Corona:Kontaktverfolgung eingestellt

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Das Gesundheitsamt greift deutlich seltener zum Hörer, um positiv Getestete zu erreichen, und gar nicht, um sich bei Kontaktpersonen zu melden. (Foto: Jens Büttner/dpa)

Das Fürstenfeldbrucker Gesundheitsamt ermittelt nicht mehr die Menschen, mit denen ein Corona-Infizierter in Berührung gekommen ist. Das "Contact Tracing Team" wurde aufgelöst.

Von Carim Soliman, Fürstenfeldbruck

In den ersten Monaten der Pandemie war die Kontaktnachverfolgung, neben der AHA-Regel, eines der schärfsten Schwerter im Kampf gegen das Coronavirus. Die Informationslage, wie genau es sich verbreitete, war dünn und Impfstoffe noch nicht entwickelt.

Auf das positive Testergebnis und den Gang in die Isolation folgte also das Grübeln: Wem war man in den vergangenen Tagen begegnet, auf der Arbeit, in Restaurants und auf Kulturveranstaltungen, einfach so bei einer Tasse Kaffee? Wer positiv war, konnte das in der Corona-Warnapp oder der Luca-App vermelden, woraufhin andere Nutzerinnen und Nutzer im näheren Umfeld in Kenntnis gesetzt wurden. Außerdem mussten Kontakte gegenüber dem zuständigen Gesundheitsamt angegeben werden, das die Betroffenen über die nächsten Schritte aufklärte. Und heute?

"Eine Kontaktnachverfolgung gibt es gar nicht mehr in dem Sinne", sagt Monika Wirth. Sie leitet das Referat Gutachten, Prävention, gesundheitliche Aufklärung und Beratung des Landratsamts in Fürstenfeldbruck und ist unter anderem für die Kontaktaufnahme mit positiv getesteten Einwohnerinnen und Einwohnern zuständig. Früher, sagt Wirth, habe es dafür zwei Teams im Gesundheitsamt gegeben. Das "Contact Tracing Team", zu Deutsch "Kontaktverfolgungsteam", oder kurz "CTT" war ausschließlich damit betreut, Menschen zu informieren, die Kontakt zu einer positiv gemeldeten Person hatten.

Das lag am Infektionsgeschehen und den daraus resultierenden Vorgaben seitens der Politik. Im Winter explodierten Inzidenz und Hospitalisierungsrate, die damals anfänglich dominante, aggressive Delta-Variante führte deutlich öfter zu schweren Krankheitsverläufen. Umso wichtiger war es, jede Ansteckung möglichst zu verhindern. Doch mit Aufkommen der Omikron-Variante änderten sich die Gegebenheiten drastisch. Einerseits ist Omikron deutlich ansteckender, in einem Maße, dass sich die Weitergabe kaum vermeiden, höchstens reduzieren, lässt. Im Frühjahr erreichte die Zahl der gemeldeten Fälle ein Niveau, das eine Kontaktnachverfolgung schlicht nicht mehr zuließ, sagt Wirth. "Das war mit realistischen Kapazitäten nicht mehr zu leisten." Andererseits führt Omikron seltener zu schweren Verläufen, die das Gesundheitssystem belasten.

Weil sich das Kosten-Nutzen-Verhältnis aus Sicht von Bund und Ländern in diesem Sinne verschoben hat, brachte der Freistaat eine neue "Allgemeinverfügung Isolation" auf den Weg. Sie trat am 13. April in Kraft und gilt weiterhin. Darin wurde nicht nur die Quarantäne für Infizierte auf fünf Tage verkürzt, sondern auch die Isolationspflicht für Kontaktpersonen abgeschafft. Das Gesundheitsamt muss sie also nicht mehr ausfindig machen und auffordern, sich zu isolieren.

Das Personal des CTT im Gesundheitsamt Fürstenfeldbruck wurde daher ins Team für die Kontaktierung von Infizierten integriert, erklärt Referatsleiterin Monika Wirth. Es arbeitet täglich die Liste der positiv getesteten, genannt "Indexpersonen", ab. Meistens erhalten Indexpersonen eine E-Mail oder eine SMS mit Anweisungen und einem Link, der zu einem auszufüllenden Formular führt. "Wir rufen nur noch selten an", sagt Wirth. In dem Formular sollen die Betroffenen unter anderem Angaben zu ihrer Adresse machen, zu ihrem Impfstatus und ihren Symptomen.

Momentan seien es rund 300 bis 600 Fälle, sagt Wirth, die Testzentren im Landkreis und Labore, die PCR-Tests aus Fürstenfeldbruck auswerten, ihnen gemeinsam mit den entsprechenden Kontaktdaten jeden Tag übermitteln. "Das ist derzeit noch händelbar." Sie ist optimistisch, dass es so bleibt, trotz wieder steigender Zahlen. Man bemühe sich kontinuierlich, Stellen zu besetzen und Prozesse zu optimieren, um effektiver zu arbeiten, "auch mit Blick auf den Herbst."

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