Breze für 1,50:Backwaren werden teurer

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Resch sollten sie sein, die Brezen, und am besten mit Butter bestrichen. (Foto: Johannes Simon)

Die Bäcker-Innung geht wegen gestiegener Löhne und Produktionskosten von weiteren Preiserhöhungen in den kommenden Monaten aus.

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Wird eine Breze in der Bäckerei schon bald 1,50 Euro kosten? Die in der Fürstenfeldbrucker Innung zusammengeschlossenen Bäcker schließen diese Preissteigerung nicht aus. Steigende Produktionskosten und die Lohnsteigerungen könnten sie dazu zwingen, die Preise bereits in den nächsten Monaten erneut anzuheben. So schätzt die Situation jedenfalls Innungsobermeister Werner Nau aus Grunertshofen ein. Und seine Bäckerkollegen stimmen ihm bei der Jahresversammlung der Innung in Fürstenfeldbruck zu.

Dass eine Brezen zu 1,50 Euro auch noch gekauft wird, hat Kreishandwerksmeister Franz Höfelsauer beim Einkaufen in Schärding feststellen müssen. In der oberösterreichischen Stadt am Inn, in der wie in Bayern die Laugenbrezen traditionell gebacken werden, müsse der Bäcker diesen Preis verlangen. Dass die Preise steigen müssten, dass es Preiserhöhungen zwischen zehn und 30 Prozent bis zum Jahresende geben könnte, schließt Nau nicht aus.

Einer der größten Kostentreiber im energieintensiven Handwerk sind Strom und Gas. Nau ärgert sich darüber, dass die Politik einen Strompreisdeckel bei 40 Cent für die Kilowattstunde verfügt hat, der ihm nichts bringe, weil sein Kilowattstundenpreis darunter liege. Dennoch liefen jetzt pro Monat 6000 Euro mehr Stromkosten auf.

Kreishandwerksmeister Franz Höfelsauer (von links) und der Vorstand der Bäcker-Innung, Maximilian Hünsche, Obermeister Werner Nau Obermeister und Ulli Drexler mit Andrea Bayreuther von der Kreishandwerkerschaft bei der Jahresversammlung der Bäcker. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Teurer werde es auch durch die Erhöhung des Mindestlohns und die Anpassung der Löhne insgesamt. Nau hält es für völlig richtig, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besser bezahlt werden und ermahnt Kollegen, die er nicht beim Namen nennt, ihren Verpflichtungen nachzukommen, die Löhne rechtzeitig zu überweisen. Darüber habe es Klagen gegeben, so Nau, das dürfe nicht vorkommen.

Höhere Kosten als Industrie

Der Obermeister, der inklusive seines eigenen nur noch zwölf handwerklich backende Betriebe vertritt, verwies in diesem Zusammenhang auf die industrielle Fertigung von Backwaren. Er ist nicht angetan davon, dass die allermeisten Kunden ihre Backwaren im Supermarkt erstehen und nicht im Laden des heimischen Bäckers. "Wir handwerklich backenden Betriebe haben nur noch zehn Prozent Anteil, aber viel höhere Kosten als die Industrie", kritisiert der Bäckermeister, der seine Backstube und Hauptfiliale in Grunertshofen hat.

Der Blick der Handwerker geht durchaus immer wieder zu den Betrieben der Brotwirtschaft. Die hat mit der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) nun einen neuen Tarifabschluss erzielt. Nach langen und schwierigen Verhandlungen hätten sich die NGG und der Arbeitgeberverband auf eine Erhöhung der Gehälter innerhalb von drei Jahren um 9,9 Prozent verständigt, teilt die Gewerkschaft mit. Die Ausbildungsvergütungen erhöhen sich demnach um 200 Euro je Ausbildungsjahr bereits zum 1. Juni dieses Jahres, und die Nachtschichtzuschläge von 20 auf 50 Prozent. Für April und Mai dürfen die Beschäftigten mit einer Netto-Einmalzahlung von 725 Euro rechnen. Profitieren sollen davon die Angestellten bei Glockenbrot, Lieken, Wback und Jaus Bakery.

Anders als die Backwirtschaft, hätten die Handwerksbäcker keine Lobby, bedauert der Obermeister. Franz Höfelsauer, selbst Bäckermeister, fordert die Handwerker auf, auf die Abgeordneten zuzugehen: "Die müssen sich dafür einsetzen, dass Bäcker und Metzger günstig produzieren können." Höfelsauer gibt die Hoffnung zwar nicht auf, dass es weiterhin handwerklich backende Betriebe geben werde, aber allein in diesem Jahr werde damit gerechnet, dass in Deutschland 700 Handwerksbäcker schließen müssten.

Noch kein einziger Lehrvertrag

Das liegt nach Meinung der Bäcker auch an zu wenig Fachpersonal und am Desinteresse von Schulabsolventinnen und -absolventen. Kämen dann Schüler zu einem Praktikum, müsse man viel Zeit aufwenden, um sie für den Beruf zu interessieren. Bislang gebe es in diesem Jahr noch keine Anmeldung für einen Lehrvertrag. Franz Höfelsauer rechnet erst im Juni oder Juli mit den ersten Interessenten für Bäckerei, Konditorei und Verkauf.

Der von der Staatsregierung initiierte "Tag des Handwerks" müsse inhaltlich verbessert und anders organisiert werden, kritisierte der Kreishandwerksmeister. Es dürfe nicht sein, dass sich ganze Klassen zu einem Besuch in der Backstube anmeldeten. Das könne kein Betrieb leisten. Vielmehr sollte jenen Schülerinnen und Schülern, die ein gesteigertes Interesse an den Berufen zeigen, mehr Zeit gegeben werden, sich ihren Traumberuf im Handwerk genau anzuschauen.

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