Flugplatz Fürstenfeldbruck:Kompromiss in Sichtweite

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Die Bundeswehr-Sportflieger wollen die "Rollbahn Alpha" auf dem Flughafen erhalten. Die Piloten haben gute Chancen auf die Genehmigung eines Sonderflugplatzes, auch wenn die Gemeinde Maisach auf strenge Auflagen drängt.

Stefan Salger

Der Ruf nach einem Kompromiss wird lauter: Am Donnerstagabend hat Bürgermeister Hans Seidl (CSU) gemeinsam mit rund 100 Bürgern sowie Vertretern der Bürgerinitiative gegen Fluglärm und der Bundeswehr-Sportfliegergemeinschaft über die künftige Nutzung des Flughafengeländes im Süden der Gemeinde diskutiert.

Zurzeit starten und landen jährlich noch 3250 Flugzeuge auf dem Flughafen Fürstenfeldbruck. Eigentlich sollte der Flugbetrieb aufgegeben werden, auf dem Gelände ist eine Trabrennbahn und eine Versuchsstrecke geplant. Doch die Bundeswehr-Sportflieger wollen den Flugbetrieb aufrechterhalten und einen Sonderlandeplatz beantragen. (Foto: Johannes Simon)

Mehrere Redner warben im Bürgerzentrum für eine einvernehmliche Lösung. Falls der Flugsportverein bei der Zahl der Starts und Landungen sowie bei den Flugzeiten mit sich reden lässt und deren Einhaltung verbindlich zusagt, dann könne die Gemeinde einer weiteren Nutzung zustimmen. Vereinsvorsitzender Jan Herchenröder zeigte sich gesprächsbereit, Vertreter der Bürgerinitiative gegen Fluglärm warnten aber vor Zugeständnissen. Denn künftige Akteure, so ihre Sorge, könnten später einmal "durch die Hintertüre" den Flugbetrieb weiter ausdehnen.

Es geht um die Beantragung eines Sonderlandeplatzes im Süden der Hauptrollbahn. Der reguläre Flugplatz wurde bereits entwidmet, auf den 261 Hektar sollen eine Trabrennbahn sowie Versuchsstrecken von BMW und der Bereitschaftspolizei angelegt werden - das Bebauungsplanverfahren hat im Oktober begonnen und könnte Ende des Jahres abgeschlossen werden.

Die Bundeswehr-Sportflieger aber wollen ihre 950 Meter lange "Rollbahn Alpha" erhalten. Die Luftwaffe als Grundeigentümer macht zwar strenge Auflagen für einen Betrieb und nutzt die Startbahn tagsüber oft selbst, beispielsweise für Bremstests mit Fahrschul-Lastwagen oder für Übungen im Vorfeld von Auslandseinsätzen.

Luftwaffen-Kommandeur Robert Löwenstein hat aber klar gemacht, dass er einen weiteren Flugbetrieb begrüßen würde. Dieser soll notfalls durch die Genehmigung eines Sonderlandeplatzes aufrechterhalten werden. Bis die Flugsportgruppe einen entsprechenden Antrag stellen können, muss zunächst die frühestens für Anfang Mai erwartete Entscheidung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs über eine Klage der zivilen Betreibergesellschaft abgewartet werden.

Wird die Klage abgewiesen, was Beobachter für wahrscheinlich halten, dann erst kann auch das Maisacher Konzept mit Trabrennbahn und Versuchsgelände konkret geplant werden. Die Bundeswehr-Fluggruppe hat vom zuständigen Luftamt bereits eine Fristverlängerung für ihren Betrieb bis Ende April bekommen.

Die Aussichten der Bundeswehrflieger, für ihre Landebahn eine luftrechtliche Genehmigung zu bekommen, sind nach Ansicht von Bürgermeister Hans Seidl nicht schlecht. Denn das Landesentwicklungsprogramm untersagt zwar die Einrichtung weiterer Verkehrsflughäfen in der Münchner Region, lässt aber im Bereich der Sonderflugplätze eine Lücke. Solche Sonderflugplätze stehen nicht dem allgemeinen Flugverkehr zur Verfügung. Weil die Landebahn an der südlichen Grenze Maisachs aber ohnehin den Vereinsmitgliedern vorbehalten ist, würden diese Auflagen erfüllt.

In jedem Fall kann die Gemeinde im Zuge eines Genehmigungsverfahrens mitreden und etwa negative Auswirkungen auf die eigene Bauleitplanung vorbringen. Politiker wie Seidl, aber auch Altbürgermeister Gerhard Landgraf oder Freie-Wähler-Fraktionsvorsitzender Gottfried Obermair warnen aber davor, den Bogen zu überspannen.

Denn falls es der Gemeinde wider Erwarten gelingen sollte, die Fliegerei auf dem ehemaligen Fliegerhorst ganz zu unterbinden, dann könnte dies vielleicht der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt. Sie meinen die bundeswehrinterne Debatte um Standortschließungen. Würde aber die Luftwaffe ganz abziehen, dann weiß niemand, wie das vakante Gelände dann genutzt würde und ob in so einem Fall nicht auch ein viel umfassenderer Flugbetrieb oder andere Belastungen drohen könnte. Seidl fordert aber auch ein Entgegenkommen der Flieger: So sollen diese an Sonn- und Feiertagen auf Platzrunden verzichten.

Stabsoffizier Herchenröder, der als Fluglotse arbeitet, bezifferte die Zahl der Starts und Landungen auf jährlich zurzeit je 3250. Beantragen will der Verein eine moderate Erhöhung auf 4000. Dafür wäre er bereit, die frühesten Starts von 7 auf 9 Uhr in der Früh zu verlegen.

Mehrere Redner signalisierten, mit einer solchen Nutzung "leben zu können". Nicht so Norman Dombo, Vorsitzender der Bürgerinitiative: Er hält Zusagen für zu wenig verbindlich und hat Zweifel daran, dass sie kontrolliert würden. Hauptamtsleiter Peter Eberlein widersprach aber Befürchtungen, der Betrieb auf einem genehmigten Sonderflugplatz könne ohne weiteres ausgedehnt werden: "Das wäre nicht ohne ein umfassendes Änderungsverfahren möglich."

© SZ vom 05.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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