Brauchtum:Der Meeresgott als Nikolaus

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Eine beliebte Adventsveranstaltung der Wasserwacht findet in Mammendorf wieder einen großen Zulauf. Aus dem Badesee taucht ein Neptun auf und verteilt an die Kinder Geschenktüten mit Süßigkeiten und Obst

Von Manfred Amann, Mammendorf

Ein kalter böiger Wind trieb am Samstagabend immer wieder Wellenstöße über den Badesee in Mammendorf. Die bunten Lichter, die um die Wasserwachtstation ein Segelschiff zeichneten, das sich im Wasser auf den Wellenrücken tanzend spiegelte, machte es für die Kinder schwer, den Neptun rechtzeitig zu entdecken, bevor er im Wasserrauschen dem See entsteigen wird. "Ich kann mich noch gut erinnern, wo er letztes Jahr aufgetaucht ist", sagte Paul und zerrte seine Mutter und Schwester Frieda zum Seeufer. Dort leuchteten bereits einige Kinder in Gummistiefeln über den See, doch lange vergeblich. Immer wieder flackerte ein Licht am gegenüberliegenden Ufer auf. "Da wir die Badeinsel wegen der Haftpflichtgeschichte rausgenommen haben, müssen wir das kleine Begrüßungsfeuerwerk für den Meeresgott erstmals am Ufer zünden", erzählte Michaela Kleemann, Leiterin der Wasserwacht Mammendorf.

Da staunen die Kleinen: Dem Mammendorfer Badesee entsteigt Andreas Nauman in der Verkleidung als Neptun. Als Wassergott will er die Kinder natürlich nicht erschrecken, sondern mit einer Tüte voller Überraschungen Freude bereiten. (Foto: Günther Reger)

Außerdem habe man unter Wasser keine Leine gespannt, an dem Neptun mit seinem Begleiter in der Regel entlang taucht. "Der Badesee ist heuer deutlich weniger tief als die anderen Jahre", so Kleemann weiter, daher müssten Andreas Nauman als Wassergott Neptun und seine Schwester Sonja als Sicherungsbegleitung mit dem Kompass vom Stationshäuschen bis zu der Stelle am Ufer finden, an der der Wassergott auftauchen soll. Während nach und nach immer mehr Kinder ans Seeufer drängten, lauschten die Erwachsenen bei Glühwein und Bratwürsteln den weihnachtlichen Weisen, die der Mammendorfer Bläserkreis Da Capo unter Leitung von Bettina Brunner darbrachte. Andere wiederum wärmten sich an den Feuerstellen, deren Flammen wild im Wind flackerten. "Wir hatten schon überlegt, wegen des Windes keine Feuer anzuzünden", verriet Kleemann. "Aber damit die Besucher nicht frieren müssen, haben wir es dann doch getan." So kalt sei es aber nun auch wieder nicht, meinte eine Frau. Sie komme schon her, seit es das Winterspektakel gibt und habe schon feuchtkalte Regentage, tiefen Schnee und Eiseskälte hier erlebt, so dass der See sogar zugefroren gewesen sei.

Wenn das Feuerwerk über dem Mammendorfer See knallt und leuchtet, dann beginnt am Ufer die Verteilungsaktion des Neptuns. (Foto: Günther Reger)

Nicht nur einmal habe man die Eisdecke aufbrechen müssen, um einen Ausstieg für Neptun zu haben, erinnerte sich einer der etwa 35 Helfer, die dafür sorgten, dass sich die Besucher wohl fühlten. Als plötzlich vom Ufer her mehrfach zu hören war "Da ist er, ich sehe sein Licht!" zog es auch die Erwachsenen an den See und es kam dort zu einem Gedränge, wo unter einer Plane 350 Geschenktüten lagerten. Sie waren mit Süßigkeiten, Obst und Überraschungen gefüllt und heiß begehrt. Kaum war der mit einem Tarnnetz als Schlingpflanzenersatz umschlungene Meeresgott den Fluten entstiegen und hatte sich ans seichte Ufer geschleppt, knallten Feuersterne und -streifen in den Himmel und es begann das Verteilen der Tüten. Dabei wurde Neptun wegen des Andrangs von Mitgliedern der Wasserwacht unterstützt. "Und aufpassen müssen wir, denn manches Kind stellt sich mehrmals an, um an eine zweite oder dritte Tüte zu kommen", meinte lachend ein Helfer. "Um ausreichend Geschenktüten vorbereiten zu können, sind wir stets auf Spenden angewiesen", sagte Michaela Kleemann. Dankbar sei die Wasserwacht, dass man jedes Jahr wieder mit der Spendenbereitschaft fest rechnen könne, denn nur so habe man die Gewissheit, die Adventsveranstaltung ins Winterprogramm einplanen zu können. "Sollten Geschenktüten übrig bleiben, geben wir diese an die Kinderbetreuungsstätten ab", so die Vorsitzende. Unterstützung gewähre auch die Gemeinde, von der man die Verkaufsbuden gestellt bekomme. Außerdem sei man dankbar, dass das Rote Kreuz Fürstenfeldbruck ihren technischen Zug mit Mannschaft immer wieder zur Verfügung stelle. So habe man genügend Strom und könne das Seeufer gut ausleuchten.

© SZ vom 16.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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