Brauchtum:Willibaldritt ist Kulturerbe

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Wichtigstes Fest im Jesenwanger Kalender: zwei Reiter beim Willibaldritt (im Hintergrund die Kirche) (Foto: Günther Reger)

Der Brauch in der Gemeinde Jesenwang erhält einen besonderen Stellenwert

Von Manfred Amann, Jesenwang

Der alljährlich um den Todestag des heiligen Willibald am 7. Juli in Jesenwang organisierte Willibaldritt wird als besonders schützenswert und förderwürdig in das bayerische Landesverzeichnis für immaterielles Kulturerbe aufgenommen. Außerdem schlägt die Staatsregierung auch eine Aufnahme in das Bundesverzeichnis vor. "Im Namen der Bayerischen Staatsregierung darf ich Ihnen zu der gelungenen Bewerbung herzlich gratulieren und mich bei allen bedanken, die mit ihrem großartigen Engagement die Bewerbung unterstützt haben", schreibt Bayerns Finanz- und Heimatminister Albert Füracker. Wegen der verfügten Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus könne die öffentliche Übergabe der Urkunde allerdings derzeit nicht stattfinden, werde aber nachgeholt.

Mit der Eintragung als Kulturerbe wird der größten Brauchtumsveranstaltung im Landkreis die gleiche Bedeutung zugemessen wie der Tölzer Leonhardifahrt, dem Kötztinger Pfingstritt, dem Further Drachenstich oder dem Augsburger Friedensfest. Der Willibaldritt geht auf ein Gelöbnis zurück, das im Jahre 1712 Jesenwanger Bauern ablegten. Sie beteten zum heiligen Willibald, er möge ihre Tiere vor einer Seuche schützen, die damals in der Region wütete. Da sie erhört wurden und angeblich kein Tier mehr verendete, findet seit über 300 Jahren ein Umritt mit Pferdesegnung statt, der mit dem Durchritt durch die Kirche einmalig in ganz Europa ist. Der Freundeskreis St. Willibald richtet das Fest zu Ehren des Heiligen seit über 40 Jahren aus und wurde 2018 dafür vom damaligen Heimatminister und heutigen Ministerpräsidenten Markus Söder mit dem Heimatpreis ausgezeichnet. Kaum war die positive Nachricht, dass sich der Ministerrat der Staatsregierung für die Aufnahme ausgesprochen habe, am Dienstagfrüh beim Vorsitzenden des Freundeskreises, Martin Schmid, angekommen, ging sie herum wie ein Lauffeuer. Zu den ersten Gratulanten zählte Bürgermeister Erwin Fraunhofer, der die Arbeit der Willibaldfreunde auch als wesentlichen Beitrag für den Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft und als identitätsstiftend würdigte.

Das Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes wurde von der Unesco-Generalkonferenz im Jahr 2006 in Kraft gesetzt. Wesentliches Kriterium für die Aufnahme ist, dass Menschen im Bewusstsein um die Bedeutung von Brauchtum ihre Traditionen und Werte, ihr Wissen und Können von Generation zu Generation aktiv weitergeben. "In Jesenwang ist dies auf jeden Fall so, deswegen haben wir uns auch beworben", verrät Vereinschef Schmid. Der Dank gebühre allen Mitgliedern aber auch der Gemeinde, die die Organisation des Willibaldritts stets unterstütze. Bei der Antragstellung hatten unter anderem Kreisheimatpflegerin Susanne Poller, die Historikerin und stellvertretende Leiterin des Museums Fürstenfeldbruck, Barbara Kink, und Ex-Kreisheimatpfleger Toni Drexler mitgewirkt. "Als immaterielles Kulturerbe anerkannt zu werden, ist auch ein Zeichen der Wertschätzung und Anerkennung für den persönlichen Einsatz im Zusammenhang mit dem Erhalt und der Weitergabe von Traditionen", schreibt Heimatminister Füracker. Dieses ehrenamtliche Engagement sei zudem "Ausdruck gelebter Heimatverbundenheit" und leiste einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der kulturellen Vielfalt in Bayern. Die Eintragung ins Landesverzeichnis ist sofort wirksam.

© SZ vom 03.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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