Neuartige Möbel:Mit dem Ziehharmonika-Tisch durch die "Höhle der Löwen"

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Denis Dorstmann (verdeckt, von links), Tobias Jung, Anita Pfattner und Mark Löhr aus Fürstenfeldbruck präsentieren den Ausziehtisch iLAIK in der "Höhle der Löwen". Sie erhoffen sich ein Investment von 350000 Euro, doch der Deal kommt nicht zustande. (Foto: RTL / Bernd-Michael Mauerer/oh/iLAIK)

Warum ein Schreiner aus Fürstenfeldbruck eigentlich froh ist, dass ein Deal mit den Investoren nicht geklappt hat.

Von Manon Harenberg, Fürstenfeldbruck

Viele Gäste und nur wenig Platz am Tisch? Die üblichen ausziehbaren Esstische mit Einlegeplatten oder Klappmechanismen sind den Schreinermeistern Tobias Jung und Denis Dostmann zu umständlich. Da muss es doch etwas Besseres geben, denken sie sich.

Sie konstruieren einen ausziehbaren Holztisch, der das Zusammensetzen überflüssig macht. Die Eingebung beim Spielen mit einem zusammengefalteten Zollstock, den Jung seitlich leicht auseinander zieht. Einzelne Abschnitte öffnen sich. Ganz ähnlich tun das nun die Lamellen des iLAIK Tisches. "Da war sie, die Idee, nach der wir so lange gesucht hatten", sagt Jung, 45.

"Der iLAIK soll das Leben vereinfachen", erklärt er. Wie eine Ziehharmonika wird der Tisch um die Hälfte seiner Grundlänge stufenlos und ohne Ansteck- oder Einlegeplatte verlängert und wieder zusammengeschoben. Gegenstände wie Gläser, Teller oder Flaschen können auf der Platte stehen bleiben, ohne um- oder herunterzufallen.

Das Produktionsverfahren ist patentiert worden

Zunächst arbeitet das Team mit Massivholzlamellen, die sie in feiner Handarbeit aneinander leimen - ein sehr aufwendiges und kostspieliges Verfahren. Wie also kann der Prozess vereinfacht werden? Eine praktischere, effizientere Fertigung muss her. "Die Lasertechnik hat uns den finalen Schub gegeben", sagt Jung. Dem computergesteuerten Laser gelingen schmale Schnittfugen für den Ausziehmechanismus. Die Tischplatte kann nun aus einem Stück gefertigt werden. "Weil dieses Produktionsverfahren vollkommen neuartig ist, haben wir es patentieren lassen", erklärt er.

Im Jahr 2020 haben die Schreinermeister Jung und Dostmann dann die LAIK GmbH gegründet. Der Name LAIK stammt von Lignum Arts Innovative Kollektion, benannt nach ihrer Fürstenfeldbrucker Schreinerei Lignum Arts. Mit ins Team kommen der Ingenieur Christian Mühlbauer sowie Anita Pfattner und Mark Löhr von der Werbeagentur Löhr und Partner. Peter Bruns übernimmt den Vertrieb des "am einfachsten auszuziehenden Tisches der Welt".

In ihrer Schreinerei fräsen Jung und Dostmann die Tischplatten und stellen die Tischbeine aus Eiche her. Um die Produktion farbiger Tischbeine und sonstiger Teile aus Aluminium kümmert sich ein Unternehmen aus Baden-Württemberg. Den computergesteuerten Laserschnitt für das Lamellendesign übernimmt eine Firma aus München. Neben dem iLAIK Tisch gehören eine passende iLAIK Bank und der iLAIK Stuhl der Firma Wilkhahn zur Produktfamilie. "Wilkhahn und LAIK passen einfach zusammen", sagt Jung.

In der ersten Folge der elften Staffel der Vox-Fernsehsendung "Die Höhle des Löwen" hat das Team seinen stufenlos ausziehbaren Holztisch präsentiert und um finanzielle Unterstützung von 350 000 Euro geworben. Im Gegenzug soll der Investor zehn Prozent der Unternehmensanteile erhalten.

"Erst ist man nervös, dann blendet man die Kameras aus"

Ein Zufall hatte sie zu dem Privatsender gebracht. Ausgangspunkt war die Sendung "Einfach genial" des Mitteldeutschen Rundfunks. In diesem Format werden neue Ideen und Produkte vorgestellt. Die Produktionsfirma der Sendung "Die Höhle des Löwen" wird so auf den iLAIK aufmerksam und lädt das Team ein. "Anfangs war ich total nervös. Irgendwann blendet man aber die Kameras um sich herum aus, dann geht es nur noch um das Produkt", erzählt Jung.

Zwar sind die Investoren von dem "Ziehharmonikatisch" begeistert, doch schrecken sie von den hohen Preisen und Herstellungskosten zurück. Die Firmenbewertung erachten sie als zu hoch. Da die Investoren nicht überzeugt werden können, kommt kein Deal zustande.

"Erst war ich kurz enttäuscht. Es ist aber auch gut, dass es so gekommen ist", sagt der Schreiner. "Bekommt man den Deal, wird erwartet, dass man richtig Gas gibt." Jung aber sieht den iLAIK als Projekt neben seiner eigentlichen Schreinerarbeit. "Hätten wir den Deal bekommen, hätte ich mich Vollzeit um den Tisch kümmern müssen. Diese Zeit hätte ich gar nicht gehabt." Die LAIK-Gründer sehen trotzdem nach vorne und wollen weitermachen. "Seit der Ausstrahlung haben wir viele Anfragen bekommen, einige Tische wurden schon bestellt. So langsam kommt Bewegung rein."

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