Am Dienstag stehen die Feinheiten des Neubaus und viele Zahlen im Blickpunkt. Eine kleine Runde aus Mitarbeitern der Stadtverwaltung, Politikern und Feuerwehrleuten steht in der Fahrzeughalle - die große Drehleiter, die ebenso neu angeschafft worden ist wie das Löschfahrzeug, parkt derweil draußen. Zusammen mit dem Kleintransporter hat sich die Stadt die drei Fahrzeuge etwa 1,4 Millionen Euro kosten lassen. Finanziell gesehen sind der dickste Brocken aber natürlich der Neubau nebst Übungsturm und acht an Feuerwehrleute vermietete Zwei- bis Vierzimmerwohnungen in den beiden in Holzbauweise erstellten Obergeschossen. Mit 7,3 Millionen Euro ist das gesamte Bauprojekt nicht gerade billig, auch wenn Feuerwehrreferent Andreas Lohde betont, dass es hier nicht um Luxus oder Prestige, sondern einzig um eine absolute Notwendigkeit geht. Die ursprünglich geplanten Ausbildungs- und Jugendräume wurden denn auch aus Kostengründen erst einmal gestrichen. Gleichwohl gibt es Reserveflächen, auf denen erweitert werden könnte, sofern die Stadt im Nordwesten stark wächst.
Dass die Kreisstadt eine zweite Feuerwache braucht, war schnell klar, als im Fliegerhorst die eigene Bundeswehr-Feuerwehr abgezogen wurde. Im Feuerwehrbedarfsplan von 2014 lässt sich nachlesen, dass sich damals beim Brandschutz eine gefährliche Lücke auftat: In den zehn Minuten, die maximal zwischen der Alarmierung der Feuerwehr und dem Eintreffen am Einsatzort verstreichen sollen (die sogenannte Hilfsfrist), waren von der Hauptwache an der Landsberger Straße die Bereiche im Norden und Osten und vor allem auch das große Militärareal kaum zu erreichen.
Diese Lücke ist geschlossen. Und vom zusätzlichen Standort in Nachbarschaft des Gartenlands Würstle können die Brucker Feuerwehrleute nun sogar den benachbarten Wehren schneller helfen. Auch Emmering profitiert, da die Gemeinde nicht über eine eigene Drehleiter verfügt. Ein paar Bereiche in Fürstenfeldbruck, wie etwa die Alt-Buchenau oder das Tulpenfeld, sind zwar weiterhin ohne Unterstützung benachbarter Wehren nicht ganz in der anvisierten Hilfsfrist zu erreichen. Doch sowohl Kommandant Michael Ott als auch Stadtjurist Christian Kieser halten das für hinnehmbar. 85 bis 90 Prozent des Gemeindegebiets sollten den Vorschriften zufolge innerhalb von zehn Minuten erreichbar sein. Das ist nun gewährleistet, so Kieser.
Für die Fürstenfeldbrucker Feuerwehr ist die Aufteilung auf zwei Standorte ein zweischneidiges Schwert, wie auch Kommandant Michael Ott klarmacht. Natürlich freuen sich alle über das neue, modern ausgestattete und per Grundwasser-Wärmepumpe beheizte Gebäude, auf dessen Dach eine Photovoltaikanlage montiert ist und das die Ansprüche des KfW-35-Standards erfüllt. Natürlich freuen sie sich über eine helle Halle, Büros, große Bildschirme, den klimatisierten Aufenthaltsraum mit Küche, Lager und Werkstatt, Waschhalle, die separaten Umkleiden für Männer und Frauen. Aber umso mehr gilt es, sich nicht auseinanderdividieren zu lassen. Die 27 der insgesamt 120 Feuerwehrleute, die nun der Feuerwache zwei zugeordnet sind, wollen und sollen kein "Eigenleben" führen, sondern sich weiter als Teil der großen Einheit fühlen. Deshalb sollen Übungen und Veranstaltungen weiterhin möglichst ausschließlich an der Landsberger Straße stattfinden. "Wir bleiben eine Feuerwehr", betont Ott.
Auch wenn die Feuerwache zwei im Gegensatz zur Hauptwache nicht durchgehend besetzt ist, so steigt doch insgesamt der personelle Bedarf. Deshalb appelliert Ott auch an die Brucker, sich ehrenamtlich zu engagieren. Mitte September will sich die Feuerwehr bei einem Aktionstag vorstellen. Die Vorbehalte in der Nachbarschaft und entlang der Flurstraße, die vor einigen Jahren laut geworden waren, haben sich nach Einschätzung von Oberbürgermeister Erich Raff mittlerweile offenbar zerstreut. So seien lediglich eine Handvoll Parkplätze weggefallen, und im Alarmierungsfall bietet sich als Weg zum Einsatzort ohnehin eher eine der größeren Straßen an, auf denen man schneller vorankommt.
Und so ist die Freude ungetrübt über den Neubau und die neuen Fahrzeuge. Auf ein "altbewährtes Utensil" will die Feuerwehr auch am neuen Standort freilich nicht verzichten: In der Leitwarte der Feuerwache zwei gibt es nicht nur den modernen Digitalfunk, sondern auch analoge Funkgeräte - im Fall eines längeren flächendeckenden Stromausfalls genauso wertvoll wie das Notstromaggregat.