Corona im Landkreis:Belastung für Bewohner und Pflegepersonal

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Die Zahl der im Altenheim Gröbenzell positiv auf Corona Getesteten steigt. Und die Furcht vor Ansteckung geht so weit, dass mobile Pflegedienste abbestellt werden

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

In der Nacht zu Montag ist eine 90 Jahre alte Altenheimbewohnerin in Fürstenfeldbruck gestorben. Sie ist der 40. Todesfall im Zusammenhang mit Corona und Covid-19 im Landkreis Fürstenfeldbruck, weil sie positiv auf das Virus getestet wurde. Wie gefährdet Bewohner und Personal in den Alten- und Pflegeheimen sind, zeigt sich in Gröbenzell, wo inzwischen 23 Bewohner und 15 Mitarbeiter der Caritas-Pflegeeinrichtung ein positives Testergebnis bekommen haben. Auch in Fürstenfeldbruck muss das Bayerische Rote Kreuz als Träger des Pflegehauses von Lepel-Gnitz derzeit auf fünf positiv getestete Mitarbeiter verzichten. In der Einrichtung sind neun Bewohner betroffen.

"Den Bewohnerinnen und Bewohnern geht es so weit gut, manche haben leichte Erkältungssymptome", berichtet Doris Schneider, die Geschäftsführerin Altenheime des Caritasverbandes der Erzdiözese München und Freising, am Dienstag. Bewohner wie Mitarbeiter seien am 4. und am 8. November getestet worden, ein weiterer Test findet an diesem Donnerstag statt. Den zeitweiligen Ausfall von gleich 15 Mitarbeitern hat die Caritas durch die Einstellung von Zeitarbeitskräften und durch Verschiebungen von Angestellten aus anderen Caritaseinrichtungen auszugleichen versucht. Wie es zu den Ansteckungen kam, könne nicht mehr nachvollzogen werden, sagte Schneider. Außer in Gröbenzell gebe es in den 26 anderen Alten- und Pflegeeinrichtungen der Caritas in Oberbayern nur ein weiteres Haus, das durch Corona betroffen sei, sonst nur "kleinere Infektionsgeschehen". Schneider verwies auf das strenge Hygienekonzept und sagte, es sei, anders als noch im Frühjahr, nun ausreichend Schutzmaterial vorhanden.

Im Gröbenzeller Alten- und Pflegeheim Sankt Anton ist die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Bewohner und Mitarbeiter nach Angaben der Caritas auf insgesamt 37 gestiegen. Wie es zu den Ansteckungen kam, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Noch ohne einen Corona-Fall unter den Bewohnern ist das Pflegezentrum der Inneren Mission in Eichenau. Einzelne Mitarbeiter seien nach Rückkehr aus dem Urlaub positiv auf das Coronavirus getestet worden und in Quarantäne gewesen, sagt Leiterin Susanne Brenner. So habe sich das Virus auf diesem Weg nicht im Haus ausbreiten können: "Bis jetzt sind wir verschont geblieben." Auch die vom Landratsamt angeordnete Besucherzahl von einer Person pro Tag und Bewohner sei eine Schutzmaßnahme und werde genau befolgt, so Brenner. Die Bewohner ertrügen die Situation "ganz gefasst", aber die Folgen seien sichtbar. So seien der Besuchsdienst der Ehrenamtlichen eingeschränkt und die Cafeteria geschlossen worden.

Wie wichtig nun eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Pflegeheim und dem Gesundheitsamt sowie der Heimaufsicht im Landratsamt sei, betonte BRK-Geschäftsführer Rainer Bertram. Im Pflegehaus von Lepel-Gnitz sei ein Stockwerk betroffen, und Bertram hofft, dass es dabei bleiben wird. Von Sonntag auf Montag seien zwei positiv getestete Heimbewohner dazugekommen, sodass es dort jetzt neun sind. Fünf Mitarbeiter sind ebenfalls positiv getestet worden. Es gebe ein Besuchsverbot.

"Die Situation ist für die Bewohner und die Mitarbeiter belastend", stellte Bertram fest. Man stehe in regelmäßigem Kontakt mit den Angehörigen, es würden Informationen ausgetauscht. Der Hausarzt des Pflegeheims habe sich auch in seinem Urlaub um die Bewohner gekümmert, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien trotz allem noch immer motiviert und solidarisch. "Meine Leute machen einen guten Job", sagte Bertram anerkennend.

Aber nicht nur in der stationären Pflege, sondern auch in der mobile Pflege machen sich die Auswirkungen von Corona bemerkbar. So bekommt Bertram Berichte, wonach die alten Menschen sich zu isolieren versuchen oder deren Angehörige Pflegetermine absagen ließen. Nur um niemanden in die Wohnung zu lassen und die Gefahr zu senken, infiziert zu werden. "Es gibt Vorbehalte gegenüber unseren Pflegerinnen", sagte der BRK-Geschäftsführer. Zur ambulanten Pflege könne man niemanden zwingen, sie sei ja freiwillig, "aber das treibt die Menschen weiter in die Isolation", gab er zu bedenken.

© SZ vom 11.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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