Kommentar:Direkter Draht

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Welche Anforderungen moderne öffentliche Verwaltungen erfüllen sollten

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Am Ende gab der Richter auch noch gute Tipps für das weitere Leben. So berichtet es einer, der kürzlich per Videochat von seiner Frau geschieden wurde. Natürlich, so etwas passiert nicht Fürstenfeldbruck, das passiert in Florida. Weil sich die Parteien wegen Ansteckungsgefahr nicht treffen sollen, und weil es vielleicht eh besser ist, wenn die Partner nicht noch einmal aufeinandertreffen. Von Florida ist Fürstenfeldbruck nicht nur räumlich weit weg, sondern auch, was die moderne, sprich: digitale, Verwaltung betrifft. Aber die Behörden verlieren nach und nach ihren amtlichen Charakter und orientieren sich hin zu einem Dienstleistungsbetrieb. Und wenn sie nicht auf diesem Weg sind, sollten sie sich bald aufmachen.

Dafür sind zum einen räumliche Veränderungen nötig, zum anderen aber auch die Einstellung gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern. Ein Beispiel dafür: Das mittlerweile berühmte Service-Ei des Landratsamtes ist eine Art von Begegnungszentrum zwischen Bürger und Amt. Die Beschäftigten dort sehen die Probleme, Anfragen und Themen der Antragsteller und Bürger ganzheitlich und können flink weiterhelfen. Freilich ist es so nicht eins zu eins in anderen Rathäusern umzusetzen. Aber es zeigt, dass sich die Bürger nicht unwohl fühlen müssen, wenn sie eine Behörde betreten.

Auch wenn die kommunale Verwaltung in Corona-Zeiten im Home-Office funktioniert, sollte das nicht die Zukunft sein und niemanden abhalten, sein Rathaus entsprechend zu erweitern. Die Aufgaben wachsen, allein im Baubereich werden viel mehr Expertinnen und Experten sowohl für die Planung als auch für das Recht benötigt. Der ganze soziale Bereich erfordert mehr Personal ebenso wie der Umweltschutz. Und alle hätten gerne einen Schreibtisch und einen Stuhl im Büro.

Es ist schon richtig, dass einfache Verwaltungsvorgänge für die Bürger am besten und schnellsten digital per Mausklick funktionieren. Sobald aber Fragen nicht mehr nur mit Ja oder Nein beantwortet werden können, braucht es Menschen, die mit einem persönlich reden und verstehen. Und nicht per Video gut Tipps geben.

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