Ukrainische Partnerstadt:Spendenaktion für Wischgorod

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Örtliche Rot-Kreuz-Mitglieder suchen Schutz während der russischen Angriffe in Wischgorod (Foto: Evgen Varava/Instagram)

In Eichenau werden Medizinprodukte gesammelt, die in der umkämpften Stadt bei Kiew dringend benötigt werden.

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Während Angriffe russischer Truppen die Menschen in Eichenaus ukrainischer Partnerstadt Wischgorod bedrohen und zur Flucht zwingen, wird in Eichenau eine erste Hilfslieferung ins Kriegsgebiet zusammengestellt. Bürgermeister Peter Münster (FDP) hat am Wochenende dazu aufgerufen, die benötigten Produkte im Rathaus abzugeben. Was die Wischgoroder brauchen, weiß man in Eichenau genau, weil Bürgermeister Aleksej Momot Münster eine Liste geschickt hat. Auch das Rote Kreuz in der Partnerstadt hat eine Liste mit den dringend benötigten Artikeln übermittelt.

Zerstörung in der Stadt

Wie weit die russischen Soldaten schon gekommen sind, ist nicht ganz klar. Dass sie schon Schaden angerichtet haben, dagegen schon. Im Internet kursieren Videos von zerstörten Häusern, die anscheinend im Landkreis Wischgorod liegen. Gezeigt wird auch der Beschuss des Wasserkraftwerks, das die Hauptstadt Kiew mit Strom versorgt und das südliche Ende des Wischgoroder Stausees markiert. Ob Menschen verletzt oder gar getötet worden sind, ist noch nicht bestätigt. Bürgermeister Momot hat die Einwohner am Montag an die Ausgangssperre zwischen 19 Uhr abends und sieben Uhr morgens erinnert.

Momot sendet auf seinem Facebook-Kanal mindestens einmal am Tag eine Videobotschaft und informiert über die aktuelle Lage. Bürger nehmen Stellung und beklagen unter anderem, dass die Müllabfuhr nicht mehr fährt. Arg scheint die Versorgungslage bei Medikamenten und Medizinprodukten zu sein, weshalb sie ganz oben auf Momots Wunschliste stehen. So gehen in den Apotheken Medikamente aus, die Patienten regelmäßig nehmen müssen. Und es fehlt an Verbandmaterial und blutstillenden Mitteln, sowie an Socken in Damen- und Kindergrößen, Energie-, Power- und Protein-Riegeln, Babynahrung und Windeln sowie Kfz-Verbandskästen.

Flüchtende sind tagelang unterwegs

Die Wischgoroder, die sich bei Bürgermeister Peter Münster am Wochenende angekündigt und um Unterkunft gebeten hatten, sind bis Montag noch nicht angekommen. Claus Guttenthaler, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler im Gemeinderat, hat viele Freunde in der Partnerstadt und berichtet von sechs Personen, die wohl kommen wollen. Er berichtete von einer Familie, die die Flucht geschafft habe, aber fast 40 Stunden an der ukrainisch-polnischen Grenze warten musste. "Es ist sehr schwer, durchzukommen", so Guttenthaler. Auch Tatyana Mihalko, die Deutschlehrerin, die mit ihren Schülern regelmäßig in Eichenau war, teilte der Fürstenfeldbrucker SZ mit, dass sie die Stadt gen Westen verlassen habe. Sie berichtete von Zerstörungen, unter anderem seien Kinderhäuser getroffen worden. Ob darunter auch jenes ist, das von Eichenau betreut wird, war nicht zu verifizieren.

Rotes Kreuz hilft mit allem

Das Rote Kreuz hilft nicht nur bei der Ersten Hilfe, es versorgt offenbar auch die Bevölkerung mit dem Nötigsten. So berichtet Evgen Varava davon, Leiter der Schnelleinsatzgruppe, dass sich jemand um die Besorgungen für die alten Leute kümmere und in die Apotheken und zum Einkaufen gehe. Am Montagnachmittag berichtet er auf Facebook von den Hilfsaktionen in der Stadt. Eichenauer, die ihre Wischgoroder Kolleginnen und Kollegen kennen, sagen über sie, dass sie sehr gut organisiert seien.

In Eichenau können die dringend benötigten Produkte (eine genaue Liste findet sich auf www.eichenau.org) am Dienstag, 1. März, zwischen neun und zwölf Uhr im Pfarrsaal der katholischen Pfarrgemeinde abgegeben werden. An der Spendenaktion der Gemeinde beteiligte sich auch die Freiwillige Feuerwehr und nahm im Gerätehaus am Montagnachmittag Spenden aus der Bevölkerung entgegen. Im selben Haus sitzt auch die Bereitschaft des Bayerischen Roten Kreuzes, die nicht an der Gemeindeaktion beteiligt ist, weil das Rote Kreuz eine eigene Aktion aufgelegt hat.

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