Fürstenfeldbruck:"Es ist ja egal, was an dem Abend heilig ist"

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Axel Lämmle bezeichnet sich selbst als Atheisten, feiert aber Weihnachten mit einem Christbaum. (Foto: privat/oh)

Axel Lämmle ist Atheist, feiert aber trotzdem mit der Familie Weihnachten. Wie das funktioniert und was ihm an Star Trek so gefällt, erzählt er der SZ.

Von Ingrid Hügenell, Fürstenfeldbruck

Mit Religion hat Axel Lämmle, 51, aus Fürstenfeldbruck nichts am Hut. "Wenn man ein bisschen nachdenkt, kommt man darauf, dass da nicht viel dahinter ist", sagt er. Trotzdem feiert er mit seiner Partnerin, den Eltern und den Kindern Weihnachten, "traditionell, aber explizit religionsfrei". Damit habe auch niemand in seiner Familie ein Problem, sagt Lämmle.

Schon seine Kindheit sei nicht von Religion geprägt gewesen, erzählt der frühere SPD-Stadtrat: "Ich war nie ein verwurzelter Christ." Das hat sich auch nicht dadurch geändert, dass Lämmle in der katholischen Schule des Klosters Sankt Ottilien unterrichtet wurde und dort sogar im Internat war. "Man hat das halt so mitgemacht", sagt er. Seine Eltern seien "klassische Vereinskatholiken".

Sich selbst nennt er einen "kämpferischen Atheisten", wenn auch nicht organisiert. Menschen, die keiner Religionsgemeinschaft oder Sekte angehören, können in den Bund für Geistesfreiheit eintreten, der in ganz Bayern etwa 8000 Mitglieder hat. Lämmle gehört nicht dazu. Der Fahrlehrer zeigt seine Haltung beispielsweise auf seiner Facebook-Seite. Dort hat er zum Nikolaus ein Bild des Heiligen gepostet, das eine große Ähnlichkeit zeigt zum Klingonen Worf aus der Star-Trek-Serie "Die nächste Generation". Die Weltanschauung der Sciene-Fiction-Serie gefalle ihm tatsächlich, sagt Lämmle: "Das Egalitäre, und dass die Gemeinschaft weg ist von der Fixierung auf Geld und Besitztümer."

Laut dem dem Statistikportal Statista waren 2021 in Bayern etwa sechs Millionen oder 45,7 Prozent der Menschen katholisch, 2,2 Millionen oder gut 17 Prozent evangelisch. Dazu kommen Alt-Katholiken und orthodoxe Christen. Nicht ganz zwei Drittel der Bayern gehören also einer christlichen Kirche an, Tendenz sinkend. Lämmle spricht dennoch von einer Minderheit und ärgert sich darüber, dass überall Kreuze oder sogar Kruzifixe hängen, die Kirchenglocken zu frühen Zeiten läuten, "und dass man für viel Geld austreten muss". Er schimpft über "Beschäftigte in Fantasieklamotten, die schlau daherreden, aber nichts zum wirklichen Leben beitragen". Unverständlich sei ihm, warum die Kirchen in den Rundfunkräten stark vertreten sind und auch, "dass der Pfarrer Motorräder segnet , und es wird nicht hinterfragt".

Seine Kinder sind natürlich nicht getauft, sie wachsen religionsfrei auf. Weihnachten zu feiern, ist für Lämmle trotzdem kein Widerspruch. "Wir feiern die Familie, das ist unsere Neuinterpretation von Weihnachten." Im Dezember bekommen die Kinder Adventskalender, und es gibt auch einen Weihnachtsbaum, den Lämmle mit den Kindern jedes Jahr selbst fällt, bei der von Hundt'schen Forstverwaltung bei Dachau. Die Partnerin backt, wenn auch nicht aufwendig. Vanillekipferl sollten dabei sein, "die mögen alle gern". "Das volle Programm", sagt Lämmle und lacht.

Die Familie kommt am 24. Dezember am frühen Nachmittag zusammen, dann kochen und essen die sieben bis acht Personen gemeinsam. Danach gibt es ganz klassisch die Bescherung für die Kinder. Lämmle hat drei Kinder von zwei Frauen, die älteren Kinder seien an Heiligabend bei ihrer Mutter, sagt er. Die Bezeichnung ist für ihn kein Problem: "Es ist ja egal, was an dem Abend heilig ist".

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