Ausgezeichneten Projekte (1):Menschen und der Umwelt helfen

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Schüler der Eugen-Papst-Schule holen Wertstoffe ab: der freiberufliche Werklehrer Oliver Beran (von links), Eleanor Reis, Fabi und Lukas. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Warum das Projekt "Wir entsorgen - ohne Sorgen" der Eugen-Papst-Schule den Umweltpreis von Bürgerstiftung und SZ erhalten hat.

Von Davide De Luca, Germering

Zum zweiten Mal hat die Bürgerstiftung für den Landkreis Fürstenfeldbruck zusammen mit Süddeutscher Zeitung und Sparkasse einen Umwelt- und Klimapreis vergeben. Erstmals gab es in Kooperation mit dem Jugendkreistag zudem eine Jugendkategorie. Die SZ stellt die sieben ausgezeichneten Projekte vor, als erstes das der Eugen-Papst-Schule.

Die Schüler Lukas und Fabi stehen schon in der Aula der Eugen-Papst-Schule bereit, als Oliver Beran, freiberuflicher Werklehrer an der Schule, noch den VW-Bus aus der Einfahrt hinausfährt, um sie mitzunehmen. Es geht zu einer Kundin, nicht allzu weit von der Schule entfernt. Sie laden ein paar Plastikwannen ein. "Wir werden bestimmt nicht alle brauchen", sagt Oliver Beran. "Aber es schadet nicht, eine mehr dabei zu haben."

Es sei eher eine kleine Ladung Müll, die die Schüler heute einsammeln sollen. Aber auch eine kleine Menge richtig zu entsorgen sei wichtig für die Umwelt, und die Kundinnen und Kunden immer froh, wenn sie nicht selbst zum Wertstoffhof fahren müssten. Die Kundinnen und Kunden, die den Dienst der Germeringer Eugen-Papst-Schule, eines Sonderpädagogisches Förderzentrums, in Anspruch nehmen, sind ältere Menschen, die aufgrund körperlicher Einschränkungen nicht in der Lage sind, ihre Wertstoffe selbst weg zu bringen. Durch das Projekt "Wir entsorgen - ohne Sorgen" ersparen die Schülerinnen und Schüler den älteren Mitmenschen die Fahrt zum Wertstoffhof. Eine gute Sache, denn so wird verhindert, dass die Abfälle entweder herumliegt oder im Restmüll landen, weil sich niemand findet, der sie entsorgt.

"Wir machen das gerne!", sagt der 15 Jahre alte Schüler Lukas. Er und sein Schul-Kollege Fabi erzählen, dass sie sich auf diese Weise gebraucht fühlten und dass sie das Gefühl hätten, etwas zurückgeben zu können. Die Kundin des heutigen Tages, Eleanor Reis, jedenfalls ist froh über das Engagement der Schüler. Die 80 Jahre alte Rentnerin sagt, das sie ihre Wertstoffe abholten und entsorgten, sei eine große Entlastung für sie. Sie könne nicht mehr Auto fahren und es sammelten sich doch immer Wertstoffe über die Zeit an, die nicht in den gewöhnlichen Haushaltsmüll dürften. "Es ist eine tolle und vor allem sinnvolle Arbeit!", sagt sie. Weitere Bekannte aus ihrem Umfeld seien ebenfalls Kundinnen, und auch sie wollten das "Entsorgen ohne Sorgen" nicht mehr missen.

Mit dieser Ape waren die Schüler zu Anfang unterwegs. (Foto: privat)

Als das Projekt vor gut zehn Jahren begann, fuhren die Schülerinnen und Schüler noch mit einer alten Ape 50 zu ihren Kunden, die sich aus Werbemaßnahmen finanzierte. "Die kennt man vielleicht aus dem Italienurlaub", sagt Fritz Reichel, bis 2019 Mitglied der Schulleitung an der Schule. Er hat das Projekt damals ins Rollen gebracht. "Manchmal hat man einfach eine Idee und versucht, diese umzusetzen", erklärt der 70 Jahre alte Pädagoge, wie das Projekt begann. Dass es schließlich eine solche Erfolgsgeschichte werden sollte, ahnte er damals nicht. Denn schon nach wenigen Einsätzen sprach sich das Engagement der Schule herum und es bildete sich schnell ein kleiner Kundenkreis.

Auch zehn Jahre danach wird das Projekt noch gut angenommen. Über eine Hotline kann man sich an die Schule wenden und im Stadtgebiet von Germering in haushaltsüblichen Mengen Gartenabfälle, Kunststoffabfall, Glas und Ähnliches kostenlos abholen lassen. Jeden Freitagvormittag fahren Schülerinnen und Schüler aus den Jahrgangsstufen sieben und acht los, holen die Sachen ab und bringen sie zum großen Wertstoffhof am Starnberger Weg in Germering. Für größere Mengen ist eine telefonische Absprache nötig. Das Servicetelefon ist einmal die Woche für eine Stunde zu erreichen.

Einmal pro Woche ist die Hotline besetzt, bei der man einen Termin ausmachen kann. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Das Ziel des Projekts sei auch, dass Schülerinnen und Schüler älteren Mitbürgern helfen und dabei mit ihnen ins Gespräch kommen könnten, erklärt die Schulleiterin Claudia Schleske. Die Schüler erlebten und lebten so außerhalb der Schule in der Nachbarschaft sozial aktiv und angewandte Hilfe für den Nächsten. Zudem setzten sie sich im Team aktiv mit dem Themenkomplex Entsorgung und Mülltrennung (Recycling) auseinander. Das Projekt wird von der Germeringer Sozialstiftung und der Jugendsozialstiftung der Familie Dr. Bernd Rieder gefördert.

Für ihre Anstrengungen bekam die Eugen-Papst-Schule, vertreten durch Schulleiterin Claudia Schleske und Fritz Reichel den Klima- und Umweltpreis, den die Bürgerstiftung für den Landkreis Fürstenfeldbruck und die Süddeutsche Zeitung vergeben haben. Das Preisgeld in Höhe von 500 Euro hilft der Schule bei der Fortsetzung des Projekts.

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