Einzelhandel:Investor kauft Möbelhaus-Gelände

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Gröbenzeller Einzelhändler warnen vor Konkurrenz des geplanten Marktes. Sie befürchten, dass das Zentrum unattraktiv wird

Von Gerhard Eisenkolb

Wegen Umbauarbeiten ist der Rewe in der Kirchenstraße für drei Wochen geschlossen. Für den Gewerbeverband ist das ein spannendes Experiment. Es geht darum, ob Kunden ohne den beliebten Lebensmittelmittelmarkt ausbleiben. (Foto: Günther Reger)

Albert Fahr ist nicht mehr Eigentümer des ehemaligen Möbelhauses Fahr an der Olchinger Straße in Gröbenzell. Die Ten Brinke-Projektentwicklung GmbH hat das Gelände erworben, um dort einen großen Lebensmittelmarkt zu bauen. Der Wechsel des Eigentümers ist am Montagabend bei einem Informationsabend vom Bund der Selbstständigen (BdS) im Stockwerk bekannt gegeben worden. Die in dem Verband vertretenen Einzelhändler sehen in dem Projekt einerseits einen Konkurrenten, der ihnen Kunden abspenstig macht. Andererseits räumten sie ein, dass die Gemeinde die Versäumnisse der Vergangenheit einholen. Der jahrzehntelange Stillstand in Ortsmitte rächt sich nun. Auch darüber diskutierten die Geschäftsleute.

Würde die Gemeinde nämlich über ein attraktives Einkaufszentrum in der Kirchen- und in der Bahnhofstraße verfügen, müsste der eingesessene Handel nun keine weitere Abwanderung von Kunden zum neuen Einkaufszentrum befürchten. Ohne Widerspruch zu ernten, stellte der Inhaber eines Bekleidungsgeschäftes fest: "Gröbenzell ist nicht attraktiv". Deshalb nehme die Kundenfrequenz in der Mitte ab und deshalb störe auch das neue Projekt. Es wurde aber auch ein Gröbenzeller Geschäftsfrau zitiert, die kürzlich bei einer BdS-Umfrage bekannte, dass es ihr noch nie so gut gegangen sei wie in diesem Jahr. Andere Händler meinten, der neue Markt ziehe die eingesessenen Läden ins Verderben. Deshalb solle man sich endlich überlegen, welche Handelsstruktur im Zentrum zu erhalten sei.

BdS-Vorsitzende Sigrid Wittlieb nahm das geplante neue Einkaufszentrums an der Peripherie zum Anlass, mit Nachdruck ein Konzept der Gemeinde zur Zukunft des Ortszentrums zu fordern. "Ich habe Angst um unsere Ortsmitte", bekannte sie. Diese Befürchtung hielten sowohl Ten Brinke-Prokurist Heiko Schröppel als auch Stadtplaner Jan Vorholt von der Münchner Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) für unbegründet.

Laut Vorholt verfügt Gröbenzell über ein unterdurchschnittliches Angebot an Lebensmittelverkaufsflächen. Weshalb ein Projekt wie das von Ten Brinke im Ort angenommen werde. Entwickle die Gemeinde parallel zum neuen Markt die Ortsmitte, sei auch deren Bestand als Einkaufsstandort gesichert. Nur dürfe sich die Gemeinde nicht darauf ausruhen, mit dem Rewe-Markt in der Kirchenstraße über einen klassischen Nahversorger zu verfügen, von dessen hoher Kundenfrequenz auch die Läden in der Nachbarschaft profitierten. Der Marktforscher und Stadtplaner riet den rund 30 Mitgliedern des BdS, gemeinsam mit Kommunalpolitikern Zukunftsperspektiven fürs Zentrum zu formulieren. Allerdings bezeichnete Vorholt Begrenzungen von Ladenflächen auf 400 Quadratmeter, wie sie in einem Bürgerentscheid für die Bahnhofstraße festgelegt worden waren, als überholt. Für die Bahnhofstraße forderte er Läden mit der zwei- bis dreifachen Größe. Auf die Frage einer Geschäftsfrau, welcher Bedarf in Gröbenzell bestehe, erwähnte der Marktforscher Haushalts-, Sport- und Elektrowaren. Für die Ortsmitte, deren Zukunft im qualitativen Angebotsbereich mit einem guten Service liege, sah Vorholt einen Bedarf an Bekleidungsgeschäften.

Wie der Ten Brinke-Prokurist bekundete, sei sein Haus auch an Bauprojekten im Zentrum interessiert. Und zwar sowohl im Bereich Wohnen als auch im Bereich der gewerblichen Nutzung. Auch zum Konzept des geplanten Einkaufsmarkts äußerte sich Schröppel. Der Schwerpunkt liege auf einem Lebensmittelmarkt mit einer Verkaufsfläche von etwa 2000 Quadratmetern. In einem zweiten größeren Laden wäre Platz für einen Getränkemarkt. Die restlichen Flächen sind für ein Café und für zwei bis drei kleinere Läden oder Dienstleister vorgesehen. Ausdrücklich wies der Prokurist auf die Tendenz von sogenannten Vollsortimentern im Lebensmittelhandel hin, im Nonfood-Bereich das Sortiment zurückzunehmen. Einen Plan B, also einen Alternative zum Konzept Lebensmittelmarkt, gebe es nicht, beteuerte Schröppel. Sofern eine Baugenehmigung vorliegt, könnte das Möbelhaus schon im nächsten Sommer abgerissen werden.

Gewerbereferent und Gemeinderat Martin Schäfer (UWG) wies auf die beschränkten Einflussmöglichkeiten des Gemeinderats hin. In dem Sondergebiet besteht Baurecht für Einzelhändler mit großen Verkaufsflächen.

© SZ vom 22.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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