Eichenau:Sanierungskosten gehen durch die Decke

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Statt 1,9 verschlingt die Josef Dering-Schule 2,4 Millionen. Der Planer verweist auf Unwägbarkeiten und Extrawünsche Eichenaus.

Erich C. Setzwein

Die Generalsanierung der Josef-Dering-Volksschule in Eichenau wird um mindestens 426000 Euro teurer und etwa 2,4 Millionen Euro kosten. Das ist die für den Eichenauer Gemeinderat erschütternde Nachricht in der Sitzung vor Weihnachten. In dem Gremium wurde am Dienstag der Ruf nach einem Controller laut.

Die  Eichenauer Josef-Dering-Schule erstrahlt  in neuem Glanz. Die Freude darüber wird durch die hohen Sanierungskosten getrübt. (Foto: Günther Reger)

Außerdem zeichnet sich ab, dass weitere Baumaßnahmen an der Schule vom kommenden auf das übernächste Jahr verschoben werden.

Mit einer zehnprozentigen Steigerung waren die Mitglieder des eigens für diese Generalsanierung eingesetzten Arbeitskreises schon vor einiger Zeit vertraut gemacht worden. Damals war man von knapp 200000 Euro ausgegangen, die auf die erste Schätzung von 1,9 MillionenEuro draufgeschlagen werden müssen.

Doch nun hat der ausführende Architekt Robert Winzinger aus Gröbenzell die Rechnungen zusammengezählt und kam auf eine Kostenmehrung von 21 Prozent. Diesen enormen Anstieg konnte der bei Schulsanierungen landkreisweit tätige Architekt zum einen mit "unvorhergesehenen Zusatzkosten" von 325000 Euro wegen "statischer Unwägbarkeiten" bei der Erneuerung des Dachstuhls erklären. Als verteuernd hätten sich dabei die Auflagen des Brandschutzes erwiesen.

Eine weitere, nicht geplante Ausgabe war ein neuer Kanalanschluss, nachdem Probleme mit der Abwasserleitung bekannt geworden waren. "Die Rohre waren völlig zugewachsen von Wurzeln", sagte Winzinger.

Hinzu kamen aber auch Extrawünsche. So habe er dem Arbeitskreis vorgeschlagen, im Zuge der Sanierung Garderobenbänke zu bestellen, die für jahrzehntelangen Gebrauch ausgelegt seien, sagte Winzinger. Und nicht zuletzt seien 30000 Euro für das neue Farbkonzept ausgegeben worden, das der Eichenauer Künstler Roland Helmer entworfen habe. Winzinger sagte den Gemeinderäten aber auch, dass die Kostenfeststellung noch nicht komplett sei.

"Das sind Beträge, die uns sehr weh tun", sagte FW-Gemeinderat und Altbürgermeister Sebastian Niedermeier. Man solle besser in Zukunft mit einem Risikofaktor kalkulieren, vorher 20 bis 30 Prozent Mehrkosten einrechnen und dann entscheiden, ob man sich das Projekt noch leisten wolle. Momentan sei er schon geschockt: "Es ist eine durchgängige Erfahrung, dass die Baukosten bei uns immer 20 Prozent höher werden."

Als Mitglied des Arbeitskreises verteidigte Michael Gumtau (SPD) die Ausgaben: "Wir haben um jeden Posten gerungen, der Architekt hat die Kosten offen gelegt, das war vorzüglich und beispielhaft." Gumtau kritisierte die "unsäglichen Feuerschutzbestimmungen", die die Kosten für das Dach in die Höhe getrieben hätten, und lobte die Entscheidung für das Helmersche Farbkonzept. "Das ist einmal ein seltener Fall, in dem Kunst am Bau verwirklicht wird." Der Künstler, verriet Gumtau, habe von der dafür vorgesehenen Summe aber nur 4000 Euro erhalten, das übrige Geld sei an die Malerfirma gegangen.

Scharf dagegen ging der Vorsitzende der CSU-Fraktion, Dirk Flechsig, mit dem Architekten ins Gericht: "Einen privaten Bauträger hätten sie in den Ruin getrieben", sagte er. Dem hielt Robert Winzinger entgegen, dass er die Kosten immer offen gelegt habe, im Sommer sei die zehnprozentige Steigerung bekannt gewesen. "Ich weiß im Juni nicht, wo ich im Oktober lande", sagte Winzinger und verwies nochmals auf die von ihm geschilderten Unwägbarkeiten.

Für Bürgermeister Hubert Jung, der seinen Kämmerer Alexander Zydek schon vor der Sitzung die Mehrkosten in den kommenden Haushalt einrechnen ließ, war die von Winzinger zusammengezählte Summe "nochmals ein Brocken", der den Etat belaste.

Seinen Vorgänger Niedermeier trieb die Sorge um, dass es auch künftig zu diesen Überraschungen kommen könnte. Er forderte, bei solchen Großprojekten von vorneherein einen Controller zu engagieren, der die Kostenentwicklung im Blick behalte. Dem hielt Jung entgegen, dass auch ein Controller Kosten verursache, die möglicherweise nicht im Verhältnis zur Bausumme stünden.

Die Folgen für den Vermögenshaushalt der Gemeinde im nächsten Jahr wurden am Dienstag auch schon sichtbar. So wurden die weiteren Baumaßnamen außen an der Josef-Dering-Schule auf das Jahr 2012 verlegt und damit eine Viertelmillion Euro eingespart. Außerdem steht die Erneuerung des Allwetterplatzes auf dem Prüfstand und auch die Flutlichtanlage wird es wohl nicht geben.

Dringeblieben im Vermögenshaushalt für 2011 ist allerdings ein Betrag von 2500 Euro für den Ankauf eines Kunstwerks von Roland Helmer. Dafür gibt es auch schon einen Platz - im Treppenhaus der Josef-Dering-Volksschule.

© SZ vom 23.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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