Bahnverkehr:Neues Schmuckstück noch vor Weihnachten

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Klaus-Dieter Josel von der Deutschen Bahn spricht bei der Inbetriebnahme des neuen Bahnsteigs in Fürstenfeldbruck. (Foto: Leonhard Simon)

Nach sieben Monaten Bauzeit ist der Bahnsteig an Gleis 1 der Haltestelle Fürstenfeldbruck in Betrieb genommen worden. Nur der Aufzug fehlt noch.

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Der neue Bahnsteig an Gleis 1 am Brucker Bahnhof ist am vergangenen Freitag offiziell eingeweiht worden. Sieben Monate brauchten die Bauarbeiter, um die Plattform zu errichten. Etwa sieben Jahre hatte der politische Streit gedauert, weil das bayerische Verkehrsministerium und die Bahn AG das Bauwerk als zu zeitaufwändig abgelehnt hatten. Nach dem Fahrplanwechsel am Sonntag werden in Fürstenfeldbruck künftig 27 statt wie bisher 21 Regionalzüge am Tag halten. Am Wochenende machen wie bisher insgesamt 26 Regionalzüge Station in Fürstenfeldbruck. Was am neuen Bahnsteig noch fehlt, ist ein Aufzug, der im nächsten Jahr montiert werden soll.

Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) sprach bei der Eröffnung von einem "Schmuckstück am Eingang von Fürstenfeldbruck", weil die Anlage "freundlich, hell und einladend" aussehe. Er sprach von einem Beitrag zum Klimaschutz und hofft, dass die Bürger animiert werden, das Auto in der Garage stehenzulassen. Fürstenfeldbruck werde durch die bessere Zugverbindung nach München als Standort attraktiver, sagte Raff. Der OB dankte auch den Arbeitern, die bei sengender Sonne im Sommer ihr Werk verrichtet haben.

Eine breite Treppe und eine Rampe führen zum neuen Bahnsteig. (Foto: Johannes Simon)

"Bahnfahren ist aktiver Klimaschutz", sagte Klaus-Dieter Josel, der DB-Konzernbevollmächtigte für Bayern. Er lobte die gute Zusammenarbeit mit der Kreisstadt. Das Ziel müsse sein, mehr Mobilität über die Schiene abzuwickeln. Dafür haben die Bahn AG allein in Bayern in diesem Jahr etwa 2,35 Milliarden Euro investiert. Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) nannte die Plattform einen weiteren Baustein des Programms "Bahnausbau Region München", mit dem die S-Bahn in der Metropolregion München "fit für die Zukunft" gemacht werde. Denn im Raum München befänden sich 60 Prozent der Fahrgäste.

Niveau für Regionalzüge geeignet

"Die Frage ist, wie es weitergeht, es gibt immer noch keine Planung für den viergleisigen Ausbau der S 4", sagte hingegen Thomas Brückner vom Brucker Verkehrsforum der SZ nach der Veranstaltung. Einen Ausbau hat die bayerische Staatsregierung schon vor Jahrzehnten angekündigt.

Der Bahnsteig, dessen Bau im Frühjahr begonnen wurde, ist 250 Meter lang und 76 Zentimeter hoch und damit für Regionalzüge besser geeignet als der vorhandene Mittelbahnsteig mit 96 Zentimeter Höhe, der exakt auf das Einsteigniveau der S-Bahn abgestimmt ist. Das Dach sei etwa 65 Meter lang, erklärte Bernd Pfeifer, der Leiter Technik Knoten München der DB Netz AG. Dazu ist die Plattform mit einer modernen Anlage zur Fahrgastinformation sowie einem Blindenleitsystem ausgestattet.

An der Einhausung der neuen Treppe in die Unterführung zum Mittelbahnsteig hatten die Arbeiter noch am Vormittag gewerkelt. Hintergrund dafür seien Materialengpässe, wie Pfeifer erklärte. Die Stahlteile waren erst spät geliefert worden, der Aufzug war gar nicht mehr rechtzeitig zu haben. "Der steht 2023", versprach Pfeifer.

Die Kosten für die Anlage belaufen sich auf 4,65 Millionen Euro, von denen der Freistaat knapp vier Millionen begleicht, den Großteil vom Rest steuerte die Bahn bei. Die Stadt bezahlt nach Angaben Brückners etwa 150 000 Euro für die breite Treppe, die von der Plattform auf den Vorplatz führt. Standardmäßig hätte die Bahn kleine Treppen und ein Geländer angebracht. Der neue Bahnsteig soll in Ausnahmefällen, etwa bei Störungen, auch von S-Bahnen angefahren werden.

Der Auftrag zur Planung des Bahnsteigs wurde der Bahn nach Angaben Josels 2018 erteilt. Denn die Idee, den alten Bahnsteig zu modernisieren, um mehr Regionalzüge oder Expresszüge dort halten zu lassen, wie der Kreistag gefordert hatte, stieß anfangs auf Ablehnung. Die Bahn AG und das bayerische Innenministerium, damals für den Verkehr zuständig, hatten den Ausbau als zu zeitaufwändig abgelehnt. Eine Mehrheit aus CSU und FW stimmte im Landtag gegen eine Petition von Landrat Thomas Karmasin (CSU). Angeblich reichten die Gleise nicht aus, und ein Umbau von Bahnsteig würde eine "mehrjährige Planungs-, Genehmigungs- und Bauzeit" erfordern, hieß es seinerzeit. Der damalige Landtagsabgeordnete Reinhold Bocklet (CSU) ergriff daraufhin die Initiative, brachte alle Beteiligten an einen Tisch, so dass der Neubau des Bahnsteigs doch noch beschlossen und von der Bahn und dem Freistaat finanziert wurde.

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