Corona-Krise:Viele Zimmer für wenig Gäste

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Hotels im Landkreis müssen Umsatzeinbrüche hinnehmen. Das Viersternehaus Fürstenfelder steht völlig leer. In anderen Betrieben wie dem Puchheimer Parsberg oder dem Hattenhofener Gasthof Eberl übernachten nur Geschäftsreisende

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Vor zwölf Jahren ist das Vier-Sterne-Hotel Fürstenfelder, gleich gegenüber dem Veranstaltungsforum, mit großer Euphorie eröffnet worden. Auf drei Stockwerken: 98 Einzel- und Doppelzimmer sowie eine Junior-Suite. Die Lage am Mittwoch: tote Hose auf drei Stockwerken, kein einziger Gast in 98 Zimmern nebst Suite. Wer anruft, landet beim Anrufbeantworter. Ähnliches Bild im gleichnamigen Restaurant des Veranstaltungsforums. Verwaiste Küche, verwaister Biergarten, Anrufbeantworter.

Für Uschi und Gerhard Kohlfürst, die Hotel und Gaststätte betreiben, eine gelinde gesagt schwierige Situation. Nicht minder schwierig ist es für die 77 Mitarbeiter aus 28 Nationen, die in Kurzarbeit geschickt wurden und wegen der Reisebeschränkungen meist nicht einmal in ihre Heimat fahren könnten. Anderen Hotels und Pensionen im Landkreis ergeht es kaum anders - auch wenn dort der Betrieb zumindest noch für Geschäftsreisende oder Servicetechniker offen gehalten wird.

Herbert Huber ist "der letzte Mohikaner" im gähnend leeren Frühstückssaal des Hotels Parsberg. Er will sich seinen Humor auch in der andauernden Krise bewahren. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Messen und Tagungen seien bis in den Mai hinein abgesagt worden, stellt Gerhard Kohlfürst am Mittwoch nüchtern fest. Das trifft sowohl Hotel als auch Gaststätte nebst Catering hart. Eine Woche zuvor hatte das Hotel Fürstenfelder noch eine Art Notbetrieb aufrecht erhalten. Aber für ein so großes Haus ist das auf Dauer zu aufwendig. "Priorität hat für uns, dass wir alle unsere Festangestellten behalten", sagt Kohlfürst. Er selbst hat alle Hände voll zu tun. Da sind die Gespräche zu führen über mögliche Ausfallzahlungen. So ist zu klären, ob die Betriebsschließungsversicherung für bis zu 30 Tagen die weggebrochenen Umsätze ersetzt. "Aus unserer Sicht muss sie das, schließlich hat es eine behördliche Anordnung gegeben", so Kohlfürst. Seither dürfen keine Touristen oder Tagungsgäste mehr beherbergt werden. Zumindest offiziell wird das Hotel nicht geschlossen, so lange die Verhandlungen auf Bundesebene andauern. Außerdem haben die Kohlfürsts Soforthilfe beantragt und prüfen die Aufnahme eines Überbrückungskredits - auch wenn der natürlich irgendwann zurückgezahlt werden muss. Kohlfürst: "Unsere Einkünfte sind aktuell bei null, die Kosten aber nicht. Wirtschaftlich ist das durchaus dramatisch." Gleichwohl wolle man sich nicht unterkriegen lassen, versichert er am Telefon.

Unterkriegen lassen will sich auch Herbert Huber aus Puchheim nicht. Der 52-Jährige hält im Drei-Sterne-Hotel Parsberg die Stellung, ist jetzt quasi Mädchen für alles. "Ich bin der letzte Mohikaner." Ein bisschen Humor müsse man sich gerade in der ausweglos erscheinenden Situation bewahren. Das Haus ist kleiner als das Fürstenfelder, aber auch für Huber bricht durch die Absagen der großen Brucker Messen wie Animuc oder Internationale Naturfototage ein bedeutender Teil des Geschäfts weg - und fast der Rest dadurch, dass man zurzeit nur noch in Ausnahmefällen eine Übernachtungsbuchung annehmen darf. 40 Zimmer gibt es, nur noch fünf sind belegt von Gästen "mit beruflichem Hintergrund", also beispielsweise Geschäftsleuten im Außendienst oder Monteuren. "Wir sind über die einschlägigen Portale weiter buchbar", sagt Huber. Aber das ändert nichts daran, dass sich diese Lage nicht auf Dauer durchhalten lässt. Anfangs hat er sich überlegt, ob man die Küche reaktivieren und einen Lieferservice anbieten könnte. Aber es fehlt das Personal, denn das Hotelrestaurant wurde schon vor zwei Jahren geschlossen, seither wird noch Frühstück angeboten.

Bereits völlig verwaist sind das Hotel Fürstenfelder in der Kreisstadt sowie der Gästeparkplatz. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Letztens schickte der Hotel- und Gaststättenverband eine Nachricht herum. Da ging es darum, ob Landkreise leer stehende Hotels möglicherweise als Behelfslazarette für nicht besonders schwer erkrankte Patienten anmieten könnten. Das aber gehe nur in Räumen ohne Teppichböden, hieß es. Kommt für den Parsberghof also nicht in Frage. Interessanter könnte es für Huber sein, Zimmer länger- fristig zu vermieten, wie dies wohl per Ausnahmegenehmigung zulässig sein könnte.

Ein Mitarbeiter des Hotels Parsberg feiert seinen Urlaub ab, eine Mitarbeiterin ist auf Kurzarbeit. Eine weitere Angestellte hat das Hotel jüngst verlassen - aus heutiger Sicht fast eine Sorge weniger. Auf Soforthilfen und Kredite wird Huber so lange wie möglich verzichten. So richtig nachvollziehbar ist es für ihn nicht, dass es manche Hilfe nur gebe, wenn man auch privat blank ist. Wer beizeiten für ein Notpolster gesorgt hat, schaut in die Röhre. Aber auch ein Notpolster kann schnell aufgebraucht sein. Immerhin habe seine Hausbank nach zwischenzeitlichem Zögern der Stundung eines Darlehens zugestimmt - Zins und Tilgung sind nach der zweimonatigen Pause gleichwohl ganz normal fällig. Eigentlich würde es sich ja jetzt anbieten, die bereits in Teilen des Hauses angelaufenen Renovierungsarbeiten aufs ganze Haus auszuweiten. Aber eben nur eigentlich. Denn Renovieren kostet Geld. Und alle Handwerkerrechnungen auf einmal kann Huber gerade am allerwenigsten brauchen. Wie lange das noch so gehen kann? "Na ja, ein oder zwei Monate sind wohl machbar", sagt Huber, "dann wird's schwierig."

Ein Lebenszeichen im besten Sinn kommt aus dem Westen des Landkreises, aus Hattenhofen vom Drei-Sterne-Hotel Eberl mit angeschlossenem Gasthof und Metzgerei. "Trotz überschaubarer Nachfrage" ist von Montag bis Freitag für Geschäftsreisende geöffnet. 29 Zimmer können jeweils von Einzelreisenden gebucht werden, für Verpflegung sei gesorgt. Aus hygienischen Gründen wird vorerst aufs Frühstücksbuffet verzichtet. Und im ganzen Haus werde regelmäßig desinfiziert.

© SZ vom 02.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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