Wassermangel in der Amper:Die Fische im Brucker Nasenbach sind in Gefahr

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Michael Heimrath, der zweite Vorsitzende der Bezirksfischer, sorgt sich um die Tiere im Nasenbach. (Foto: Günther Reger)

Der Bezirksfischereiverein verhandelt mit den Stadtwerken darüber, wie viel Wasser künftig in die Nebenarme der Amper geleitet wird.

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Die Amper führt derzeit wenig Wasser und die Temperatur ist zu hoch, wegen der Hitze und Trockenheit, das kann für Fische in Nebenarmen und Teichen gefährlich werden. Im sogenannten Nasenbach, einem Abschnitt mitten in Bruck, der direkt hinter dem Wehr für das Kraftwerk liegt, maß der Bezirksfischereiverein vor einiger Zeit 25 Grad, obendrein floss das Wasser nicht mehr, sondern stand nur noch in Mulden und Tümpeln. Für die Wasserbewohner geht es deshalb ums Überleben.

Die Stadtwerke erklärten sich am 5. August bereit, die Schleuse für eine Viertelstunde zu öffnen, damit wieder kälteres und sauerstoffreicheres Wasser in diesen Flussabschnitt strömen konnte, betätigte die Pressesprecherin Monika Lidmila. Die Fische, die in den Mulden mit warmem Wasser festsaßen, wurden weggespült. Andernfalls hätten die Bezirksfischer die Tiere bergen und umsiedeln müssen. Die Lage ist allerdings bis jetzt fast unverändert. Es ist immer noch zu wenig Wasser in dem Flussabschnitt, sagte Michael Heimrath, der zweite Vorsitzende des Bezirksfischereivereins, am Mittwoch.

Für diese aktuelle Notlage ist nicht bloß der Klimawandel verantwortlich, sondern auch, dass die Nutzung des Kanals sich in den vergangenen Jahrzehnten geändert hat, was sich auf den Wasserstand auswirkt. Früher hätten obendrein die Bäcker und Metzger sowie der Schlachthof den Kanal als Überlauf genutzt, die Abfälle dienten den Fischen als Nahrung, erzählte Heimrath.

Außerdem hätten die Stadtwerke eine andere Tafel beim Wehr eingesetzt, die weniger Wasser durchlässt. Die alte Tafel aus Holz ließ etwa einen halben Kubikmeter Wasser pro Sekunde durchfließen, in den Neunzigerjahre sei eine Stahlplatte eingesetzt worden, die deutlich weniger durchlässt, etwa 0,05 bis 0,1 Kubikmeter, schätzt Heimrath.

Die Schleuse zu öffnen, kostet Geld, weil weniger Wasser weniger Strom bedeutet. Jede Abgabe für den Nasenbach schlägt bei den Stadtwerken negativ zu Buche. Wegen der geringen Niederschläge fehle Wasser, nur der Kraftwerkskanal habe genug davon, sagt Heimrath. Diese Ausgangslage ist wiederum dem Klimawandel geschuldet. Nach den Erfahrungen aus den Jahren 2015, 2018 und 2019, die sehr trocken waren und der "extremen Hitzewelle in diesem Sommer", sollte allen klar sein, dass die Extremwetterlagen zunehmen, hatte Bernhard Gum, der Fischereifachberater des Bezirks Oberbayern unlängst in einem Interview erklärt. Deshalb brauche man beim Wassermanagement "kluge Konzepte".

Die Fische im Nasenbach haben kaum noch genug Wasser. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Ähnlich wie das Olchinger Kraftwerk können die Stadtwerke auf ein Altwasserrecht pochen und darum das ganze Wasser für die Stromproduktion verwenden. Aber das soll sich ändern. "Wir diskutieren seit zwei Jahren über ein Restwasser-Management mit Stadträten und Stadträten und das ist sehr fruchtbar", erzählt Heimrath.

Das würde seiner Einschätzung zufolge allen Nebenarmen zugutekommen, dem Nasenbach, aber auch dem Klosterkanal und dem sogenannten Polizeibad-Arm. Diesen Bereich würde man vom Schlamm befreien und einige Bäume entfernen. Der Klosterkanal soll Heimraths Angaben zufolge renaturiert werden, in Kooperation mit der Polizeifachschule, aus dem Energiemuseum der Stadtwerke könnte Restwasser genutzt werden. Die Sprecherin der Stadtwerke bestätigte, dass die Projekte in Abstimmung und Planung sind.

Die Frage sei, was die Stadtwerke für den Naturschutz ausgeben wollen, sagt Heimrath. Weil sie ein kommunales Unternehmen sind, ist letztlich der Stadtrat gefragt. "Es gilt, eine Balance zu finden", sagt er. So ähnlich wie das die Fischer auch täten. "Bei uns geht es nicht bloß um Fang, sondern auch um Naturschutz", betont Heimrath. Man widme sich der "Hege und Pflege", sorge für stabile Bestände und seltene Arten. Darüber wachen im Stadtgebiet 16 ehrenamtliche Aufseher des Vereins.

Der Verein wurde bereits 1904 gegründet und hat aktuell 180 Mitglieder. Er hat die Fischereirechte an der Amper von Schöngeising bis zum Emmeringer Hölzl von der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung gepachtet, das Recht im Pucher Meer ist Vereinseigentum, dazu kommen vier Weiher in der Hasenheide, von denen zwei als Biotope gepflegt werden und die anderen der Ausbildung des Nachwuchses dienen. Die Jugendgruppe umfasst aktuell 30 Mitglieder.

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