Wo sollen Geflüchtete im Landkreis unterkommen? Diese Frage stellt sich mit wachsender Dramatik das Fürstenfeldbrucker Landratsamt. Landrat Thomas Karmasin (CSU) sah sich am Ende der letzten Kreistagssitzung vor Weihnachten zu dem Hinweis veranlasst, dass man "mit den Beherbergungsmöglichkeiten am Ende" sei. Zum Jahresende schließt der Amperpark in Emmering, in dessen ehemaliger Tennishalle seit etwa einem Dreivierteljahr Platz für etwa 300 Geflüchtete aus der Ukraine war. Ein Großteil von ihnen wurde schon verlegt. Den Vertrag zu verlängern, sei nicht gelungen, ließ Karmasin wissen.
Schon mehrfach hatte Karmasin, auch als Präsident des Bayerischen Landkreistags, davor gewarnt, dass die erneut steigende Zahl von Asylbewerbern die Kommunen überfordern würde. Durchschnittlich werden dem Landkreis pro Woche 50 neue Flüchtlinge zugewiesen. "Die Lage ist sehr dramatisch", sagte er nun und verband es mit einem Appell: Wenn jemand Hallen zur Verfügung stelle, sei er "sehr dankbar". Eine gerechte Verteilung auf die Orte, wie das nach der Zuwanderung 2015 geschehen war, sei allerdings nicht mehr möglich. Man nehme "jede Halle, wo auch immer sie steht". Schulturnhallen zur Verfügung zu stellen, wie das ebenfalls nach 2015 geschah, ist für Karmasin indes "keine Perspektive".
Karmasin führte auch das Beispiel aus dem Landkreis Ebersberg an, in dem nun "der Sitzungssaal bereits belegt ist". Im Sitzungssaal des früheren Sparkassengebäudes am Ebersberger Bahnhof, in dem in den vergangenen Jahren auch Sitzungen des Kreistags stattfanden, sollen nun Geflüchtete unterkommen. Auch die Fürstenfeldbrucker Kreisräte sollten sich nicht wundern, wenn sie künftig zur Sitzung ins Landratsamt kämen und der große Sitzungssaal als Unterkunft verwendet würde, sagte Karmasin. Konkrete Planungen dafür aber gibt es noch nicht. Es könne allenfalls eine kurzfristige Übergangslösung sein, "bevor Menschen erfrieren", konkretisierte Landratsamtssprecherin Ines Roellecke auf Nachfrage der SZ.