Politischer Kompromiss:Hallenbad hat Priorität, Eishalle muss warten

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Auf dem Gelände der Amperoase liegen Hallenbad, Eisstadion und Freibad bislang in direkter Nachbarschaft. (Foto: Stadtwerke)

Stadtrat lehnt Verknüpfung der beiden Fürstenfeldbrucker Großprojekte ab. Schwimmen und Eislaufen sollen aber auch nach Abriss der Amperoase möglich sein.

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Stadtwerke ersetzen das Hallenbad der Amperoase möglichst schnell durch einen Neubau, die Planungen werden fortgeführt. Für die Dauer der etwa zweijährigen Bauzeit soll sichergestellt werden, dass es weiterhin Gelegenheiten zum Schwimmen wie auch zum Eislaufen gibt. Wann und von wem die bereits beschlossene Eishalle gebaut wird, ist aber noch offen.

Eine Traglufthalle soll das Schwimmen ermöglichen, während das Bad noch im Bau ist

Nach mehrstündiger Debatte unter Beteiligung der Schwimm- und Eislaufvereine hat sich der Stadtrat am Dienstag auf einen Kompromiss verständigt - mit großer Mehrheit gegen eine Stimme (Gina Merkl, Grüne). Wird im Sportzentrum südlich der Schöngeisinger Straße gebaut, dann soll zeitweise auf das Schwimmbad der Bundeswehr im Fliegerhorst ausgewichen werden. Sofern technisch möglich und nicht zu teuer, soll das 50-Meter-Becken des Freibads zudem per Traglufthalle in der kalten Zeit nutzbar gemacht werden - bei Bedarf könnte eine solche Konstruktion langfristig stehen bleiben.

Der Sportreferent schlägt den Bau eines Gebäuderiegels mit Kältetechnik vor

Gleichzeitig soll die Bauleitplanung für die Eishalle vorbereitet werden. Sportreferent Martin Kellerers (CSU) Vorschlag: Bevor im Herbst 2023 der Abriss der Amperoase beginnt, wird zwischen dem heutigen Eisstadion und dem Bolzplatz, auf dem einmal die Eishalle gebaut werden soll, ein nord-südlich verlaufender Gebäuderiegel errichtet. Darin finden Umkleiden und moderne Kälteeinrichtungen ihren Platz. Später, wenn er nicht mehr fürs offene Stadion benötigt wird, soll dieser passgenau in den Neubau der Eishalle integriert werden. Denn mit der Amperoase werden auch Eisanlage und Umkleiden abgerissen.

Die Stadtwerke könnten sich Bau und Betrieb der Eishalle nicht leisten, so der Geschäftsführer

Stadtwerkechef Jan Hoppenstedt machte deutlich, dass die städtische Tochtergesellschaft sich außerstande sieht, jenseits des Neubaus der Amperoase, deren Planungen bereits fortgeschritten ist, auch noch die wohl mehr als zwölf Millionen Euro teure Eishalle zu errichten und zu betreiben. Verbleibende Reserven würden benötigt, um bis 2035 die anvisierte CO₂-Neutralität zu stemmen. Zudem profitiert die Stadt bislang von der Wirtschaftskraft der Stadtwerke in Form von Ausschüttungen. Hoppenstedt warnte auch davor, den Neubau der Amperoase so lange zu verschieben, bis sie im Verbund mit der Eishalle quasi aus einem Guss errichtet werden könnte, wie dies die Freien Wähler beantragt hatten. Jederzeit könne die Technik in dem 50 Jahre alten Bad ausfallen, so dass es möglicherweise ganz geschlossen werden müsse. Wohl an die 20 Millionen Euro wird das neue Bad kosten, das auf die Bedürfnisse von Familien zugeschnittenen sein wird, aber auch den Ansprüchen von Vereinen wie den Brucker Wasserratten genügen soll: sechs 25-Meter-Bahnen, Hubboden, Rutsche, Sauna.

Schwimm- und Eislaufvereine wollen sich beim Betrieb der Hallen engagieren

Stefan Sponer, Präsident der Wasserratten, würde sich mehr Rückenwind für den Schwimmsport wünschen, der in allen Lehrplänen verankert ist und "ein Menschenrecht" sei. Darum aber sieht es nicht gut aus - jedes zweite Kind könne nicht schwimmen. Laut Sponer gibt zu viele Spaßbäder und zu wenig Ausbildungsbäder. Die Unterhaltskosten sind meist eine große Belastung, sie machten 85 Prozent der Gesamtkosten aus. Um das in den Griff zu bekommen, bieten Vereinsmitglieder ihre ehrenamtliche Hilfe an. In Verbindung mit einer energiesparenden Bauweise und einer hohen Auslastung durch stundenweise Vermietung beispielsweise an Schulen oder Kitas könne man sehr wohl schwarze Zahlen schreiben, so Sponer, der die Idee einer zusätzlichen Traglufthalle ausdrücklich begrüßt. Die freilich könnte laut Hoppenstedt bis zu zwei Millionen Euro kosten, und Jan Halbauer (Grüne) dringt wegen des großen Heizbedarfs noch auf eine gründliche Prüfung. Dennoch würde eine solche Konstruktion mit Blick aufs Jahr 2024, wenn das Hallenbad übergangsweise nicht mehr zur Verfügung steht, "den Druck etwas herausnehmen", findet Markus Droth (Freie Wähler).

Zur Entscheidung, die Familienfreundlichkeit und Attraktivität für die Öffentlichkeit sowie den Breitensport höher zu gewichten als die Sporttauglichkeit, bekannten sich sowohl Andreas Lohde (CSU) als auch Christian Götz (BBV). Die breite Öffentlichkeit soll gleichermaßen von einer künftigen Eishalle profitieren. Auch das Eislaufen sei kein Randsport, betonten Claus Limmer vom Eislaufverein und Dorothea Heid vom ERCF. Ihre Mitglieder wollen sich ebenfalls engagieren, um den Betrieb einer künftigen Eishalle sicherzustellen. Limmer: "Wir sind bereit dazu."

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