Samstagmittag. Auf dem Schlemmerhof in Adelshofen fährt ein Auto nach dem anderen vor, teils mit Anhänger, und alle bringen in Kisten, Körben und Säcken Äpfel verschiedenster Sorten. Sie kommen aus dem ganzen Landkreis, mit Schwerpunkt aus dem westlichen. Dort gibt es mehr Obstgärten und Streuobstwiesen gibt als im östlichen. Etwas abseits im Hof steht ein großer Anhänger, der mit den gelblich, grünlich und rötlich glänzenden Früchten bereits gut gefüllt ist.
"Sieben Tonnen von 30 Lieferanten sind es bislang, und wenn das so weiter geht, wird noch ein weiterer Wagen voll", freut sich Karin Geraldy von der Solidargemeinschaft Brucker Land. Zusammen mit Kollegin Sonja Schlemmer organisiert sie die Apfel-Sammelaktion, die erstmals auf dem Schlemmerhof abgewickelt wird. Brucker Land lässt die Früchte zu Apfelsaft pressen. Werden mehr Äpfel gebracht als erfahrungsgemäß gebraucht werden, können Wintergetränke, Apfelmost und Apfelessig hergestellt werden.
"Dass die Apfelschwemme in diesem Jahr nicht nur Gerede ist, erleben wir gerade", sagt Sonja Schlemmer. Mit Geraldy registriert und wiegt sie die Äpfel. Die Lieferanten erhalten für je 100 Kilogramm 20 Euro. "Falls nicht noch Unwetter die Ernte zerstören, werden wir wohl bald wieder alle Apfelsaftprodukte anbieten können", sagt Geraldy. In zurückliegenden Jahren sei die Ernte selten so üppig ausgefallen. Klaus Kornprobst aus Hattenhofen bringt insgesamt 115 Kilo. "Es sind hauptsächlich Äpfel der Sorte Jakob Fischer", erklärt er. Weil es schade wäre, wegzuwerfen, was man selber nicht braucht, bringt er sie zu Brucker Land. Es sei die erste Lieferung, zu den nächsten Lieferterminen werde er wieder kommen müssen, denn "noch biegen sich die Äste in meinen Garten". Die Äpfel vergammeln zu lassen wäre fast unverantwortlich, sagt auch Barbara Kink aus Frauenberg, die 132 Kilo abliefert. Von nur zwei Bäumen, Jakob Fischer und Boskop, bekomme sie heuer so viele Früchte, dass sie selbst nicht alle verarbeiten kann.
Martin Furtner aus Unterschweinbach, der 71 Kilo bringt, rechnet damit, dass in seinem Garten insgesamt bis zu 500 Kilo zu ernten sind, erst vom Jakob-Fischer- Baum, später vom Klosterapfel. Von nur einem Baum "als erste Lieferung" bringen Georg und Renate Habbel aus Fürstenfeldbruck 44 Kilo Gravensteiner. Mit einer "Fuhre" von über 20 Säcken und einigen Kisten fährt Josef Schwoyer aus Biburg vor. Über 600 Kilo hat er in seinem Garten aufgesammelt, der vielen durch das alljährliche Blütenfest bekannt ist. "Ich muss den Garten sauber halten und darf kein faules Obst am Boden liegen lassen, damit das Blütenfest auch im nächsten Jahr wieder stattfinden kann", sagt er schmunzelnd. Außerdem könne nur so verhindert werden, dass sich Obst- oder Baumkrankheiten ausbreiten. Bei so einer Menge kommen Hofbesitzer Leonhard Schlemmer und Sohn Michael ins Schwitzen. Wenn die Äpfel gewogen sind, schütten sie sie in die Frontladerschaufel eines Traktors, in der die Lieferung sorgfältig geprüft wird. Angefaulte und schadhafte Äpfel werden aussortiert. "Schon ein kaputter Apfel wirkt sich auf die Qualität des Saftes aus", erklärt Karin Geraldy. Die meisten Lieferungen seien in Ordnung, einige allerdings "grenzwertig". Abweisen müsse man aber niemanden, sagt Leonhard Schlemmer. Noch am Samstag werden die Äpfel zur Obstkelterei Merk nach Kleinkitzighofen gebracht, wo sie umgehend gepresst werden. Aus zehn Kilo Äpfeln werden laut Geraldy zwischen sechs und sieben Liter Saft gewonnen.
Weitere Liefertermine sind die Samstage 1., 15. und 22. September sowie 6. Oktober, jeweils von neun bis 13 Uhr.