Fachhochschule im Fliegerhorst:Soldaten gehen, Studenten kommen

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Kreative Konversion: In die ehemalige Waffenschule am Fliegerhorst will eine private Fachhochschule einziehen. Über den Preis wird noch gefeilscht.

Gerhard Eisenkolb

Mit dem Abzug des Stabs der 1.Luftwaffendivision im kommenden Jahr beginnt schrittweiese die Umwandlung des Fliegerhorstes Fürstenfeldbruck von militärischer zu ziviler Nutzung. (Foto: Günther Reger)

Von Gerhard Eisenkolb

Fürstenfeldbruck - Geht es nach Oberbürgermeister Sepp Kellerer, bekommt Fürstenfeldbruck bereits im Herbst 2013 neben der Polizeifachhochschule in Fürstenfeld eine weitere Hochschule. Die wichtigste Voraussetzung für die Ansiedlung einer privaten Fachhochschule mit zurzeit rund 1000 Studenten im Fliegerhorst hat die Bundeswehr bereits geschaffen. Wenn alles nach Plan läuft, werden die ersten Studenten im Wintersemester 2013/2014 in der Kreisstadt unterrichtet. Das künftige Hochschulgelände steht nach dem kompletten Abzug des Stabes der 1. Luftwaffendivision aus dem Fliegerhorst vom 1. Juni kommenden Jahres an zur Verfügung.

Mit ersten Umbauarbeiten könnte jedoch schon vorher begonnen werden, da die Räume etappenweise frei werden. Die Entscheidung, ob Fürstenfeldbruck die begehrte Hochschule wirklich bekommt, hängt laut Kellerer nur noch von einem Punkt ab: Es steht noch nicht fest, zu welchem Preis die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) das Areal abgeben wird. Deshalb zögere der Interessent noch. Weil die Zeit drängt, soll in den nächsten Wochen im Eiltempo ein Wertgutachten erstellt werden. Um schneller voranzukommen, darf die Stadtverwaltung den Auftrag für das Gutachten ausnahmsweise selbst vergeben. Gespräche mit einem unabhängigen Büro werden bereits geführt. In der Regel kümmert sich die Bima selbst um solche Wertgutachten für ihre Liegenschaften.

Die Fachhochschule ist an einer Gesamtfläche von 170 000 Quadratmetern interessiert. Die auf diesem Gelände stehenden Gebäude haben eine bebaute Geschossfläche von insgesamt rund 34 000 Quadratmetern. Die private Fachhochschule benötigt nach Angaben der Stadtverwaltung für ihren Lehrbetrieb alle auf diesem Areal stehenden Kasernengebäude. Der Interessent hat das Gelände bereits in Augenschein genommen und für geeignet befunden. Im laufenden Flächennutzungsplanverfahren zur Konversion des Fliegerhorstes ist der entsprechende Bereich für die Ansiedlung von Bildungseinrichtungen und Hochschulen reserviert. Die Weichen sind also bereits in diese Richtung gestellt.

Gelingt es der Stadt jedoch nicht, den vom Investor vorgegebenen engen Zeitrahmen einzuhalten, platzen die Ansiedlungspläne ebenso wie das Vorhaben des Eichenauer Musikunternehmers Rüdiger Veith. Dieser wollte auf dem Gelände der Stadtwerke Fürstenfeldbruck, des alten Schlachthofes und dem derzeitigen Standort des städtischen Bauhofes an der Amper eine Filiale seiner Hochschule der populären Künste ansiedeln. In der privaten FH werden unter anderem Tontechniker ausgebildet. Kellerer ist es bisher gelungen, geheim zu halten, welche FH ein Auge auf den Fliegerhorst geworfen hat. Wird der Name des Investors vorzeitig bekannt, so die Befürchtungen, könnte dieser abspringen. Es wird vermutet, dass es sich - wie bei dem Vorhaben Veiths - um eine Einrichtung aus dem Bereich der Kreativwirtschaft handelt.

Bis zum Jahresende ist noch der Kommandeur der 1. Luftwaffendivision, Generalmajor Robert Löwenstein Chef, des Fliegerhorstes. Der Hausherr signalisierte die Bereitschaft der Luftwaffe, das benötigte Kasernengelände schrittweise zu übergeben. Er sprach von einer "kooperativen Konversion" in Fürstenfeldbruck, die der Verteidigungsminister zu einem "Leuchtturmprojekt" erklärt habe. Wer kaufen möchte, könne dies tun, allerdings müsse er auch die Kosten für die Baumaßnahmen tragen, die sich infolge des Herauslösen eines Herzstücks aus der Kaserne ergäben.

Löwenstein sieht nun in erster Linie die Stadt in der Pflicht. Diese müsse mit der Überplanung des insgesamt rund 200 Hektar großen Kasernenareals "in die Puschen kommen".

Laut Kellerer könnte mit den Umbauarbeiten für die künftige FH schon vor dem kompletten Abzug der Luftwaffendivision aus den Stabsgebäuden begonnen werden. Zentrum der künftigen Hochschule soll die an einem Platz gelegene, sogenannte alte Waffenschule werden. Wie es heißt, entspricht der Platz durchaus den Kriterien für einen Universitätscampus. Es ist vorgesehen, dass die Kreisstadt das künftige Universitätsgelände selbst erwirbt und dann an den Investor verkauft. Das hat Kellerer mit der Bima im Vorfeld abgesprochen. Die Bima könne an eine Kommune zu einem günstigeren Preis verkaufen als an einen privaten Investor.

Da die Offizierschule noch rund fünf Jahre in Fürstenfeldbruck bleibt, wird die 1. Luftwaffendivision nicht mit einem Großen Zapfenstreich verabschiedet. Stattdessen ist für den 23. April ein Abschiedsappell geplant, zu dem eine Serenade erklingen soll. Löwenstein sagte dazu: "Wir gehen mit klingendem Spiel und wehem Herzen in neue Aufgaben." Löwensteins Nachfolge als Standortältester tritt der Leiter der Offizierschule, Brigadegeneral Bernhard Schlaak, an.

© SZ vom 24.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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