Bebauung am Bahnhof Eichenau:Nein zu Bauprojekt auf Ausgleichsfläche

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Anke Simon (von links), Eugenie Scherb und Roman Kohl lehnen eine Bebauung der Streuobstwiese am Pflegeheim Eichenau ab. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Bund Naturschutz stellt sich gegen Planungen am Bahnhof Eichenau. Statt dessen soll die Streuobstwiese beim Pflegeheim erhalten bleiben.

Von Ingrid Hügenell, Eichenau

Der Bund Naturschutz (BN) spricht sich gegen die Bebauung am Bahnhof der Gemeinde Eichenau aus. "Wir lehnen das Bauvorhaben an der S-Bahn in allen Teilen strikt ab", heißt es in einer Stellungnahme. Die Ortsgruppe führt ortsplanerische, soziale und ökologische Argumente an. Insbesondere kritisiert der Naturschutzverband, dass eine Streuobstwiese überbaut werden soll, die erst 2005 als Ausgleichsfläche angelegt wurde. Sie entstand, als eine große Wiese mit dem Alten- und Pflegeheim der Diakonie bebaut wurde.

Verlust der Spazierwege

In der nächsten Sitzung des Gemeinderats am Dienstag, 3. Mai, soll erneut über diese Bebauung abgestimmt werden. 15 Wohnungen sollen dort direkt neben den Bahngleisen errichtet werden. Für die Bewohner des Pflegeheims würde die Bebauung "den völligen Verlust ihrer noch möglichen Spazierwege" bedeuten. Ihnen ginge auch ein Stück Lebensqualität verloren, weil sie aus ihren Zimmern nicht mehr auf die Bäume schauen könnten, sagen Eugenie Scherb, Vorsitzende des Bundes Naturschutz im Landkreis, die in Eichenau lebt, Wildbienen-Expertin und BN-Mitglied Anke Simon und Roman Kohl, Mitglied des Eichenauer Umweltbeirats, bei einem Ortstermin. Die Rahmenplanung berücksichtige nicht, dass der viergleisige Ausbau der Bahnstrecke beschlossen worden sein. Werde das vierte Gleis gebaut, müsse auch der Bahnhof neu errichtet werden. Zuvor Wohnungen dort zu bauen sei nicht sinnvoll, heißt es weiter.

Aus ortsplanerischer Sicht würde durch die "sehr dichte Bebauung" der Bahnhofsbereich zu eng für einen ländlichen Ort. "Der Gartenstadtcharakter der Gemeinde wird weiter verloren gehen", fürchtet der BN. Und auch aus verkehrsplanerischer Sicht wäre es dem BN zufolge ungünstig, wenn die Parkplätze südlich des Bahnhofs verloren gehen würden und Pendler an die Nordseite fahren müssten. Dort soll ein kostenpflichtige Parkhaus entstehen. Für viele Menschen hätte das weite Umwege zufolge. Die Fahrzeiten würden sich so verlängern, dass viele gleich mit dem Auto fahren würden, fürchtet Scherb. "Eine Planung, die einen in Zeiten der Klimakrise schier verzweifeln lässt."

Auch der Park-and-Ride-Platz am Eichenauer S-Bahnhof soll bebaut werden. Dafür müssten die Bäume dort gefällt werden. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Vor allem der ökologische Aspekt hat den BN veranlasst, sich mit der Stellungnahme zu Wort zu melden. Denn der Bebauung würde nicht nur die Streuobstwiese zum Opfer fallen, sondern auch die anderen Bäume am Bahnhof. Sie seien Schattenspender und Sauerstoffproduzenten, mindern aber auch Lärm. Simon zufolge ist die extensiv gepflegte Streuobstwiese ein wertvolles Biotop. Es gibt dort Maulwürfe, Bienen, Wildbienen und andere Insekten, Fledermäuse jagen dort.

Rückhaltefläche für Hochwasser

Überdies sei in der Planung nicht berücksichtigt, dass schon das Pflegeheim auf eine Rückhaltefläche für Hochwasser gebaut worden sei. "Eine weitere Versiegelung in diesem Bereich halten wir für unzulässig." Denn dadurch könnte bei Hochwasser sogar der Bahndamm gefährdet sein. Der BN ist der Überzeugung, dass es anderswo in Eichenau Flächen gibt, die sich wesentlich besser für die Errichtung von Wohnungen eignen.

Die Bebauung am Bahnhof ist bisher schon kontrovers diskutiert worden. Voriges Jahr hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, der die geplanten Häuser auf dem bisherigen Park-and-Ride-Platz zu massiv und zu hoch sind. Die Planung wird wohl auch im Wahlkampf zur Bürgermeisterwahl im Juni ein Thema sein.

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