Puchheim:Kühle Volksfestbilanz

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Nasskalt und verregnet: Am Eröffnungstag findet das Heimattreffen mit dem Landkreis Freyung-Grafenau statt. (Foto: Jana Islinger)

Nach nasskalten Tagen sagt der Festwirt, er sei gerade noch mit einem blauen Auge davongekommen. Politiker sehen das Ergebnis positiver.

Von Elisabeth Grossmann, Puchheim

Regen, Schnee, Kälte. Die verlängerte Volksfestwoche in Puchheim hat genau dieses schmuddelige Wetter abbekommen. Für viele ist die Volksfestsaison gleichbedeutend mit Frühlingsanfang, mit langen, warmen Nächten und ausgelassener Stimmung in Tracht und Janker. Ersteres war den Puchheimern dieses Jahr nicht vergönnt, heiße Partystimmung im Bierzelt hat es laut Veranstaltern trotzdem gegeben. Das Puchheimer Volksfest markiert gewissermaßen den Start der Volksfestsaison im Landkreis. Mila Zlatinov, verantwortlich für städtische Veranstaltungen, zieht trotz des größtenteils schlechten Wetters eine positive Bilanz. Festwirt Jochen Mörz hingegen beschreibt das diesjährige Fest mit den Worten "so wie das Wetter: bescheiden halt". Der Volksfestreferent Thomas Hofschuster teilt beide Sichtweisen und sieht 2024 mit "einem lachenden und einem weinenden Auge". Eins haben alle drei gemeinsam: sie freuen sich auf das kommende Jahr und zeigen sich zuversichtlich.

"Die ersten drei Tage waren total gut besucht", sagt Zlatinov. Auch Volksfestreferent Hofschuster ist mit dem ersten Wochenende zufrieden: "Freitag, Samstag und Sonntag war es voll. Wir hatten fast schon Oktoberfeststimmung." Diese drei Tage seien "sein lachendes Auge". Unter der Woche habe man aber deutlich gemerkt, dass der Volksfestplatz weniger besucht war. So positiv sieht der Festwirt Jochen Mörz die Woche nicht, er beschreibt sie als bescheiden. Er habe nicht den erwünschten Absatz erreicht, sei aber wegen des ersten gut besuchten Wochenendes noch mal "mit einem blauen Auge davongekommen". Die wenigen guten Tage könnten wirtschaftlich aber nicht die mehrheitlich schwachen ausgleichen. Er schenkte nach eigenen Angaben etwa 220 Hektoliter Bier aus, 2019 waren es noch 276. Sein Umsatz sei verglichen mit damals um etwa 30 Prozent eingebrochen. Das schlechte Wetter habe viele Besucher abgeschreckt. Von einem Misserfolg will Zlatinov dennoch nicht sprechen.

Beim Anzapfen (links: Volksfestreferent Thomas Hofschuster) ist das Festzelt gut besucht. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Auch im vergangenen Jahr trafen Volksfest und Aprilwetter in Puchheim aufeinander. Das Volksfest habe noch nie so schlechtes Wetter erlebt wie in den vergangenen beiden Jahren, findet Hofschuster. Zlatinov sagt: "Von meinem Gefühl her waren trotzdem mehr Leute da als 2023." Das erklärt sie sich mit der geringeren Angst vor Corona in der Bevölkerung. "Jetzt, da Corona in den Köpfen der Menschen weiter weg ist, sind sie nicht mehr so vorsichtig und wieder viel aktiver." Hofschuster pflichtet ihr bei: "Die Stimmung war gefühlt besser als vergangenes Jahr, obwohl das Wetter in etwa gleich schlecht war."

Verglichen zur Vor-Corona-zeit sei der Umsatz im Festzelt um etwa 30 Prozent eingebrochen, berichtet Jochen Mörz. (Foto: Jana Islinger)

Dieses Mal gab es außerdem gleich zwei neue Highlights im Programm: So fand erstmals das Heimattreffen "Made in FRG" statt, bei dem Menschen zusammenkamen, die ursprünglich aus Freyung-Grafenau oder dem Bayerischen Wald stammen. Mehr als 90 Gäste kamen zu dem Stammtisch, die Organisatoren werten dies als Erfolg. Trotzdem wird es ihn im nächsten Jahr vermutlich nicht mehr geben.

Bürgermeister Norbert Seidl mit (von links) Landrat Thomas Karmasin und dem Landrat von Freyung-Grafenau, Sebastian Gruber. (Foto: Jana Islinger)

Anders könnte es bei der zweiten Neuheit sein: den Boxkämpfen. Am Samstag fand, zum ersten Mal seit Jahrzehnten, wieder ein solcher Wettkampf im Festzelt statt. Der FC Puchheim präsentierte das Volksfestboxen, bei dem es unter anderem um oberbayrische Meistertitel ging. Vor 60 Jahren habe es bereits einmal einen Boxkampf auf dem Puchheimer Volksfest gegeben, berichtet der Geschäftsführer des FC Puchheim, Franz-Peter Jahn. Insgesamt gab es zehn Begegnungen, davon zwei Finalkämpfe der oberbayrischen Meisterschaften und acht Vergleichskämpfe. Die Teilnehmer waren zwischen 16 und 54 Jahre alt. Jahn sagt: "Sowohl die Stadt als auch die Besucher und die Kampfrichter waren sehr angetan von dem Event." Alle Beteiligten seien sich einig gewesen, dass man das Boxen nächstes Jahr wiederholen wolle. Diese Entscheidung müssen aber die Stadt und der Festwirt fällen.

Blasmusik unter weiß-blauem Zeltdach. (Foto: Jana Islinger)

Die Organisatorin jedenfalls berichtet von viel positivem Feedback sowohl von den Vereinen beim Festzug als auch von Gästen und dem Stadtrat. Festwirt Mörz hofft im kommenden Jahr dennoch auf einen deutlichen Schub bei den Besucherzahlen unter der Woche und besseres Wetter.

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