach ganz schön voll werden", sagt Erzieherin Franziska Ritzinge vom Schülerhort Nord. Die Backwaren müssen mindestens zwei Wochen aufgehoben werden.

Viele Erzieherinnen halten ein komplettes Verbot von selbst gebackenen Kuchen dennoch für absurd. "Für unseren Kindergarten wird das Verbot nicht eingeführt werden. Wer den Kuchen nicht essen möchte, isst ihn nicht. Ganz einfach", so die Leiterin des städtischen Kindergartens Nord, Gabriele Eisele-Zenkert. Zudem ist der Kuchenverkauf auf externen Veranstaltungen der Kindergärten, wie Bücherflohmärkten, eine gute Einnahmequelle, betont Russik. "Der Erlös kommt immer den Kindern zugute."

Eltern benutzen Backmischungen

Laut Statistik geht die Lust am Backen schon seit Jahren verloren. Viele Eltern benutzen Backmischungen oder sind aus beruflichen Gründen verhindert. "Es ist sowieso schöner mit den Kindern selbst zu backen. Dadurch können sie ihren Wortschatz erweitern, oder etwas probieren, was sie vorher nicht kannten. Wir müssen uns auf Veränderungen einstellen", so Russik.

In Leipzig wurde das Verbot vor einigen Tagen wieder aufgehoben. Zu viele Eltern und Erzieher hätten protestiert.

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