Dachau/Olching:Ampel für alle

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Fast täglich kracht es auf der A 8 im Bereich des Landkreises. Das führt zu Dauerstress, vor allem bei den Einsatzkräften der Freiwilligen Feuerwehren. Nun soll ein neues Verkehrssystem das Unfallrisiko senken

Von Tom Hackbarth, Dachau/Olching

Stau auf der A 8. Ein Satz, den viele Autofahrer aus dem Radio kennen. Zwischen dem Autobahndreieck München-Eschenried und der Anschlussstelle Augsburg West geht während der Stoßzeiten morgens und abends oft nichts mehr. Laut dem Dachauer Landrat Stefan Löwl (CSU) kann man "nahezu monatlich die Verkehrszunahme am Beginn des Rückstaus auf der Autobahn messen". Der Stau wird länger, der Atem der Autofahrer eher nicht. Die CSU-Bundestagsabgeordnete Katrin Staffler will nun eine Lösung des Problems gefunden haben - die Streckenbeeinflussungsanlage.

Hinter dem sperrigen Begriff steckt ein intelligentes System, das der Bund zwischen dem Autobahndreieck München-Eschenried und der Anschlussstelle Augsburg West installieren will. In Abhängigkeit von der aktuellen Verkehrs- und Witterungssituation können diese Anlagen mit Wechselverkehrszeichen automatisch variable Geschwindigkeitsbeschränkungen, Stauwarnungen oder Überholverbote anzeigen. Wie intelligent das System letzten Endes ist und wie gut es den Verkehr wirklich beeinflussen kann, wird sich zeigen.

Staffler hat zusammen mit den Landräten Löwl (Dachau) und Thomas Karmasin (CSU, Fürstenfeldbruck) beim Bundesverkehrsministerium durchgesetzt, dass die Anlage auf der A 8 installiert wirden. "Diese Entscheidung ist nicht nur für die Nutzer des Streckenabschnitts von großem Vorteil", sagt Staffler. Sie erhoffe sich dadurch einerseits eine Verringerung der Staus und andererseits, dass das Unfallrisiko gesenkt wird und dadurch die Freiwilligen Feuerwehren der anliegenden Gemeinden entlastet werden.

Die Erwartungen in den Kommunen entlang der A 8 sind groß. In den Rathäusern und Feuerwehrzentralen verspricht man sich viel von der Anlage. "Es bringt nichts, wenn pauschal jeden Morgen um acht Uhr die Geschwindigkeit etwas runter gestellt wird, und um zehn Uhr wieder hoch", sagt Markus Trinkl, parteiloser Bürgermeister von Odelzhausen.

Der Verkehr müsse individuell gestaltet werden, je nachdem wie die Situation auf der A 8 gerade aussehe. Auch Benjamin Küpper, dem stellvertretenden Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr Odelzhausen, kommt die neue Anlage gelegen. Etwa zwei Mal pro Woche müssen er und seine Kameraden in Richtung A 8 ausrücken. Das sind 75 bis 80 Prozent aller Einsätze. "Fluch und Segen" nennt Bürgermeister Trinkl deshalb die direkte Anbindung an die A 8. Während das wachsende Gewerbegebiet von der Autobahn profitiert, kann die Autobahnnähe besonders für die ehrenamtlichen Einsatzkräfte aus der Umgebung schnell Dauerstress hervorrufen.

Meistens dauert ein Feuerwehreinsatz im betroffenen Bereich der Autobahn mehrere Stunden. Jährlich müssen die Feuerwehren mehr als hundert Mal ausrücken, Tendenz steigend. Für Kreisbrandmeister Maximilian Reimoser kommt das neue System daher gerade Recht, zumal die geringe Tagesverfügbarkeit der Feuerwehrleute die Einsatzkräfte bereits an ihre Grenzen bringe. Als Vorbild sieht er die Anlage auf der A 8 in Richtung Salzburg. Hier werde bei Starkregen und Nebel die Geschwindigkeit automatisch reduziert, um die Unfallgefahr zu senken.

Doch auch bei gutem Wetter macht sich die Anlage laut Reimoser bezahlt: Autofahrer führen langsamer, auch aus Angst davor, von den Streckenbeeinflussungsanlagen geblitzt zu werden. Eine Überwachung, diese Erfahrung macht die Polizei auch in anderen Fällen, führt zu einem defensiveren Fahrverhalten der Verkehrsteilnehmer.

Dass weniger Unfälle passieren, wenn die Autos langsamer fahren, zeigt das Jahr 2008. Damals wurde die Geschwindigkeit auf der A 8 wegen einer Baustelle gedrosselt. Infolge dessen musste die Feuerwehr Odelzhausen nur etwa 40 Mal ausrücken. Zehn Jahre später und ohne Geschwindigkeitsbegrenzung hat sich dieser Wert fast verdreifacht. Eine Lösung, so zeigen es zumindest die Zahlen, ist notwendig.

"Eine Harmonisierung des Verkehrs und eine Stauabsicherung" versprechen sich Staffler, Löwl und Karmasin von der Anlage. "Weniger Staus bedeuten seltenere Belastungen der Umleitungs- und Ausweichstrecken, und dies sollte im ganzen westlichen Landkreis deutlich spürbar sein", sagt der Dachauer Landrat Stefan Löwl. Sein Brucker Kollege sagt: "Unsere Einsatzkräfte werden aufatmen".

© SZ vom 26.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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