Gröbenzell:"Jedes chinesische Schriftzeichen hat einen eigenen Ton"

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Lernen mit Spaß: Die Chinesin Hefei Huang vermittelt ihre Muttersprache mit einer selbst entwickelten Lehrmethode deutschen Schülern. (Foto: Günther Reger)

Die Gröbenzellerin Hefei Huang ist überzeugt, dass ihre Muttersprache Kindern viel zu bieten hat. Deshalb gibt sie an der örtlichen Volkshochschule einen Kurs.

Interview: Ariane Lindenbach, Gröbenzell

"Chinesisch spielerisch lernen" heißt ein neuer Kurs an der Volkshochschule Gröbenzell. Wie der Titel schon andeutet, richtet sich das Angebot - fünf Mal eine Stunde - an Schülerinnen und Schüler im Grundschulalter. Wieso Kinder bereits im Alter von sechs bis zehn Jahren chinesische Aussprache sowie Schriftzeichen üben sollten, erklärt Hefei Huang. Sie lebt seit 16 Jahren in Gröbenzell, unterrichtet fast genauso lang ihre Muttersprache an der örtlichen Volkshochschule und hat eine Sprachschule sowie einen Verlag.

Frau Huang, Sie bieten an der VHS Gröbenzell einen Chinesisch-Kurs für Grundschüler an. Wie ist es dazu gekommen?

Das ist jetzt ein erstes Angebot an der Volkshochschule. Ich biete Chinesisch-Sprachkurse für Kinder schon etwas länger an meiner Sprachschule an. Das ist so zustande gekommen, weil mich eine Mutter angerufen und gefragt hatte, ob ich nicht ihren vier Jahre alten Sohn unterrichten kann. Der wurde nämlich von einem chinesischen Aupair-Mädchen betreut und wollte unbedingt die Sprache lernen, damit er sich mit ihr unterhalten kann.

Sind da inzwischen weitere so junge Schüler dazugekommen?

Das Aupair-Mädchen ist inzwischen wieder zurück in China. Wegen dem Ukraine-Krieg gab es inzwischen auch eine Pause beim Unterricht, aber seit einiger Zeit haben wir wieder damit angefangen. Inzwischen nimmt auch die Mutter zusammen mit ihrem zweiten Sohn an den Kursen teil. Sie lernen jetzt also zu dritt Chinesisch bei mir. Und eine weitere Frau aus Düsseldorf hat sich bei mir gemeldet. Sie ist mit einem Chinesen verheiratet und hat vier Kinder, die machen jetzt alle einen Online-Kurs.

Sie werben auf Ihrer Homepage Sprachschule Huang damit, eine eigene Lehrmethode entwickelt zu haben. Wie sieht die aus?

Ich habe eine eigene Didaktik entwickelt, bei der meine Schülerinnen und Schüler gleichzeitig die Aussprache und das Schriftzeichen für ein neues Wort lernen. Das unterscheidet sich grundlegend von den meisten Chinesisch-Lehrmethoden, die beides getrennt voneinander vermitteln: In traditionellen Chinesisch-Kursen können die Schüler dann zwar sprechen, aber noch nichts lesen; und die Schriftzeichen werden immer mit westlichen Buchstaben verknüpft. Das mache ich ganz anders. Ich bringe die Schriftzeichen spielerisch bei und zwinge die Kinder nicht dazusitzen und zu lesen. Ich lasse die Schüler selber die Sprache fühlen und mache das mit viel Spaß. Die Sprache wird beim Singen, Tanzen, Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben vermittelt - für Erwachsene und jetzt auch für Kinder.

Und wie sind Sie mit Ihren Chinesisch-Kursen bei der Volkshochschule Gröbenzell gelandet?

Ich bin die erste, die Chinesisch an der VHS Gröbenzell und Olching angeboten hat, das ist schon lange her. Das war 2006, kurz vor der Geburt meines Sohnes, da bin ich mit dickem Bauch dorthin gegangen und habe angefragt. So hat sich das entwickelt.

Wie ist die Nachfrage für den Kinderkurs?

Ich bin nicht auf dem aktuellsten Stand, aber ich weiß bis jetzt nur von einer Anmeldung.

Es gibt ja - von Ausnahmen abgesehen - an den weiterführenden Schulen noch keinen Chinesisch-Unterricht. Vergessen Ihre Schüler das in fünf Kursstunden Erlernte nicht sehr schnell wieder, wenn es nicht geübt wird? Oder sehen Sie in Ihrem Chinesisch-Kurs für Grundschüler noch andere Vorteile jenseits der Sprache?

Es geht nicht nur darum, die Sprache zu lernen und zu verstehen. Es geht auch darum, das visuelle Gedächtnis zu schulen. Oder die Feinmotorik: Für die Schriftzeichen muss man ganz gerade Linien ziehen und in den richtigen Proportionen ein kleines Bild erstellen können. Das ist für viele deutsche Kinder nicht einfach, denn bei deutschen Buchstaben gibt es zwar auch gerade Linien, aber es entsteht kein Bild. Oder nehmen Sie das musische Gehör: Jedes chinesische Schriftzeichen hat einen eigenen Ton und wenn Sie diese Unterschiede heraushören können, verfeinert das automatisch auch Ihre Musikalität.

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