Fürstenfeldbruck:Glänzende Berufsaussichten

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Den Gesellenbrief in Händen: Theresa Hämmerle aus Landsberied, die zur Freisprechungsfeier von ihrer Ausbilderin Petra Ulrich von Brillen Wachter begleitet wird. (Foto: Johannes Simon)

Südbayerische Optikerinnung überreicht 238 jungen Frauen und Männern die Gesellenbriefe. Darunter eine Absolventin aus dem Landkreis, die bereits das nächste Etappenziel vor Augen hat.

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

In die Freisprechungsfeier der südbayerischen Innung für Augenoptik und Optometrie mischen sich am Donnerstag ein paar nachdenkliche Worte. Dabei geht es im Stadtsaal um den Fachkräftemangel und um die Krisen wie Corona, Krieg in der Ukraine und Inflation, mit denen sich die jungen Frauen und Männer in ihrer dreijährigen Ausbildung herumschlagen mussten und die kein Ende zu nehmen scheinen. Und doch dominiert an diesem Nachmittag die Freude. Die Freude, die Ausbildung geschafft zu haben und das Abschlusszeugnis in Händen zu halten. Eine junge Frau unter den 238 Absolventinnen und Absolventen scheint sich ganz besonders zu freuen. Schließlich hat sie ein Heimspiel: Theresa Hämmerle aus Landsberied, die von ihrer stolzen Ausbilderin begleitet wird - Petra Ulrich vom Fürstenfeldbrucker Optikergeschäft Brillen Wachter.

Die 19-Jährige strahlt übers ganze Gesicht, und die Optikermeisterin ist stolz - völlig zu Recht. Bevor es ans festliche Büffet geht, blicken sie noch einmal zurück - ganz ohne Zorn - und voraus mit einer gehörigen Prise Optimismus. Dabei muss der Ausbildungsbetrieb an der Fürstenfeldbrucker Hauptstraße nun auf eine geschätzte und engagierte Mitarbeiterin verzichten. Denn Theresa Hämmerle wechselt nach Beendigung der Ausbildung zu einem anderen Optiker, um weitere Facetten dieses anspruchsvollen Berufs kennenzulernen. Auch aus heutiger Sicht sei die Berufswahl richtig, "die Arbeit in einem tollen Team hat Spaß gemacht." Abends oder an Samstagen arbeiten? Kein Problem! Das noch fern scheinende nächste Etappenziel hat sie bereits fest im Blick: die Meisterprüfung.

Applaus, Applaus: 238 junge Absolventinnen und Absolventen erhalten ihre Gesellenbriefe und können stolz auf ihre Leistung sein - die jungen Frauen sind sehr deutlich in der Mehrheit. (Foto: Johannes Simon)

Petra Ulrich findet das gut. Sie hatte mit Hämmerle damals eine gute Wahl getroffen und lässt diese nun sozusagen hinausziehen in die Welt. So wie das früher die Gesellen in den traditionellen Handwerksberufen machten. Ulrich führt gemeinsam mit ihrer Schwester einen echten Familienbetrieb mit insgesamt neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Später sollen die beiden Töchter, ebenfalls Augenoptikermeisterinnen, das Unternehmen in vierter Generation fortführen. Und während andere Optiker wegen des Fachkräfte- und Lehrlingsmangels bereits schließen müssen - wie jüngst die an der Schöngeisinger Straße ansässige Fürstenfeldbrucker Filiale von Brillen Winkler - ist Petra Ulrich zuversichtlich. Sie habe bisher immer Glück gehabt und ausreichend Nachwuchskräfte gefunden - auch wenn es in den kommenden Jahren in der Branche enger werden könnte.

Auf jeden Absolventen kommen aktuell etwa drei offene Stellen

So kommen auf jeden Absolventen aktuell etwa drei offene Stellen, wie Rainer Hankiewicz, Obermeister der Südbayerischen Innung für Augenoptik und Optometrie, sagt. Ulrich: "Wir haben aktuell noch einen weiteren Lehrling, der ins dritte Lehrjahr kommt." Gleichwohl sieht sie die Entwicklung in der Branche wie auch im gesamten Handwerk nicht ohne Sorgen. Von der Politik erhofft sich die Optikermeisterin Impulse fürs Handwerk. Dessen Image und Stellenwert gelte es zu stärken. Theresa Hämmerle hofft, dass die Vergütungen etwas aufgebessert werden. In großen Ketten wie Fielmann oder Apollo sieht Petra Wachter übrigens keine gar so übermächtige Konkurrenz. Gegen diese Akteure könne sich ein Familienbetrieb mit vielen Stammkunden und einer individuelleren Beratung sowie einer gewissen Spezialisierung auf komplexere Sehbedürfnisse durchaus behaupten.

Eine vielfältige Innenstadt mit familiengeführten Läden wünscht sich auch Oberbürgermeister Christian Götz (BBV), der am Donnerstag das Grußwort hält auf dieser ersten großen Freisprechungsfeier in Fürstenfeld seit Corona. Die jungen Frauen sind deutlich in der Mehrzahl, als Bester des Jahrgangs 2023 wird aber ein junger Mann geehrt: Antonio Lorenzo Stocker.

"Sie haben es durchgezogen", sagt Hankiewicz anerkennend und ruft die Gesellen dazu auf, weiter zu lernen und sich in der Innung zu engagieren. Mit einer universellen, breit gefächerten Ausbildung seien alle nun gut gerüstet für einen abwechslungsreichen Beruf, ergänzt Roland A. Frank, der Vorsitzende des Gesellenprüfungsausschusses. "Dieser Tag ist einmalig in Ihrem Leben!" So sehen das auch Theresa Hämmerle und Petra Wachter, die nun gemeinsam mit all den anderen Gästen gebührend feiern.

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